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  • Day 48

    Quito 1

    November 20, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 12 °C

    Nachtbusse sind... naja. Nie wirklich erholsam. Einmal sitzen Leute neben dir, die rücksichtslos um 2 Uhr morgens in voller Lautstärke Musik am Handy hören, dann folgt eine Polizei-Razzia um 5 Uhr... und um 7 heißts dann raus und umsteigen in einen Stadtverkehrs-Trole (so werden die Busse hier genannt). Hallo Quito! :)

    Trole klingt so ein bisschen niedlich, wie kleiner Sammelbus, oder? In Wahrheit sind das ungefähr 3 normale Busse aneinandergekoppelt, ein Trole bietet Platz für 250 (!!) Leute (der Großteil natürlich stehend), und trotzdem scheint es viel zu wenig Platz zu sein. Besonders zu Stoßzeiten ist ein jeder dieser Busse zum Bersten voll, dafür ist es billig - die knapp Dreiviertelstunde Fahrt kostet uns je 25 Cent. Der Bus tuckert im Schrittempo durch den horrenden Stadtverkehr - eine UBahn gibts hier noch nicht (die soll nächstes Jahr eröffnet werden), und vor allem zu Stoßzeiten steht alles. Ein gutes Gefühl, mit einem 20kg-Rucksack am Rücken mittendrin zu stehen...

    Das Hostel ist cool - ein Fuchsbau aus engen Gängen und Treppen über 5 Stockwerke (in dem man sich leicht verlaufen kann), alle Wände und Treppen bunt bemalt und mit vielen „Wohnzimmern“, mit Tischen und Couchen ausgestattet, zum einfach verweilen, lesen oder was auch immer. Unser Zimmer selbst ist winzig und dunkel, nach dem Auspacken unserer Rucksäcke komplett voll, in der Nacht etwas unruhig ob der darüberliegenden Bar des Hostels - aber insgesamt sind wir zufrieden.

    Gleich nach dem Frühstück (wir gönnen uns eine Art „Kochbananen-Gröstl“ mit Ei, dazu leckeren ecuadorianischen Kaffee) schließen wir uns noch der gratis Walking Tour an, die vom Hotel organisiert wird. Nach einer uns mehr als nötig beanspruchenden Einführung vom Leiter des zugehörigen Reisebüros (ein dreißigminütiger Monolog über das Leben, das Genießen dessen und eine Litanei an Lebensweisheiten) kanns endlich losgehen, und Fernando, unser Führer macht seine Sache gut!
    Unterhaltsam leitet er uns durch die Altstadt, erfahren, dass die große Kirche niemals fertiggestellt wird (denn wenn sie fertig ist, naht die Apokalypse), dass Ordensschwestern hier ihr Gesicht nicht zeigen dürfen und ihre Waren durch eine Holzdrehtür verkaufen. Wir besichtigen die „Arbeitskammer“ eines Schamanen, und erfahren über „Schrumpfschädel-Souvenirs“ aus dem 19. Jahrhundert (es mal modern, ausgekochte und dadurch geschrumpfte, präparierte Schädel von indigenen Bewohnern mit nach Hause zu bringen - bis es aufgrund vermehrter Tötungsraten gottseidank verboten wurde). Naturheiler und Schamanen habe hier eine lange Tradition, und dass die Menschen hier auf natürliche Heilung Wert legen, zeigt sich auch dadurch, dass es etwa gleich viele Apotheken wie Naturheilmittel-Geschäfte gibt (auffallender Kontrast zu Chile, wo es einfach nur Apotheken gab).
    Weiter gehts in eine Schokofabrik, wo wir einige ausgewählte Schokoladesorten verkosten dürfen (und nachher natürlich noch mehr kaufen, oder aber eine heiße Schoko trinken) - mmmhhhh! Danach, vorbei am Hauptplatz wo grade eine große Demo stattfindet, auf einen ruhigeren Platz, wo wir ein paar Salsa-Grundschritte lernen (Salsa ist hier sehr populär, Franz und ich haben allerdings noch ein paar Schwierigkeiten damit - die Führungsrolle ist noch nicht ganz geklärt :) , und schließlich zu Stärkung in einen kleinen Juice- und Empanada-Shop. Für 2$ pro Nase lassen wir uns verköstigen - Guanabana-Saft oder Maracujasaft (oder etliche andere lustige Früchte, die wir nicht kennen), Empanadas mit Kochbanane, Polenta in Maisblättern gekocht... Mein Gourmet-Herz schlägt höher!
    Hier bin ich eindeutig frichtig: wir haben uns schon so auf die Obst- und Gemüsevielfalt gefreut - und werden nicht enttäuscht!
    Nachdem wir den Markt noch besucht haben, beginnts zu regnen... die Regenzeit ist noch nicht vorbei hier in Quito!
    Uns passt das aber nicht schlecht, eine Siesta wär sowieso fällig!

    Am nächsten Tag haben wir uns ein nächstes Ziel ins Auge gefasst: zusammen mit noch drei anderen aus dem Hostel wollen wir den Rucu Pichincha besteigen, einen Berg außerhalb von Quito, 4600m hoch. Man kann mit dem Taxi zur Seilbahn fahren und damit bis auf 4000m, von wo man startet.
    Diesmal ungedoped fällt uns der Aufstieg schon um einiges schwerer.... die Luft wird zunehmend dünner, und das steile letzte Stück schnaufen wir wie kleine Lokomotiven rauf, drei Schritte gehn, kurz ausrasten, drei Schritte gehen.... uff, für Cotopaxi sollten wir uns wirklich noch etwas akklimatisieren! Diamox hat uns also doch wirklich geholfen...
    Auf dem Rückweg regnets uns natürlich wieder ein (es regnet jeden Nachmittag, pünktlich so um halb 2-2 beginnts), darum heißts daheim erst mal wieder aufwärmen, bevor wir abends noch ein wohlverdientes Bierchen trinken gehen. Die kleine Brauerei, die uns empfohlen wurde, bietet zwar leckeres Bier, ist aber etwas schräg: man sitzt da mitten in einer kleinen Kirche, die Bänke, der Altar, die Christus-Bilder an der Wand... wir sind uns nicht sicher, ob hier nicht Sonntag Morgens immer noch Messe gehalten wird?

    Und dann gehts, obwohl wir nur zehn Gehminuten vom Hostel entfernt sind, mit dem Taxi heim. Quito bei Nacht ist kein Spazier-Pflaster.
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