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  • Day 61

    Das Dorf der Zauberpilze

    June 5, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir sind in einem Bergdorf in einer Höhe von 2700 Metern, in dem sich das Leben der Menschen hier ausschließlich um Zauberpilze, genauer gesagt um Psilocybe mexicana (auch Mexikanischer Kahlkopf oder Gott-Pilz genannt) dreht. Überall werden sie einem angeboten, selbst unser Hostel hat seine Rezeption unübersehbar mit Zauberpilzen geschmückt und man kann diese dort ganz offiziell erwerben, obwohl sie eigentlich auch in Mexiko illegal sind. Wir laufen mit einigen anderen Touristen zu einem Haus in dem Dorf, was uns empfohlen wurde um die Zauberpilze dort zu kaufen. Es ist sehr schräg, den die Familie sitzt gerade beim Abendessen mit ihren Kindern, als unsere Gruppe da rein stürmt. Das scheint sie aber überhaupt nicht zu stören, sondern ganz im Gegenteil. Wir werden freundlich empfangen und jeder aus unserer Gruppe trägt also seinen Bedarf an Drogen vor. Dann wird die 12-Jährige Tochter mit uns eine Etage hoch geschickt und dort wiegt sie für jeden die gewünschten Zauberpilze und auch andere Drogen ab, die es in dem reichhaltigen Sortiment dort gibt. Ich fühle mich nicht besonders gut damit. In dem Dorf scheint dies allerdings eine völlige Normalität zu sein. Überall begegnen einem Pilze.: als Schmuck, Gartendeko, T-Shirts, dekorierte Möbel, etc. Und alle scheinen sie hier auch zu konsumieren. Wir treffen eine Menge Reisende aus aller Welt, die noch gar keine Erfahrungen mit halluzinogenen Pilzen gemacht haben und diese erstmals hier machen wollen. Im Nachgespräch waren alle glücklich, mit ihrer ersten psychedelischen Reise. Und ganz ehrlich, diese Kulisse mit den wolkenbehangen Bergen und den bewaldeten Wanderwegen bietet sich auch perfekt für einen Pilz-Trip an- als sei dieser Ort nur dafür gemacht. Wir hatten allerdings richtig Pech mit dem Wetter, da es während unseres Aufenthaltes dort, sehr, sehr viel geregnet hat und es dementsprechend kalt, nass und schlammig war. Nach kurzer Zeit waren alle unsere Klamotten nass und sind auch nicht mehr getrocknet. Ich hab mich mehrfach auf den glitschigen Wanderweg, lang gelegt, den wir am ersten Tag gelaufen sind. Für mich war es dadurch etwas ungemütlich und mir ist die Lust vergangen. Ich habe deswegen keine Zauberpilze gefuttert- Kai hat sich vom schlechten Wetter nicht davon abhalten lassen. Um sich ein bisschen aufzuwärmen, haben wir wieder eine mexikanische Schwitzhütte (Temascal) gemacht, aber dieses Mal war es leider ohne einen zeremoniellen Rahmen und einfach auch ein Touristen-Temascal. Es erinnerte mehr an eine schmutzige Lehmhütte mit heißen Steinen drin, die auch nicht richtig aufgeheizt haben. Schade.
    Richtig nett, war es jedoch dass wir Chen aus Israel, die wir am Strand in Zipolite kennen gelernt haben, hier zufällig wieder getroffen haben. Sie hat sich ganz alleine eine Hütte ohne fließend Wasser und ohne Strom in den Bergen gemietet und verbringt dort schon seit einigen Wochen ganz alleine ihre Zeit. Kai und ich und Alex aus Frankreich besuchen sie dort und kochen einen Abend zusammen. Unsere kläglichen Versuche ein Feuer zu entfachen, scheitern an dem feuchten Holz. Weil diese Unterkunft so romantisch anmutet, überlegt Kai, ob wir uns sowas auch mieten wollen, jedoch bin ich letztendlich doch dagegen, da es ununterbrochen aus Eimern schüttet und man aufgrund dessen nicht einmal ein Feuer machen kann um sich in der Kälte aufzuwärmen oder seine Sachen zu trocken. Chen hingegen überlegt, ob sie für immer hier bleibt, da sie sich dem gesellschaftlichen Impfzwang in Israel nicht aussetzen möchte und deswegen bereits auch schon längere Zeit ihr Land verlassen hat. Sie ist nicht die einzige auf unserer Reise, die wir getroffen haben, die ein "Impfflüchtling" ist. Mich stimmt es traurig, dass es Menschen dazu treibt, ihr Land zu verlassen.

    Nachtrag: Gerade als wir abreisen wollen, treffen wir durch Zufall, Freunde, von einem sehr guten Freund aus Köln. Die Welt ist ein Dorf. Wir verlängern dann doch nochmals unseren Aufenthalt um eine Nacht und letztendlich futtern wir alle zusammen die Zauberpilze und trippen gemeinsam im Wald. Es regnet zwar weiterhin auf uns drauf, aber der vertrippte Tag macht trotzdem Spaß mit Justus, Maria, Kai und mir.
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