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  • Day 79

    Ein Königreich für ein Zimmer

    June 23, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir campen nun seit 6 Tagen wild in menschenleeren, wüstenähnlichen Landschaften. Es ist ein spannendes Unterfangen, aber auch ziemlich asketisch. Wir schlafen eigentlich kaum eine Nacht richtig durch. Bei den extremen Temperaturschwankungen kann man sich nur schwer vernünftig anpassen. Meist ist es tagsüber sehr heiß mit Temperaturen von über 40 Grad und nachts kühlt es dann schlagartig runter auf unter 10 Grad und man friert im Zelt. Mit diesen extremen Temperaturschwankungen ist es aber noch nicht getan. Die Luftfeuchtigkeit wird nachts plötzlich so hoch, dass alles, Decken, Klamotten, Yogamatten, Haare, feucht-klamm werden, und es dadurch noch kälter und ungemütlicher wird im Zelt. Morgens ist es dann alles wieder staubtrocken. Es ist wirklich ein spannendes Phänomen, macht das draussen Schlafen, aber herausfordernd. Zudem schlafen wir auf dünnen Yogamatten, und so ein Sandboden ist nur in der ersten Stunde noch weich genug. Und dann kommen natürlich noch die alltäglichen Bedürfnisse hinzu, die jeder Mensch täglich nachgehen möchte. Auf Toilette gehen, ist nur noch draußen möglich, sich waschen geht nur noch im salzigen Meer. Ich will mich nicht beschweren: aber mittlerweile wünsche ich mir sehnlichst ein Zimmer. Egal was kost'. Ein Königreich für ein Zimmer! Ich träume von einer echten Matratze, und sand- und insektenfreie Bettdecken, und von der kuscheligen Wärme, die man morgens verspürt, wenn man wach wird. Und einer warmen Dusche. Sorry, ich verfalle in Träumereien. Wir campen, dann noch eine weitere Nacht im Nirgendwo. Auf unserer Weiterfahrt kommen wir plötzlich, an einem Hotel mit dem wunderschön klingenden Namen Alcatraz vorbei. Es klingt sehr verführerisch. Wir buchen uns ein und genießen und genießen.... das Bett, die nächtliche Wärme, ein Badezimmer. Wir verchillen und verschlafen vom Moment des Eincheckens bis zum Auschecken, sprich ca. 24 Stunden, ausschließlich im Zimmer. So schön!
    Danach lassen wir uns dummerweise noch darauf ein, eine Walbeobachtungstour mitzumachen. Es ist überhaupt nicht die Saison um die Grauwale zu sehen und eigentlich weiß ich das auch, da ich dies bereits mehrfach im Internet gelesen hatte. Diese kommen zwischen Januar und März in die warmen Buchten der Baja California um hier ihre Kälber zur Welt zu bringen und groß zu ziehen. Jedoch gibt es hier im Juli keine Grauwale zu sehen, da ihnen das viel zu warm ist. Die Frage ist, wer der Blöde ist: der Kapitän der uns die Walbeobachtungstour andreht, wohlwissend, dass gerade nicht die Saison ist und wir keine sehen werden. Oder ich, wohlwissend, dass gerade keine Saison ist, und wir keine Grauwale sehen werden, und trotzdem die Tour buche?! Außer Spesen nichts gewesen. Natürlich haben wir keine Grauwale gesehen. Pelikane haben wir gesehen, aber die gibt's hier überall. Ungefähr genauso so viele, wie es kleine Hunde auf dem Festland gibt. Kai liebt die kleinen Kläffer und beschmust jeden einzelnen von ihnen. Muss ich nicht verstehen. Ich liebe richtige Hunde.
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