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  • Day 9

    1. Mal Couchsurfing

    April 14, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 30 °C

    Unser erster Gastgeber von Couchsurfing war leider ein Reinfall. Rodrigo. Er besteht auf Rocco. Bereits in der ersten Stunde fing er an meine Persönlichkeitsstruktur zu analysieren und zu bewerten. WTF?! Ab da an, war mir klar, dass es schwierig wird. Genauso schnell war klar, dass wir eigentlich für seine -und die seiner Freunde- komplette Versorgung zuständig sind: Essen, Kippen, Gras, Alkohol, Benzin, Wechselgeld... Selbstverständlich zahlen wir alles brav bzw. er nimmt es sich einfach, ohne zu fragen. Schließlich müssen wir dankbare Gäste sein -so unser Empfinden. Nicht nur, dass wir ihn ungewollt mit durchziehen, sondern zudem sind wir auch für seinen Applaus zuständig. Während er wie ein Presslufthammer auf uns einredet und sich ereifert uns von seinen unzähligen Heldengeschichten zu berichten, schreit mein Inneres nach dem Notausgang. Der ist allerdings versperrt. Um uns herum ist nur Dschungel und ein See mit Krokodilen. Ich will einfach nur weg. Oder wenigstens soll er uns auch was von dem Koks abgeben, womit er sich augenscheinlich, zwischen seinen ganzen Monologen, die Nase pudert. Kai erträgt es mit stoischer Gelassenheit, während er in seinem Gemüsegarten ackert. Aber für das Wegkommen sind wir leider auf Rocco und seinen Jeep bzw. auf seinen good-will angewiesen, da wir im Nirgendwo ohne jegliche Infrastruktur unser Dasein fristen. Deswegen bleiben wir zwei verdammt lange Nächte. Rocco findet es schade, dass wir nicht länger bleiben wollen und ist sichtlich enttäuscht. Er fährt uns aber widerwillig am nächsten Tag nach Bacalar Downtown.
    Immer noch jeglicher Selbstbestimmung enteignet, fährt uns Rocco zu einem Hostel seiner Wahl, nach Bacalar Lagoon. Der Hostelbesitzer ist sein Kumpel. Es ist eines der dreckigsten Zimmer, im denen ich bisher jemals geschlafen habe (das Bettzeug, Sitzgelegenheiten und der komplette Boden sind übersät mit Mäusekötteln und Insekten) . Keiner hat sich die Mühe gemacht, diese wegzufegen. Das Badezimmer ist eine Kloake. Mein Protest fällt in Gegenwart von Rocco nur noch schwach aus. Wir sind wehrlos und wir nehmen das Zimmer für eine Nacht, wohlwissend, daß wir hier nicht schlafen können. Er will im Anschluss noch zu Los Rapidos fahren und mit uns schwimmen gehen, aber Kai schafft es endlich ihn loszuwerden. Wir sind endlich wieder FREI. Auch wenn wir die halbe Nacht, draussen auf Liegestühlen am Ufer der Lagune schlafen, da das Zimmer wirklich zu schlimm ist, haben wir eine gute Lektion mitgenommen. Die andere halbe Nacht sprechen Kai und ich nämlich über das Geschehene und wir wollen lernen, besser Grenzen zu setzen und sich ggf. schneller aus einer unangenehmen Situation zu befreien, auch wenn man dem anderen vermeintlich dankbar sein müsste und das Gefühl hat in irgendeiner Bringschuld zu stehen.
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