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  • Day 301

    Gipfel und andere Pleiten :-(

    January 31, 2022 in Mexico ⋅ ☀️ 19 °C

    Nachdem wir uns mit unserem Autokäufer Louis angefreundet haben, verbringen wir ein paar Tage zusammen in Puebla. Eine Bastion des Katholizismus. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ist die alte Kolonialstadt einen Besuch wert. Denn es gibt neben den 1000 feudalen Kolonialgebäuden, auch noch 70 prunkvolle Kirchen, die man besichtigen kann. Ein Stadtspaziergang ist recht malerisch, jedoch auch an einem ausgedehnten Vormittag erledigt. (Wenn man keinen Kirchenkoller bekommen möchte.)
    Am nächsten Tag treffen wir Ekaterina aus Russland. Sie bereitet sich vor einen Vulkan zu besteigen, dessen Gipfel 4300 m hoch ist. Spontan, naiv und völlig unvorbereitet beschließen, Kai, Louis und ich uns ihr anzuschließen. Es ist ein Himmelfahrtskommando. Die Höhenkrankheit trifft, sowohl Kai, als auch mich, hart. Hinzu kommt die überhaupt nicht ausreichende Ausrüstung von uns Dreien. Nur Ekaterina ist bestens ausgestattet. Zuvor haben wir noch über sie und ihren großen Rucksack gewitzelt, und sie gefragt, ob sie den Mount Everest besteigen will. Nun versorgt sie uns notdürftig mit warmer Kleidung, Tabletten gegen die Höhenkrankheit und Wasser und Snacks. Wir alle haben nur Sommerklamotten und Turnschuhe an. Echte Wanderschuhe wären sehr hilfreich gewesen, so ist es für mich kaum zu schaffen, die steile Bergwand auf zwei Füßen hoch zu kommen. Teilweise mit Handreichungen und mit meinen Händen und Füssen überwinde ich die vermeintlich steilste Stelle. Das Atmen fällt schwer und alle 5 Meter muss ich Pausen machen, da ich sonst das Gefühl habe ohnmächtig zu werden. Noch immer eine Stunde vom Gipfel entfernt, gebe ich auf, nachdem ich feststellen muss, dass es noch steiler wird. Die anderen versuchen ihr Geschick, Zurück muss ich also nun alleine. Ich gebe zu teilweise auf allen Vieren und auf dem Hosenboden rutschend, überwinde ich die extrem steilen Stellen. Nach 7 Stunden bin ich wieder dort, wo wir angefangen haben. Kai kommt kurze Zeit nach mir unten an, er war ebenfalls nicht auf dem Gipfel. Zu steil, zu sehr aus der Puste, zu schwindelig. Louis und Ekaterina schaffen es. Wow!
    Völlig erschöpft wollen wir zurück ins Hostel fahren. Die Karre springt nicht an. Es wird dunkel. Zum Glück finden wir jemanden der uns Starthilfe für die leere Batterie gibt, so dass wir wenigstens hier wegkommen. Mittlerweile ist es spät. Kai sitzt am Steuer. Übermüdet wie er ist, fährt er über eine rote Ampel und saust sehr knapp an einem Fußgänger vorbei. Glück auf der einen Seite, denn er hat ihn nicht berührt, Pech auf der anderen Seite, denn hinter uns war direkt ein Polizist auf einem Motorrad. Er hält uns sofort an. Er ist sehr grantig und will einfach nicht einsehen, dass wir den Motor vom Auto anlassen müssen, da das Auto sonst nicht mehr anspringt. Er glaubt uns kein Wort und verdächtigt uns sogar abhauen zu wollen, was seine Grantigkeit noch verschärft. Also macht Kai den Motor aus, wohlwissend, dass das Auto gleich nicht mehr anspringen wird. Der Cop will Kai für 10 Tage im Haft nehmen, und das Auto beschlagnahmen, was für einen "Verkehrsdelikt" ohne wirklichen Schaden eine unangemessen hohe Strafe ist. Es ist mal wieder ein klarer Machtmissbrauch, und es ist auch klar, dass er Schmiergeld haben will und es eine teure Angelegenheit wird, Kai hier wieder raus zu kaufen. Der Cop versucht das Auto zu starten, was natürlich nicht anspringt. Ein bisschen Genugtuung empfinde ich, als das Auto nicht anspringt. Aber gut! Die Situation ist weiterhin beschissen. Letztendlich können wir den wütenden, korrupten Bullen auf umgerechnet 150 € runter hamdeln, was für ihn ziemlich genau ein halber Monatslohn ist. Angeblich will dieses korrupte Bullens**** noch Starthilfe geben und fährt los um ein Überbrückungskabel zu besorgen. Er kommt natürlich nicht wieder zurück. Mittlerweile ist es mitten in der Nacht und wir stehen bedröppelt und hilflos am Straßenrand. Aber zum Glück gibt es auch richtig hilfsbereite Mexikaner und wir bekommen in dieser Nacht noch Hilfe.
    Was für ein Tag! Trümmertours war wieder unterwegs. We survive. Das ist das wichtigste! Und am nächsten Tag, hatten wir eine gute Story zu erzählen, was uns alle wieder zum Lachen gebracht hat.
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