Arnuero

Die Nacht im Zelt war sooo gut! 🤩 Ich habe richtig gut geschlafen und packe gegen 8 Uhr mein Hab und Gut zusammen. Peadar und ich machen uns auf den Weg zur Fähre nach Santoña, die am Strand ablegt. Für je 4€ kommen wir rüber und stehen rund 3 Minuten später auf der anderen Seite. Ein Mann auf der Fähre fragt mich, wie schwer denn mein Gepäck sei 😂 Nachdem wir kurz in die Stadt gefahren sind, verabschieden wir uns zum zweiten Mal und Peadar macht sich auf in Richtung Santander. Mein Plan ist es eine Nacht in Santoña zu verbringen und anschließend morgen weiter nach Santander zu fahren. Als ich an der Playa Berria ankomme stellt sich jedoch heraus, dass der tolle Campingplatz geschlossen ist! Zudem befindet sich direkt nebenan das regionale Gefängnis und ein Friedhof. Da habe ich dann doch wenig Lust wild zu campen 😅. Ein ausgiebiges Frühstück am Strand lasse ich mir jedoch nicht nehmen und so sitze ich bis 13 Uhr am wunderschönen Strand. Ein spanisches Ehepaar im Camper versucht mir bei der Unterkunftssuche zu helfen, aber schlussendlich entscheide ich mich doch dafür ca. 12km weiter nach Isla zu fahren, denn dort gibt es wieder eine Pilgerherberge. Der Weg ist zum Glück recht flach und hat kaum Anstiege, meine Beine freuen sich! In Isla angekommen liegt die Herberge direkt vor der Kirche in der Altstadt und das Dorf besteht weiterhin noch aus einem Restaurant und drei Straßen. Ziemlich abgelegen also! Ich werde von Felipe, Jaime und den zwei kleinen Welpen begrüßt und beziehe mein Bett. Noch nie habe ich ein Drillingshochbett gesehen! Normalerweise schlafe ich immer gerne oben, aber das ist mir dann doch etwas zu wild. Jaime registriert mich in der Herberge und wieder draußen lerne ich Claudia kennen, eine Deutsche vom Bodensee die auch den Jakobsweg läuft. Wir unterhalten uns eine Weile und ich freue mich immer wieder wie schnell und leicht man hier mit anderen ins Gespräch kommt. Weiter geht’s in Richtung Restaurant und die Cazuelita de Albóndigas ist wirklich sehr lecker. Gegen fast schon 18 Uhr ziehe ich weiter in Richtung Strand und auf dem Weg reflektiere ich den heutigen Tag. Obwohl heute alles anders kam als geplant, habe ich mich sehr gelassen gefühlt. Komme was wolle, ich kann mich anpassen! Das gibt mir ein enormes Selbstvertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Wie viel schon in den letzten 11 Tagen passiert ist! Ich fühle die Magie des Caminos und verspüre mal wieder eine große Dankbarkeit für diese tolle Erfahrung.
Auch dass es am Strand regnet und bewölkt ist, macht mir nichts aus und kann meiner Gelassenheit heute nichts anhaben. Unterwegs treffe ich Max und sowohl er, als auch ich sind in Adiletten unterwegs womit wir uns gegenseitig schnell als Deutsch erkennen. Gegen 20 Uhr spatziere ich wieder hoch zur Herberge, denn ich möchte noch meine Wäsche waschen. Dabei unterhalte ich mich mit Jaime, einem der Herbergsleiter. Überall nette und herzliche Menschen. Auch erfahre ich, dass Felipe als ehemaliger Sträfling des Gefängnisses in Santoña mit einer holländischen Pilgerin für 17 Jahre zusammen war und mit ihr die Herberge geleitet hat. Sie habe sein Leben ins positive verändert und ihn gerettet, heißt es in dem Zeitungsartikel an der Wand in der Küche. Eine tragische Liebesgeschichte, denn seine Gefährtin ist seit zwei Jahren nicht mehr am Leben. Trotzdem gibt Felipe die Liebe an die Pilger weiter, die er durch sie erfahren hat und leitet liebevoll die Herberge. Auch das ist die Magie des Caminos.
Heute, wie auch die letzten 7 Tage, habe ich mich sehr lebendig und im Moment angekommen gefühlt. Buenas noches 💤Read more