• Kunst, Künstler und Mescal

    10 Jun 2021, Mexico ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Stadt Oaxaca ist voll mit Kunst jeglicher Art -Street Art, Galerien, Kunstmuseen, Künstlerkollektive und Kunstmärkte. Die Universität der bildenden Künste gibt es hier auch. Ich hatte das Glück mit zwei verschiedenen interessanten Künstler Zeit zu verbringen, die ich unabhängig voneinander zusammen mit meiner neuen Freundin Maria kennen gelernt habe. (Anm. d. Verf.: Maria und Justus haben wir in den Bergen in San Jose kennen gelernt, und seitdem hocken wir aufeinander. Wir haben alle zusammen einen gemeinsamen sehr guten Freund in Köln). Den einen Künstler haben wir in seiner Kunstgalerie aufgegabelt und den anderen auf dem Straßenkunstmarkt. Beide haben einen psychedelischen Stil in ihrer Kunst gehabt und beide haben unabhängig voneinander behauptet, der (angeblich) psychodelische Mescal würde sie unter anderem inspirieren. Wir wollten also wissen, was es damit auf sich hat und Maria und ich sind los gezogen. Diesmal war es umgekehrt als in San Cristobal und Kai hatte keine Lust auf Jück zu gehen und hat alleine im Hostel die Stellung -in der Hängematte- gehalten. (Später erzählte er mir, dass er sich die ganze Zeit Sorgen um meine Sicherheit gemacht hätte, da Oaxaca als gefährliches Pflaster gilt. Aber ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher oder gar bedroht gefühlt, sondern stets in angenehmer Gesellschaft.) Somit waren also die nächsten vier Abende für Maria und mich sehr alkoholgeschwängert. Mescal ist nämlich ein 40%-50% Schnaps von der Agave, welcher für mich weder inspirierend, noch psychedelisch gewirkt hat, sondern einfach nur sehr, sehr schnell völlig besoffen gemacht hat und einen gnadenlosen Kater nach sich gezogen hat. Die Stadt wimmelt allerdings nur vor den sogenannten Mescalerias, die diese bebida espirituosa (Übersetzung: spirituelles Getränk) anbieten und es von den Einheimischen verehrt wird. Ich bin wirklich nicht dahinter gekommen, ob es einfach total hip ist Mescal zu trinken, oder es wirklich auch etwas spirituelles für die Einheimischen birgt. Die beiden Künstler haben beide, unabhängig voneinander, zumindest letzteres behauptet. Man darf beim Mescal trinken auch keinen anderen "minderwertigen" Alkohol dazu konsumieren, da dies den Mescal in seiner Wirkung abwerten würde. Was es auf jeden Fall abwertet ist die Chance irgendwie halbwegs nüchtern nach Hause zu kommen. Wie schon gesagt: mir ist diese erweiterte Wirkung verborgen geblieben. Und der ganze Hype darum hat sich mir auch nicht wirklich erschließen können. Aber nichtsdestotrotz haben Maria und ich spannende, offene Menschen auf unseren Kneipentouren, die ja hier Mescaleriatouren heißen dürften, kennen gelernt. Die Gespräche waren viel über Kunst und Philosophie und viel tiefsinniger und geistreicher, als man das besoffen in einer Kneipe, ähhh sorry, Mescaleria erwarten würde. Vielleicht ist der Agaven-Schnaps doch kein üblicher Alkohol. Wer weiß... Was ich aber sicher gelernt habe: „Para todo mal, mezcal“ und „Para todo bien, también“ (Wenn’s schlecht läuft, Mezcal, und wenn’s gut läuft, ebenfalls.).
    Neben dem Hype auf den Mescal soll Oaxaca auch für die besondere Küche berühmt sein und das Kochen einer Mole (sämige Sauce aus Chillis, Nüssen und Schokolade, die zu Fleisch gereicht wird) ein streng gehütetes Geheimnis bei den Sterneköchen. Ich habe Mole Negro und Mole Rojo probiert, aber irgendwie ist der Geschmack von mexikanischem Essen immer derselbe, mit oder ohne Mole. Nur diesmal gab es noch tagelange Magen-Darm-Probleme dazu. Und ich möchte jetzt dazu sagen, dass Justus, der nicht die ganze Zeit Mescal gesoffen hat, die auch hatte. ;-)
    Baca lagi