Jordanien

October - November 2022
A 29-day adventure by Trümmertours Read more
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  • Day 1

    Welcome to Jordan!

    October 7, 2022 in Jordan ⋅ ☀️ 24 °C

    Die Flügestrecke die man fliegen muss um nach Jordanien zu kommen, ist gelinde gesagt kompliziert und lang. Ich lande also nach viel zu vielen Flugstunden und nur mit einem Handgepäckstück als Kleidungsvorrat (leider hat das die Flugsituation nicht anders zugelassen) in Aman, der Hauptstadt von Jordanien. Mein Kleiderschrank hätte wahrscheinlich eh nicht mehr Klamotten abgeworfen, wenn ich mich am die empfohlene Kleiderordnung halten möchte- und das möchte ich irgendwie tatsächlich. Das erste was mir am Flughafen bereits aus der Ferne zugerufen wird, ist "Welcome to Jordan!" In mir bereitet sich sofort Skepsis aus, erst recht als mich der erst beste Taxifahrer sofort meiner annimmt und mich zu seinem Auto schleppen will. Ehrlich gesagt spielt sich genau dieses Szenario an jedem Flughafen der Welt genauso ab. Ich werde also nicht auskommen, mir ein völlig überteuertes Taxi zu nehmen und am Ende der Fahrt trotzdem noch übers Ohr gehauen zu werden. Das ist ein weltweiter Taxifahrer-Standard. Zu meiner großen Überraschung verlangt er einen halbwegs normalen Preis, ist höflich und hilfsbereit und will am Ende noch nicht einmal mehr Geld für seine hilfreichen Informationen und zusätzlichen Dienstleistungen, wie das Abfahren von verschiedenen Hostels um ein günstiges Zimmer für mich zu finden. Hier scheint nicht Mal auf die Taxifahrer verlass zu sein. Aber das werde ich im Laufe der nächsten Tage noch mehrmals staunend bemerken, wie verdammt ehrlich und höflich die Jordanier hier sind. Mein erstes Vorurteil gegen Araber gerät bereits ins Wanken.
    Naja, nach meinem WhatsApp Kontakt werde ich trotzdem alle Nase lang gefragt oder wenigstens auf einen Tee eingeladen, wobei ich das teilweise auch als pure Gastfreundlichkeit einstufen kann, aber es verläuft stets respektvoll. Nur manchmal empfinde ich es als ein bisschen zu anhänglich, da ich die mich einladende Person nur nach dem Weg fragen wollte.....
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  • Day 2

