Satellit
Vis på kort
  • Der ungarische Playboy

    21. februar 2023, Tyskland ⋅ ☀️ 14 °C

    Um kurz vor acht schließe ich an diesem Faschingsdienstag das Hotelzimmer ab und checke aus. Im Zimmer hatte ich, wie schon an den vorherigen Tagen, mein Frühstücksporridge zum mir genommen. Hierfür hatte ich mir letztes Jahr einen kleinen Reisewasserkocher für die Hotelzimmer angeschafft. Habe mal gehört, dass die Wasserkocher, die es manchmal in Hotelzimmern gibt, ganz gerne als „Waschmaschine“ für die Unterwäsche asiatischer Geschäftsreisender missbraucht werden. Keine berauschende Vorstellung…
    Der Wasserkocher kommt natürlich nur zum Einsatz, wenn ich ein festes Basecamp habe. Ansonsten ist der Gaskocher im Rucksack.

    Mein Bus spuckt mich in Zang aus - hier startet auch die heutige Etappe. Ich folge dem ‚Bänklesweg‘, der zunächst idyllisch am Waldrand verläuft. Die Morgensonne wärmt mich, bevor der Weg im Wald verschwindet und ich diesen wenige Kilometer weizmter in der Nähe der ‚Könnigsbronner Waldsiedlung’ wieder verlasse. Nun habe ich die Qual der Wahl: begutachte ich die ‚Ruine Herwartstein‘ oder steige ich wenige hundert Meter zum ‚Brenztopf’ ab?
    Ich entscheide mich für den Abstieg und stelle erstmal fest, dass es hier eine kleine Skisprungschanze gibt. Erstaunlich viel Wintersport muss hier, als es noch regelmäßig Schnee in mittleren Höhenlagen gab, betrieben worden sein. Heute ist es wohl schon für Kunstschnee im Februar zu warm.

    Der Brenztopf lüftet nun auch das Geheimnis des Wentals: nach der letzten Eiszeit, als der Boden in der Tiefe noch gefroren war, verlief der Gletscherabfluss oberirdisch und formte das Tal. Nachdem dann der Talboden immer mehr auftaute, verkarstete der Fluss zusehends und verläuft heute unterirdisch. Am Brenztopf erblickt er schließlich das Tageslicht und mündet ca. 50 Kilometer weiter südlich in die Donau.

    Nach 16 km erreiche ich Heidenheim und steige in den Zug Richtung Heimat. Im Zug begrüßt mich dann ein schriller Zeitgenosse:
    In schlechtem ungarisch-deutsch spricht er mich an. Zuerst weiß ich nicht so genau, was er von mir will. Mit der Zeit merke ich aber, dass er mir einfach nur etwas erzählen will. Sein Kauderwelsch ist leider sehr schwer zu verstehen. Soviel konnte ich dechiffrieren:
    Er ist wohl Pensionär bei der Bahn und bekommt pro Monat eine bestimmte Anzahl von Freifahrten. Heute will er zum Faschingsumzug in meinem Heimatort und fotografiert wohl auch gerne.
    Er redet dabei immer wieder von seinen verflossenen Lieben und zeigt mir als Beweis dann auch diverse Fotos. Darauf erkenne ich, aber auch, dass er viel in der Weltgeschichte herumgereist sein muss. Aktuell hat er es auf eine italienische Opernsängern abgesehen von der er mir einige Momente vorschwärmt… als wir schließlich im Bahnhof ankommen wünsche ich ihm viel Glück bei der weiteren Brautschau und beende das verlängerte Wanderwochenende.
    Læs mere