Der Albschäferweg

November 2022 - April 2023
Begleitet mich auf meiner diesjährigen „Wintertour“ im Nordosten der schwäbischen Alb: Der 158 km lange Albschäferweg führt durch den Landkreis Heidenheim und wurde dem Berufsstand der Schäfer gewidmet. Read more
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  • Der Albschäferweg

    November 12, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 2 °C

    Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und die Füße jucken nochmal. Da ich die Wandertrilogie Allgäu in den Winterschlaf versetzt habe, musste ich mir eine Alternative überlegen. Eine kurze Recherche später stand meine Entscheidung fest: Der Albschäferweg soll mein nächstes „Opfer“ werden.

    Der Trail im Nordosten der schwäbischen Alb ist als Rundweg konzipiert und verteilt seine etwa 158 km Länge auf 10 Tagesetappen und ist von meinem Heimatort in relativ kurzer Zeit mit dem öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen.
    Vom Wandermagazin wurde dem Albschäferweg im Jahr 2022 das Prädikat „Deutschlands schönster Wanderweg“ verliehen und so freue ich mich auf 10 mehr oder weniger entspannte Wandertage, die ich auf mehrere Wochenenden aufteilen werde.
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  • Kurzsichtig

    November 12, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 7 °C

    Das obligatorische Video meiner kurzen Bahnanreise muss heute wegen akuten Nebels entfallen. Der Start in der „Stadt der Teddybären“, Giengen an der Brenz, ist deshalb auch ziemlich unterkühlt. Und so wäre es auch gar nicht verkehrt, dem Margarete-Steiff-Museum einen Besuch abzustatten. Ich will allerdings das Tageslicht heute voll ausnutzen und starte direkt nach meiner Ankunft am Bahnhof auf den Albschäferweg.

    Nach dem obligatorischen Selfie am Trailhead gilt es nun einen kurzen, aber steilen Anstieg auf den Bruckersberg zu überwinden. So kalt ist mir jetzt schon gar nicht mehr und oben angekommen begrüßt mich eine weitere Skulptur eines Albschäfers.
    Google sei Dank identifiziere ich souverän die spät im Jahr gelb blühenden Pflanzen am Wegesrand als Ackersenf - wer hier so wie ich an Raps denkt, liegt falsch - obwohl man eine Ähnlichkeit nicht verleugnen kann.

    Der Nebel lichtet sich auch nach meiner Vesper auf der Ruine Güssenburg aus dem 14. Jahrhundert nicht und so versuche ich in Bewegung zu bleiben um nicht auszukühlen. Eine Umleitung leitet mich ins Tal, wo ich nun dem Radweg folge und stellenweise das in den Jahren 2010 - 2014 renaturierte Flussbett der Brenz bewundern darf.
    Aufgrund dieses Umweges kann ich den Brenzturm nicht besuchen - die Aussicht würde eh ziemlich trüb ausfallen.

    An weiteren als schön beschriebenen Aussichten wird mir ebenfalls die Sicht „vernebelt“ und so fühle ich mich heute noch kurzsichtiger. Als äußerst kurzsichtig stellt sich auch meine Schuhwahl heraus: ich habe mich am Morgen für Trailrunner ohne Membran entschieden. Falls die Füße nass werden, trocknen sie so schneller - hatte ich mir überlegt. Wenn man aber kilometerweit durch nasses Gras wandert, trocknet da gar nichts, sondern wird nur kalt. Die wasserdicht
    Ne Socken liegen leider auch daheim im Schrank…

    So bin ich froh, als ich das „Lohnetalhotel zum Mohren“ in Stetten erreiche und mir im warmen Hotelbett die Bundesligakonferenz anhören kann. Das Spiel meiner Stuttgarter ist allerdings wenig erwärmend und so muss zur Aufheiterung noch ein „schwäbisches Dreierlei“ aus Zwiebelrostbraten, Maultaschen und Käsespätzle verspeist werden.

    Distanz: 21 km
    Rauf: 292 Hm
    Runter: 232 Hm
    Schafsichtungen: Fehlanzeige
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  • Aufgerissen

    November 13, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 9 °C

    Als ich meine Äuglein öffne, ist es draußen schon am dämmern. Ich gehe zum Fenster und versuche zu erkennen, ob sich die Nebelsuppe über Nacht aufgelöst hat. Aber noch hängt ein nebliger Schleier über der Landschaft.
    Also gehe ich zuerst in aller Ruhe frühstücken. Das Frühstücksbuffet fällt heute aus, da sich nur ein weiteres Paar im Hotel befindet. Gestern Abend konnte ich mir mein Frühstück schriftlich zusammenstellen - fast wie im Fastfood-Restaurant.