    Römische Ruinen

    October 8, 2022 in Jordan ⋅ ☀️ 24 °C

    Meine erste Nacht in Jordanien. Ich werde im Frauenschlafsaal wach und weiß ehrlich gesagt so gut wie kaum etwas über dieses Land und seine Sehenswürdigkeiten. Geschweige denn habe ich irgendeinen Plan darüber, was ich heute machen möchte. Das macht aber nichts, denn meine Mitschläferin Caterina aus Mallorca hat diese Aufgabe einfach für mich mit übernommen. Wir fahren also zu irgendeiner archäologischen Ausgrabungsstätte (später wird mir mitgeteilt, dass dies die bedeutendste antike römische Stadt außerhalb Roms ist und zu der römischen Dekapolis gehörte). Obwohl ich kulturell irgendwo interessiert bin, bin ich sowas von uninformiert.... macht aber nichts, denn irgendwie lande ich ja scheinbar dann doch immer wieder bei den touristischen must-see-Attraktionen.
    Die Ruinen von Jerash sind wirklich viel beeindruckender als der Name vermuten lässt, denn sie sind wunderbar erhalten und das Areal ist riesig. Für so ein kleines Land spielt Jordanien weit über seiner Liga was Kulturdenkmäler von Weltrang betrifft. Nachdem ich mich nun endlich auch ein bisschen mit dem Land beschäftigt habe, weiß ich nun, dass die Ruinen von Jerash erst der Anfang von vielen weiteren kulturhistorischen Highlights in Jordanien sein werden. Viele der Monumente haben 2000 Jahre Geschichte hinter sich und bei einem Spaziergang durch die einstige Stadt Gerasa werden die Ruinen wieder lebendig. Man schreitet durch den Hadriansbogen (ein Tor von monumentaler Größe), vorbei am Hippodrom, wo man mit etwas Phantasie noch das Donnern von Pferdehufen und das Knarzen von hölzernen Rädern hören kann, während das Publikum ihren favorisieren Pferdewagen zujubelt oder aber dem Einmarsch von römischen Legionären applaudiert. Man spaziert dann weiter durch Orgelpfeifensäulen zum ovalen Forum, einem römischen Platz, der als Marktplatz und Zentrum des städtischen, sozialen und politischen Lebens diente. Die gesamte Stadt mit ihrem imposanten Amphitheater, Zeustempel, Artemistempel, und Kirchen zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Ich glaube die Ruinen beeindrucken jeden, ob nun angehende Archäologen, Fans der Antike oder einfach nur ignorante Kulturbanausen.
    Nachdem ich mit Caterina den halbenTag verbummelt habe, trennen sich unsere Wege vorläufig und ich muss den Weg zurück in mein Hostel in Amman alleine bestreiten. Das öffentlichen Verkehrssystem ist sehr schlecht ausgebaut und dazu noch sehr chaotisch. Ich halte also so einen Minibus an, mit welchem wir auch von Amman aus gekommen sind. Der Fahrer will nicht so richtig anhalten, und ich winke heftiger und nötige ihn dann doch anzuhalten. Ich steige also ein, frage mit Hilfe des Google Übersetzers auf Arabisch wohin er fährt und er nennt mir eine Nachbarstadt von Amman. Nicht ganz dahin wo ich hin will, aber schon nah dran. Ich teile ihm weiterhin mit, dass ich eigentlich nach Amman muss, aber trotzdem mitkomme. Er macht ein verwundertes Gesicht, sagt aber nichts. Im Laufe der nächsten Stunde steigen keine weiteren Fahrgäste ein, was mich stutzig macht. Ich frage den Fahrer, warum keine anderen Fahrgäste einsteigen und antwortet, dass er eben seine Familie Nachhause gefahren habe und nun auf dem Weg zu einem Bekannten sei. Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: ich bin ungewollt einfach in ein Privatauto gestiegen und habe den völlig perplexen Fahrer mein Reiseziel mitgeteilt. Ich fahre also gerade ungewollt per Anhalter und der Fahrer hat mindestens genauso ungewollt eine Anhalterin mitgenommen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie peinlich diese Situation für mich war. Ich kann mich noch nicht einmal richtig entschuldigen, da ich dummerweise dann auch keinen Internetempfang mehr bekommen habe und somit den Google Übersetzer nicht nutzen konnte. Englisch spricht der gute Mann natürlich kein Wort! Ich versinke also in meinem Autositz und will ihm am Ende der Fahrt wenigstens etwas Geld geben um dieses Missgeschick irgendwie zu relativieren, aber das lehnt er lächelnd und dankend ab. "Welcome to Jordan" ruft er mir noch hinterher- scheinbar der einzige Satz den er aus dem Englischen beherrscht. Die Menschen hier sind einfach viel zu nett um wahr zu sein.
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  • Day 3

