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  • Day 154

    Sightseeing und Geschichte in Hue

    September 1, 2018 in Vietnam ⋅ ⛅ 38 °C

    Über unsere Unterkunft haben wir abermals eine Ganztagestour gebucht. Wir wurden pünktlich von einem Bus eingesackt, in dem bereits zahlreiche ältere Asiaten saßen. Wie ungewohnt! Am Hafen wurden wir beide aufgefordert auszusteigen, während der Bus mit den Asiaten Richtung Zitadelle weiterfuhr. Ein Glück, dass wir diese in aller Ruhe zu zweit bereits gestern erkundet haben. Wir wurden stattdessen in ein kleines Drachenboot verfrachtet. Neben uns war Tourguide Blue (er trug ein blaues Hemd) und ein weiterer vietnamesischer Tourist an Board. Unsere kleine Privattour tuckerte über den Song Huong (Parfümfluss) unter der französischen, amerikanischen und vietnamesischen Brücke hindurch - alle ein Zeichen der Freundschaft. 🚢

    Nach etlichen Minuten Bootsfahrt hielten wir an dem ehemaligen Gartenhäuschen der Prinzessin an. Diese durfte das kleine Gebäude erst nach ihrer Hochzeit verlassen, um dann den Rest ihres Lebens in den Palastmauern zu verbringen. Am Ufer begrüßte uns eine grasende Wasserbüffelgruppe, die sich anschließend im Fluss abkühlte. Der Garten der bescheidenen Residenz ist voller Obstbäume aus allen Regionen Vietnams und Südostasiens und bietet zu jeder Jahreszeit etwas Schmackhaftes.
    Blue informiert uns zu jedem Baum und Strauch und so kauten wir auf Zitronen-, Zimt- und Teeblättern. Er konnte seine Anerkennung über unsere bisherigen Kenntnisse tropischer Früchte kaum zurückhalten, aber wir sind ja auch schon eine ganze Weile im Fruchtparadies. Als Belohnung stibitzte uns der Übeltäter noch eine Pomelo als Snack. 🍏😅
    Anschließend führt uns Blue in das Prinzessinnen-Häuschen. Im Hauptraum, der ausschließlich zum Beten gedacht war, lud er uns auf einen Grüntee ein. Beim Teekränzchen mit ihm bekamen wir Einblicke in die alte Teetradition der Vietnamesen (zum Anstoßen sagten wir so etwas ähnliches wie "xin na ma"), aber auch über seine Einschätzung der aktuellen Situation im Land. Schnell wurde deutlich, dass die Bevölkerung nicht besonders am Kommunismus hängt (wer hätte es gedacht). 😬🔨🌙
    Wir hoffen, dass sich Vietnam in den nächsten Jahren zum Guten entwickeln kann.

    Im Anschluss zeigte uns Blue noch einen buddhistischen Tempel. Dabei bemerkten wir, dass sich der vietnamesische Buddhismus mächtig von dem in Thailand, Laos und Kambodscha unterscheidet. So leben die Mönche nicht nur ein paar Monate, sondern bedeutend länger, beziehungsweise ihr ganzes Leben im Tempel. Auch Frauen können ihren Glauben in gesonderten Tempeln als Nonnen zur Lebensaufgabe machen. 🌺
    Besondere historische Relevanz besitzt ein blaues Auto, dass wir neben dem leicht verwilderten Zen-Garten fanden. 🚗
    In diesem Auto fuhr der Buddha Thich Quang Duc 1963 nach Saigon, setzte sich in Lotusposition vor den Regierungssitz und verbrannte sich bei lebendigem Leibe. Damit protestierte er gegen das korrupte Regime Diems und seines Bruders Nhu, welche als Christen die Religionsfreiheit der Buddhisten einschränkten und breite Bevölkerungsschichten Südvietnams diskriminierten. Damit wurde zum ersten Mal Aufmerksamkeit auf die Situation der Zivilbevölkerung Südvietnams gelenkt und weltweit medienwirksam thematisiert. 📰📷

    Nach einem leckeren Buffet-Essen mit hungrigen Horden aus anderen Tourbussen, bei dem wir eine Japanerin kennenlernten die in Hanoi Japanisch unterrichtet, verabschiedeten wir uns von Blue und erkunden mit dem neuen Bus und Nachmittags-Guide 'Thong' noch die Grabstätten dreier Kaiser der Nguyen-Dynastie. Diese verbrachten mitunter auch zu Lebzeiten viel Zeit auf den Anlagen, insofern sie fertig gestellt wurden.
    Einer vergnügte sich dort zum Beispiel mit seinen 103 Frauen und während ein anderer aus der Nähe seines Mausoleums aus dem Mond beobachtete.
    Die Symbolik hinter allen Anlagen ist zwar ähnlich, die Architektur änderte sich aber leicht mit den Jahren. Holz, Backstein und zuletzt Beton mit starken westlichen Einflüssen. Während Minh Mang noch versteckt in einem abgegrenzten Waldstück beerdigt wurde und Tu Duc eine massives Mausoleum errichten ließ, fand Khai Dinh seine Ruhe in einem französisch angehauchten "Schloss". 🌲💀🏰
    Lisa musste immer wieder als Mitglied auf Gruppenfotos vietnamesischer Damen aus unserem Bus herhalten. 😂
    Wir nehmen von diesem wunderschönen Tagesausflug nicht nur historische Eindrücke mit. Auch mit Thong unterhielten wir uns über Vietnam und seine Geschichte. Er machte uns nochmal deutlich, was wir bereits vermutet hatten: der einst reine Status der Kaiserdynastien ist über die Jahrzehnte, unter dem unumgänglichen Einfluss westlicher Mächte und der Ohnmacht diesen etwas nennenswertes entgegenzusetzten, zugrunde gegangen. Zum Schluss war jedem bewusst, dass der Kaiser nur noch eine bedeutungslose Marionette darstellte. Wir haben allerdings den Eindruck das Bao Dai, welcher mit Unterbrechung von den Japanern und Franzosen bis 1954 eingesetzt wurde, aufrichtig an dem Wohlstand und der wachsenden Unabhängigkeit seines Landes interessiert war. Wie die Geschichte zeigt, hätte es wohl mehr Zeit und Stabilität gebraucht, um diese Ziele zu realisieren.

    Die ehrliche und offene Unterhaltung mit den Tourguides zeichnete uns ein klareres Bild vom aktuellen Vietnam und die Tour heute war auf jeden Fall überzeugend. Wir hatten aber auch Glück in einer kleinen Gruppe unterwegs gewesen zu sein.
    Total erschöpft ratterten wir noch an ein paar Touri-Souvenierständen vorbei und hielten, zurück in der Innenstadt, noch nach vietnamesischen Laternen Ausschau, denn wir planen diese massenhaft nach Deutschland einzuführen. 😈🏮 ..aber das müssen wir an einem anderen Tag machen. 😪😴
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