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  • Day 9

    Silberminen

    August 14, 2016 in Bolivia ⋅ ⛅ 6 °C

    Eine unserer wohl abenteuerlichsten und interessantesten Touren war ganz klar der Abstecher in eine Silbermine. Zum Glück erhielten wir Überhose, Stiefel und ein übergrosses Arbeiterhemd, denn am Schluss waren wir ziemlich schmutzig.
    Es gibt laut Internet nur zwei sichere Touranbieter und einer davon ist 'Koala Tours'.
    Als kleine Gruppe betraten wir die bereits über dreihundert Jahre alte Mine im Berg Cerro Rico, aus welchem seit vierhundert Jahren Silber gewonnen wird.
    Die Arbeit in den Minen sieht immer noch gleich aus wie zu Anfangszeiten. Die Durchgänge werden seit eh und je mit Hilfe von Dynamit aufgesprengt. Das Dynamit kann übrigens in der Stadt problemlos von jedem für sehr wenig Geld gekauft werden.
    Die Minenarbeiter sind ihre eigenen Chefs. Sie entscheiden selber, wie oft und wie lange sie arbeiten wollen. Viele von ihnen tun sich in Gruppen zusammen und teilen sich den Erlös der Ausbeute. Es lässt sich gutes Geld machen, was der Hauptgrund für die meisten Arbeiter in den Minen ist. Jedoch haben viele Männer keine andere Wahl, denn Potosi bietet nicht viele Alternativen. Ausserdem ist die Arbeit in den Minen sehr gefährlich. Viele Arbeiter werden krank vom Staub oder verunglücken tödlich. Oft kommt es also auch vor, dass die Söhne in die Mine geschickt werden, wenn der Vater die Familie nicht mehr ernähren kann. Es gibt kein Mindestalter. Und den Frauen ist die Arbeit in der Mine übrigens untersagt.

    Wir kletterten und krochen durch die Mine bis wir auf einen Arbeiter trafen, welcher uns mit vollem Mund erklärte, er sei bereits seit dreissig Jahren hier tätig. Die Minenarbeiter kauen ununterbrochen Coca-Blätter. Diese helfen nicht nur bei Höhenkrankheit, sondern lassen den Hunger vergessen, steigern die Konzentration und halten wach.

    Nach einer weiteren Weile, und nachdem wir rutschige Leitern hochgeklettert und über schlammige Bretter balanciert waren, trafen wir auf eine Truppe Arbeiter, welche gerade um die zwanzig Löcher mit Dynamit zum Anzünden vorbereitet hatten. Mit einem Feuerzeug sollten nun alle Zündschnüre kurz aufeinanderfolgend gezündet werden, doch keiner der Arbeiter hatte eines dabei. Als unser Tourguide später erklärte, dass die Männer betrunken gewesen wären, war ich über das fehlende Feuerzeug etwas weniger enttäuscht.

    Sobald das Dynamit gezündet ist, bleiben den Arbeitern nur wenige Minuten oder eher Sekunden, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.
    Aus ungefähr fünfzig Metern Entfernung hatten wir schlussendlich auch noch die Möglichkeit, eine Explosion zu hören. Es war ein ziemlich heftiger Knall.
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