    Verhaltenskodex vs. Emanzipation

    October 9, 2022 in Jordan ⋅ ☀️ 23 °C

    Meine neue Reisebekanntschaft Caterina aus Mallorca reist ebenfalls alleine durch Jordanien. Somit liegt es erstmal nahe sich zusammen zu schließen. Ich finde sie schon nett, obwohl unsere Kommunikation aufgrund ihrer gebrochenen Englischkenntnisse und meiner ebenfalls gebrochenen Spanischkenntnisse teilweise doch holprig ist. Allerdings fällt mir ihre doch etwas zu offenherzige Kleidung direkt auf und da kommen bei mir schon die ersten fragenden Gedanken auf, ob es eigentlich in Ordnung ist sich in einem konservativ-muslimischem Land mit Hotpants und einem Spitzenträgertop zu kleiden. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich auf diese Frage für mich selber noch keine Antwort. Ich weiß nur, dass ich das für mich nicht so handhaben möchte, da ich von den Jordaniern nicht angeglotzt werden möchte. Alle jordanischen Frauen hier tragen ein Kopftuch, teilweise auch den Tschador. Es ist für Touristinnen keine Pflicht sich zu verschleiern, aber es ist schon angemessen wenigstens die Schultern und die Beine zu bedecken. Caterina zieht natürlich alle Blicke auf sich. Sowohl von den jordanischen Männern als auch von den jordanischen Frauen. Letztere ziehen ihre Männer geradezu weg, wenn ihre Blicke Caterina treffen. Andere Männer hingegen fotografieren sie sogar ungehemmt, was Caterina extrem wütend macht. Diese kontert mit aggressiven Sprüchen, wie z.B.: nur gucken, nicht zahlen! oder reißt den Männern ihr Handy aus der Hand um das von ihr illegal erworbene Foto zu löschen. Es ist unangenehm und auch übergriffig auf beiden Seiten. Ich frage, sie ob es nicht vielleicht doch besser wäre, sich der Kleiderordnung anzupassen, auch wenn ich ihre feministische Einstellung zu diesem Thema natürlich verstehen kann, und doch irgendwie auch nicht. Sie ist beleidigt, weil ich mich aus ihrer Sicht nicht loyal genug verhalte, obwohl ich doch auch eine westliche, emanzipierte Frau bin und somit selber betroffen. Ich bin hin und her gerissen auf welcher Seite ich denn nun eigentlich stehen soll. Ich will mich eigentlich gar nicht für eine Seite entscheiden müssen. Nach einigem Nachdenken, komme ich zu dem Schluss, dass es schon richtig ist, sich den gebräuchlichen Sitten anzupassen und das man es gegebenfalls auch als borniert bezeichnen könnte, wenn Frau es nicht tut. Wenn eine Frau aus einem indigenen, afrikanischen Volk in Deutschland barbusig umherreisen würde, bloß weil es in ihrer Kultur normal ist, sich oben rum nicht zu bedecken, wäre der Skandal in Deutschland ebenfalls groß. Aus meiner persönlichen Sicht, könnte die afrikanische, indigene Frau barbusig rum reisen, ohne das es mich stören würde, aber die Gesellschaft macht fest, was allgemein akzeptiert wird und was eben nicht. Ein einzelnes Individuum kann das für sich sicherlich anderes entscheiden, oder eine andere Meinung dazu haben, aber das Individuum konfrontiert dann nunmal die Gesellschaft mit dem allgemein nicht akzeptierten Verhalten und muss mit den negativen Reaktionen dann auch umgehen können. Ich spare mir dieses Protestverhalten lieber für Situationen auf, wo ich es angemessener finde meinen Unmut über bestimmte Verhältnisse zu demonstrieren. Ich will hier niemanden mit meinen Vorstellungen von Emanzipation belehren bzw. provozieren, denn dazu bin ich nicht hergekommen. Ich will ja in die hier herrschende Kultur eintauchen und dazu gehört es wohl auch ein Stück weit, dass ich sie zumindest für die Dauer meines Aufenthaltes akzeptiere und mich entsprechend anpasse.
    Nichtsdestotrotz habe ich einen schönen Aufenthalt in der Hauptstadt, indem ich noch mehr monumentale, antike Gebäude bestaune, das Nationalmuseum besuche, zum quietschsüßen Tee eingeladen werde, Shisha rauche und den super herzlichen Jordanier Hamza kennen lerne.
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  • Day 4

