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- Sep 14, 2019, 9:20 PM
- ⛅ 8 °C
- Altitude: 559 m
- PolandPodkarpackie VoivodeshipGmina Ustrzyki DolneJamna Górna49°35’39” N 22°37’24” E
Auf nach Arłamów
September 14, 2019 in Poland ⋅ ⛅ 8 °C
6. Tag
Wir fahren weiter durch Kleinpolen. Über Nowy Sącz / Neu Sandez, das als Hauptstadt der Region gilt, die polnische Toskana genannt wird, gelangen wir nach Gorlice / Görlitz und erreichen wieder das Karpatenvorland. Um 1530 hatte ein königlicher Hofbeamter aus Krakau die Konzession für den Goldbergbau erhalten. Beim Ausheben der erforderlichen Gräben für Pumpwerke und Dämme stieß man auf Bergwachs- und Erdöllagerstätten, ohne diesen Funden Beachtung zu schenken. Der Bevölkerung dienten diese Substanzen als Wagenschmiere und Allheilmittel gegen verschiedenste Hautkrankheiten und Beschwerden. Nach der Errichtung erster Bohrtürme und Rohrleitungen, wurde in Gorlice Ende des 19. Jahrhunderts die polnische Petroleumindustrie begründet. Hier arbeitete auch Ignacy Łukasiewiczt, der Erfinder der Petroleumlampe wurde. Eine als Denkmal errichtete Nachbildung der Lampe dient heute als Wahrzeichen.
Neben eindrucksvollen Holzkirchen treffen wir immer wieder auf Zeugnisse von Kämpfen zwischen russischen und deutsch-österreichischen Truppen während des Ersten Weltkrieges. In der Schlacht von Tarnow-Gorlice im April 1915 gelang der Durchbruch durch durch die russischen Stellungen, der zu einer schweren Niederlage der russischen 3. Armee führte. In der sich anschließenden Offensive konnte Lemberg, die Hauptstadt Galiziens, zurückerobert werden. In der weiteren Folge des Durchbruchs wurde bis zum Ende des Sommers 1915 ganz Russisch-Polen von den Armeen der Mittelmächte besetzt.
In der gut einwöchigen Schlacht hatten die Mittelmächte 40.000 Tote und Verwundete, während die russische Armee mehr als 100.000 Tote und Verwundete hatte und etwa 250.000 Soldaten in Gefangenschaft gingen.
Ein kleiner Ausflug bringt uns in die Slowakei zum berühmt-berüchtigten Dukla-Pass, der die Slowakei mit Polen verbindet. Als einer der leichtesten Übergänge bot er sich als alter Handelsweg an, aber auch als ein bevorzugtes Einfallstor für nach Westen strebende östliche Heere. Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg war er hart umkämpft, wie alle Karpatenpässe. Über diesen Pass zogen 1968 auch die russischen Truppen, um den Prager Frühling zu beenden.
Der erste eindrucksvolle Ort in der Polnischen Toskana ist die Stadt Sanok. Hier dauerte der Zweite Weltkrieg aber länger als bis zum Abzug der deutschen Truppen. Denn der Bürgerkrieg zwischen der ukrainischen Aufstandsarmee DPA und der polnischen Armee dauerte bis 1948 und hatte die Vernichtung und Zerstörung vieler Dörfer zur Folge. Das letzte dramatische Ereignis war die Aktion „Wisla“, bei der die ukrainische Bevölkerung in die westlichen Gebiete ausgesiedelt wurde.
Ein Hit ist das auf einem Hügel liegenden 4-Sterne-Hotel Arłamów, heute ein Erholungs-, Konferenz- und Sportzentrum. In den Jahren 1970-1990 gehörte das durch die Aktion „Wisla“ entvölkerte Dorf mit 23.000 ha zum Erholungszentrum des Amtes des Ministerrates. Der Bau des Zentrums wurde zu Beginn der 1960er Jahre während der Sekretariatszeit von Władysław Gomułka geschaffen. Hier befand sich ein Jagdrevier, zu dem Edward Gierek befreundete Führer anderer Länder einlud, u.a. Leonid Breschnew, Alexej Kosygin, Andrej Gromyko, Erich Honecker, Josip Broz Tito, Schah Mohammad Reza Pahlawi ,Frankreichs Valéry Giscard d'Estaing und den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Während der Zeit des polnischen Kriegsrechts wurde Lech Wałęsa hier von Mai bis November 1982 interniert. 1989 wurde das Regierungszentrum liquidiert.Read more