• Ort der Kraft und Community

    6 Temmuz 2021, Meksika ⋅ ⛅ 32 °C

    Wir haben uns überlegt, dass uns der Norden von Mexiko bisher nicht so viel Glück gebracht hat und uns der Süden auch sonst um Längen besser gefallen hat. Wir brauchen einen Ort, wo wir erstmal eine Weile mit dem Welpen bleiben können um uns neu aufzustellen für die weitere Reise, da es nun leider mit dem Hund nicht mehr so geht, wie vorher. Also ab in den Flieger mit dem Hund (Busse nehmen uns ja nicht mehr mit) und zurück auf Anfang, in das Bundesland Yucatan, Mexiko. Dort stoßen wir durch einen glücklichen Zufall auf die kleine Hippie-Community Ixchel. Der Ort ist perfekt um Ruhe zu finden und irgendwo mal anzukommen und sich zu sortieren. Es ist ein Kraftort im Dschungel, mit einer kleinen, grünen, aber zum Baden geeigneten Cenote direkt vor der Nase. Das Krokodil das darin haust, ist nur ein ganz kleines, sagen die Bewohner und es herrsche eine friedliche Co-Existenz zwischen den Menschen und dem Krokodil. Das Beste ist aber, dass der Hund hier den ganzen Tag und Nacht rumlaufen kann, mit den anderen Hunden spielen kann, oder die Kinder Nola auf Trab halten. Die vorwiegend aus westlichen Ländern stammende Community ist unaufdringlich, wenig kommunikativ und wir kommen kaum miteinander in Kontakt, was aber nicht schlimm ist. Es ist einfach hier Sein zu können und keinerlei Aufgaben zu haben. Dreimal täglich wird veganes Essen für alle zubereitet und jeder kann mit Essen. Tagsüber wird Yoga praktiziert oder man bietet selber einen (esoterischen) Workshop an. Ich schwimme allerdings lieber täglich in der Cenote, hole viel Schlaf, in unserem voll ausgestatteten Glamping-Zelt nach, oder gehe mit Nola spazieren und versuche dem eigensinnigen Tier die ersten Manieren beizubringen. Obwohl ich dann immer noch sehr, sehr viel Zeit übrig habe, ist es leider nicht so, dass ich diese in irgend etwas Kreatives oder zum Lernen nutze, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. Umso mehr ich Zeit und Ruhe habe, umso weniger bin ich motiviert zu zeichnen, zu lesen, Spanisch zu lernen, auf Kais Ukulele zu spielen, Yoga mitzumachen, oder sonstiges. Irgendwie ist diese Erkenntniss ein wenig ernüchternd für mich selber. Nun ja,....vielleicht ist es auch einfach die Ruhe und die akute Nutzlosigkeit die ebenfalls wichtig ist zu lernen. Ich weiß es nicht. Fühlt sich ungewohnt an Tag um Tag (mittlerweile 7 Tage) so wenig produktiv zu sein.
    Da hier alles öko-bio-nachhaltig-vegan und gesund ist, gibt es hier weder tierische Produkte, wie Milch oder Eier, noch gibt es Kaffee, noch Produkte mit Zucker oder Gluten, geschweige denn Alkohol oder andere Drogen. Wir detoxen nun nicht nur vom Stress der letzten Tage, sondern ungewollt von Allem. Selbst meine Shampooflasche aus Plastik musste ich ebenfalls gegen eine Glasflasche mit ökologischem Shampoo austauschen-für 9 € eine Flasche. Ja, öko-veganer-bio Hippie zu sein, ist kein günstiges Vergnügen. Aber das ist mir ja schon lange aus meinem eigenen Lebensumfeld bekannt. Wie auch immer, es ist trotzdem sehr erholsam hier und das Sein in der Natur spendet uns wieder positive Energien. Die Natur ist aber leider nicht immer nur schön, sondern auch eklig und manchmal giftig. Und damit meine ich nicht das kleine Krokodil in der Cenote, denn das bleibt bis zu unserer Abreise ungesehen. Ich meine die vielen Fliegen und Ameisen die unsere Komposttoilette bevölkern und die man beim Toilettengang vom A*** fernhalten muss und bei mir eine psychische Verstopfung hervor rufen. Dazu kommt noch das giftige Krabbelgetiers. Denn bereits am zweiten Abend muss Kai zwei Skorpione und eine Tarantel aus unserem Zelt entfernen, denn ich hab zuviel Ekel beim Rausschmiss der ungebetenen Gäste zu helfen. Die abendliche Suche nach Getiers wird zum Ritual und bringt immer wieder weitere eklige, teils giftige Viecher hervor. Um die Hängematte schlängelt sich eine giftgrüne Baumschlange, als sich Kai dort hinein legen will. Spätestens als Nola mit einer kleinen, wahrscheinlich bereits vorher toten Schlange im Maul auftaucht und diese kräftig schüttelt, bin ich mir sicher, dass diese Dschungelidylle nun für uns enden muss, da der Welpe einen Schlangenbiss oder ähnliches nicht überleben würde, zudem Nola sich auch hauptsächlich draußen, sprich außerhalb vom Zelt, aufhält. Aber ich bin nun sowieso erholt genug, wenn auch weiter planlos. Trotzdem ist in meinem Kopf wieder Platz für kreative Lösungen zum Thema Reisen mit Hund. Ich bin wieder zuversichtlich.
    Okumaya devam et