    Wüstenschlösser und Beduinen

    October 10, 2022 in Jordan ⋅ ☀️ 26 °C

    Eigentlich wollte ich unabhängig und viel alleine durch Jordanien reisen und möglichst entlegene Winkel des Landes erforschen. Dieser Wunsch stellt sich aber schnell als unerfüllbar raus. Es gibt so gut wie kein öffentliches Verkehrsnetz, noch nicht einmal zu den touristischen Orten, geschweige denn zu den Abgelegenen. Als Reisende bleibt einem die Wahl zwischen einem Mietwagen leihen, was alleine viel zu teuer ist, oder weite Strecken mit dem Taxi zurücklegen, was als Alleinreisende noch teurer ist. Man kann Touren buchen, wo der Transport inklusive ist, die aber auch zumeist nur ab 4 Personen buchbar sind und am Ende irgendwie auch immer noch nicht gerade günstig sind. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu vernetzen und mich mit anderen Reisenden zusammen zu tun. Und zwar ab sofort, da ich sonst keine Chance habe von der Stelle zu kommen. (Bewusst) per Anhalter zu fahren, scheint mir, trotz der bisherigen guten Erfahrungen mit den Jordaniern, irgendwie trotzdem zu riskant. Ich quatsche also alle anderen Backpacker in meinem Hostel und in den Hostels in der Umgebung an, weil ich unbedingt zu den Wüstenschlössern im Nord-Osten von Jordanien fahren will und ich mindestens 4 Personen für die organisierte Tour brauche. Es stellt sich als schwierig heraus, da den meisten Reisenden diese (Extra- )Tour zu teuer ist. Ich suche nach Lösungen, und bespreche mein Problem bei einem Tee und einer Shisha mit meinem neuen jordanischen Freund Hamza, in der Hoffnung, dass er weiß, wie man in seinem Land von A nach B kommt. Er bietet sich direkt an, mich, und auch alle Anderen, die eigentlich dahin wollen, es aber wegen den hohen Kosten letztendlich abgelehnt haben, mit seinem Auto dorthin zu fahren. Hamza ist wirklich übertrieben hilfsbereit. In einer weniger aussichtslosen Situation hätte ich dieses Angebot wahrscheinlich abgelehnt, aber wie bereits erwähnt, ist man bei einer Jordanien-Reise in einer gewissen Art auf die Hilfe und Gesellschaft anderer angewiesen. Das ist wohl auch der Grund, warum die Jordanier so unglaublich hilfsbereit und gastfreundlich sind und dies in ihrer Kultur tief verankert ist. Sie brauchen einander um im dieser kargen Gegend zurecht zu kommen. Niemand will alleine und ohne Hilfe in der Wüste leben. Wir sind also eine Gruppe von 5 internationalen zusammen gestellten Leuten, die unterschiedlicher kaum sein können:
    Azwar aus Kirgisistan, Caterina aus Spanien, Jenny aus England, Hamza aus Jordanien und meine Wenigkeit. Die Wüstenschlösser anzuschauen ist geschichtlich interessant, da sie frühislamische Bauten sind, die seinerzeit in Oasen erbaut wurden. Heute ist von den wasserführenden Oasen leider nichts mehr übrig, und die Wüstenschlösser sind nur noch von trockener Wüste umgeben. Diese sogenannten Qusur dienten vermutlich teils der Verteidigung, teils landwirtschaftlichen Zwecken, teils als Treffpunkte der Beduinen, teils als Landsitze von Adligen oder als Karawansereien.
    Aber viel interessanter war für mich der spontane Besuch bei einem Beduinen (in einem Zelt wohnhaft) und seinen Tieren, genauer gesagt Kamele und Ziegen, wo wir einfach Mal "angeklopft" haben. Er hat uns unbekannterweise sofort zu sich ins Zelt eingeladen, quietschsüßen Tee zubereitet und wir haben eine Shisha geraucht. Kommunikation aufgrund fehlender Sprachkenntnisse war natürlich wieder unmöglich. Selbst Hamza war aufgeschmissen. War aber egal, der Beduine hat sich sichtlich gefreut uns mit seiner Gastfreundschaft überhäufen zu dürfen.
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