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  • Dort wo die Otter schwimmen

    July 5, 2017 in Italy ⋅ ☀️ 24 °C

    Dort, wo die Otter schwimmen – die Orfentoschlucht
    Unsere nächste Wanderung führt uns durch die wahrscheinlich wildeste Schlucht der Abruzzen. Ich habe jedenfalls noch keine wildere gesehen. Hier lohnt es sich auch über Nacht zu bleiben. Ausgangspunkt ist der kleine Thermalort Caramanico. Er ist wohl der bekannteste Thermalort in den Abruzzen und liegt an der Westflanke der Majella. Er ist mit rund 2000 Einwohnern ein eher kleines Örtchen, das trotz seiner vielen Besucher Ruhe ausstrahlt. Eine Stippvisite in dieses autofreie Kurbad ist - auch mit Kindern - empfehlenswert.
    Wir parken am Ortsrand und wandern zum Besucherzentrum stets bergauf, aber immer unter schattenspendenden Bäumen. Um die Orfentoschlucht zu erkunden, benötigt man eine Zugangserlaubnis, die uns für kleines Geld im Besucherzentrum ausgestellt wird. Die in die Schlucht führenden Wege sind sehr ursprünglich und naturbelassen. Die in regelmäßigen Abständen vorhandenen Aussichtsplattformen sind - aus gutem Grund - gesichert. Wir entschließen uns, die Schlucht zuerst von oben zu betrachten und später erst in die Schlucht abzutauchen. Es ist sehr heiß heute und sehr still. Wir hören kaum Vögel und sehen auch nur wenige Tiere. Naja, bis auf Spinnen, Spinnen, Spinnen. Brrrr, überall Spinnennetze, die an einem kleben bleiben. Jetzt beim Schreiben bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.
    Aber es sollte noch schlimmer kommen. Schon bald hatten wir mit Taranteln, also mit haarigen Riesenspinnen, zu „kämpfen“. Der bloße Gedanke daran löst bei mir schon dasAufstellen der Nackenhaare aus. Taranteln gehören zur Familie der Wolfsspinnen und sind in Italien besonders gerne in trockenen Wiesen und an steinigen Ödhängen unterwegs. Man sollte ihnen aus dem Weg gehen, schließlich sind sie giftig.
    Langsam gewöhnen sich meine Ohren an die Ruhe, die hier herrscht. Ich beginne, die leisen Geräusche von Grillen, Heimchen und weiteren - mir unbekannten – Kleintieren wahrzunehmen. Überall raschelt etwas, es sind viele Eidechsen und ein paar Schlangen unterwegs. Um sie zu vertreiben, treten wir bewusst immer sehr fest auf. Ein Hauch von Wildnis ist tatsächlich zu spüren.
    Oft haben wir eine grandiose Aussicht in die Schlucht. Eine Weile kann ich an den gegenüber liegenden Felshängen einen Adler beobachten. Man hatte mir vorher schon erzählt, dass man in diesem Jahr ein Horst mit Jungvögeln entdeckt hat. Meine Versuche, die anmutigen Flugkünste des Adlers photographisch festzuhalten, bleiben angesichts der beschränkten Leistungsfähigkeit meiner Handy-Kamera ohne Erfolg.
    Als wir genug von oben gesehen hatten, machten wir uns an den Abstieg in die Schlucht. Es wurde wieder grüner und unheimlicher. An einer Stelle konnte man über eine Holzbrücke den Fluss überqueren. Dort war es sehr idyllisch. Wir zogen unsere Schuhe aus, setzten uns auf eine Felsplatte und ließen unsere Füße im Wasser baumeln. Eine sehr erfrischende und entspannende Pause. Einfach nur dem Wasser und den Vögeln lauschen.
    Otter sahen wir entgegen den Beschreibungen im Reiseführer keine. Wir entscheiden uns, umzukehren und wandern den Fiume Orta entlang zum Ausgangspunkt zurück. Dort gibt es eine Otter Aufzucht-Station. Deren Arbeit zielt darauf ab, die Tiere mittelfristig wieder im Flusslauf der Schlucht anzusiedeln.
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