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  • Mit Regenschirm einen Berg ersteigen

    July 8, 2017 in Italy ⋅ ⛅ 25 °C

    Regenschirm und Sonnenschein. M

    Nach unserem gestrigen Ausflug wollten wir heute das Hochplateau des Campo Imperatore weiter erkunden. Der sehr sonnige Tag versprach eine tolle Fernsicht vom Monte Camicia (2.564 m) aus.

    Wir fuhren wieder von Santo Stefano hinauf durch das „kleine Tibet“ der Abruzzen. Der Campo Imperatore ist ein großartiges, 25 KM langes Hochtal. Wenn man von Santo Steffano hoch kommt, liegt links das Gran Sasso Massiv mit seinem Corno Grande, einer majestätischen Schönheit. Von dort aus reiht sich ein zerklüfteter Felsgipfel an den anderen. Der Campo ist von diesem Gebirgszug eingefasst. Die höchste Erhebung in dieser Gebirgskette ist der Monte Camicia Ihn wollen wir auch heute besteigen. Wir parkten am Refugio Fonte Vatica. Auch hier wird wild gezeltet und gecampt.

    Der Anstieg ist wirklich sehr steil und kräfteraubend, dennoch aber recht gut zu gehen. Manchmal musste ich die Hände zu Hilfe nehmen, um einzelne Felsen zu überwinden. Nicht immer ist der Weg eindeutig markiert. Ich schaute oft zurück und staunte darüber, wie viel wir schon an Höhe gewonnen hatten. Wir kamen ganz schön ins Schnauben und machten die eine oder andere kleine Pause. Die Sonne brannte mittlerweile erbarmungslos auf uns herab. Mit uns waren viele Italiener unterwegs. Endlich kamen wir an einer schönen Stelle an, die zu einer größeren Pause einlud. Flach und grün sowie mit ein paar passenden Felsen zum Setzen. Hier hat die Natur an den Menschen gedacht und mal eben einen natürlichen Picknickplatz eingerichtet. An diesem Punkt gab es auch etwas zum Schmunzeln. Die Italiener, die hier Pause machten, waren mit bunten Regenschirmen unterwegs. Sie saßen zusammen, teilten sich ihre Köstlichkeiten und genossen - geschützt vor der Sonne durch ihre Regenschirme - die Landschaft. Schon eine besonderer Eigenart, mit dem Regenschirm in der Hand einen Berg zu ersteigen. Wie ich später erfuhr, wollten sie aber nicht alle zum Gipfel, sondern einfach nur etwas Bergwandern. Wir atmeten durch, tranken Wasser und stiegen weiter bergauf. Immer den Blick zum Gipfel gerichtet. Oben angekommen, hatten wir wie erhofft eine sehr gute Fernsicht. Wir konnten nicht nur tief ins Tal blicken, sondern auch in der Ferne die Adria erkennen. Mir verschlug es die Sprache.

    Es reicht, wenn man bis zum Kamm wandert, also auf eine Höhe von etwa 2.470 m. Will man höher hinaus, sollten die dort lauernden Gefahren nicht unterschätzt werden. Diese zeigen sich insbesondere beim Abstieg. Hier sollte man sich exakt an die Markierung halten und den einigermaßen fest getretenen Weg nicht verlassen. Ansonsten kann man auf den losen Geröllflächen schnell den Halt verlieren. Wir mussten mehrmals die Luft anhalten, weil Wanderer auf dem Geröll ins Rutschen kamen. Abschürfungen und Prellungen waren die Folge. Die in solchen Situationen immer wieder zu beobachtende große Hilfsbereitschaft unter Bergfreunden trug dazu bei, dass die entstandenen Blessuren gleich vor Ort behandelt werden konnten. Eine beruhigende Erfahrung. .

    Wir haben für den gesamten Abstieg sehr, sehr lange gebraucht. Denn auch dieser hatte es in sich. Dort, wo ich vorher die Hände zur Hilfe genommen hatte, musste ich mich mehrmals auf den Hosenboden setzen und mich cm für cm nach unten vorarbeiten. So kamen wir viel später als geplant am Fuße des Berges an. Wir hatten einen Mordshunger und machten uns gleich zur Grillhütte auf den Weg. Dort warteten schließlich Arrosticcinis auf uns.

    Der Monte Camicia ist mit dem Monte Tremoggia durch einen Höhenkamm verbunden. Es lohnt sich sicherlich, den Monte Tremoggia zu besteigen und dann über den Höhenzug den Monte Camicia zu erwandern. Die Aussicht dort stelle ich mir bei günstigen Wetterverhältnissen phantastisch vor. Rechts den Blick zur Adria und links die Kulisse des Campo Imperatore. Fazit: Ich muss noch einmal dort hin.
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