    Gegen 9:30 Uhr starte ich meinen Wandertag, den ich aufgrund einer sich anbahnenden Erkältung aber umplanen werde - Eigentlich wollte ich heute zunächst den Neandertalweg gehen:
    Diese 11 km lange Rundwanderung ist eine sogenannte „Albschäfer-Zeitspur“. Eine von insgesamt 14 Nebenwanderungen, die man entlang des eigentlichen Trails begehen kann.
    Der Neandertalweg verläuft durch das Lonetal, das seit 2017 zum UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der schwäbischen Alb“ gehört. Danach wollte ich noch die fast 14 km lange Etappe nach Anhausen laufen. Mit der Erkältung ist mir der Weg aber viel zu weit und ich verschiebe die „Zeitspur“ auf ein anderes mal.

    Der Nebel hat sich nach dem Frühstück aufgelöst und ich kann jetzt bei herrlichem Sonnenschein in den Wandertag starten. Nach ca. 4 Kilometern sehe ich das erste Highlight:
    die Ruine Kaltenburg präsentiert mir eine schönen Aussicht auf Lone- und Hürbtal. Ich esse eine Kleinigkeit und habe bald darauf die Qual der Wahl: ich könnte zur Charlottenhöhle absteigen und diese besichtigen. Doch auch drauf verzichte ich heute und möchte lieber weitergehen.

    An der Lonetal-Raststätte wird die Autobahn A7 gekreuzt. Zuvor gönne ich mir allerdings noch einen Kaffee samt Raststätten-Romantik im Coffee Fellows.
    Ein paar Kilometer später treffe ich auf die Domäne Falkenstein: eine ehemalige Burg, an dessen stelle nun ein Anwesen steht. Auf einem Aussichtsfelsen hat man einen tollen Blick auf das Eselsburger Tal.

    Weiter geht es auf dem Zoeppritzweg immer entlang der Kante eines steilen Abhangs. Der naturbelassene Pfad schlängelt sich dabei durch den noch bunt gefärbten Laubwald und die trockenen Blätter rascheln bei jedem Schritt. Es ist einfach toll, heute hier zu sein und man kann immer wieder herrliche Panoramen genießen!

    Um 14 Uhr stehe ich am Bahnhof Herbrechtingen. Die Regionalbahn nach Ulm wird jeden Moment einfahren und mich zurück in die Heimat bringen. Die für heute geplante Übernachtung habe ich schweren Herzens storniert: Die nächste Etappe läuft mir ja hoffentlich nicht weg…
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  • Übers Heldenfinger Kliff nach Gerstetten

    February 17, 2023 in Germany

    In diesen Faschingstagen will ich dem närrischen Trubel der Weißenhorner Innenstadt entgehen und wandere weiter auf dem Albschäferweg. Mein Basecamp habe ich mir im Heidenheimer Brenzhotel eingerichtet. Von hier kann ich im gut ausgebauten Netz der öffentlichen Verkehrsmittel meine Etappen angehen.

    Heute starte ich am ehemaligen Kloster Anhausen, von wo aus ich über das ‚Wolfstäle‘ zu einer Hochebene aufsteige. Über teils schnurgerade Waldwege folge ich bis ich der Ebene bis ich Heldenfingen erreiche: hier gibt es einen interessanten Geopfad, den ich bis zum ‚Heldenfinger Kliff’ folge.
    An mehreren Schautafeln lerne ich, dass sich mein Heimatort im ehemaligen ‚Para-Tethysmeer’ gelegen haben soll und ich gerade an der Küste eben dieses Meeres stehe…

    Über unbefestigte Wacholderweiden wandere ich Richtung Hungerbrunnental, dessen Karstquelle nur in feuchten Jahren sprudelt. Wie ihr sicher unschwer erraten könnt, ist diese Quelle aktuell trocken. In unmittelbarer Nähe gibt es einen alten Kultplatz, wo sich auch heute noch jedes Jahr bis zu 30.000 Menschen an Palmsonntag zum ‚Brezgenmarkt‘ treffen.

    Den Rest des Weges passiere ich zwei (ehemalige?) Ski- und Langlaufgebiete. Ich bezweifle, dass diese in letzter Zeit in Betrieb genommen werden konnten, da ich mich auf einer Höhe von nur 600m befinde. Ich passiere das ‚Gassental‘ und das ‚Säubere Tal‘ und erreiche schließlich Gerstetten.
    Da ich schnell unterwegs war bleibt noch ausreichend Zeit für Kaffee und Kuchen. Mit dem Bus geht es zurück nach Heidenheim.
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  • Gegenwind

    February 18, 2023 in Germany

    Gerstetten hatte lange Zeit ein großes Problem: es befindet sich auf einer Anhöhe und mit wachsender Bevölkerung reichte der Wasserdruck nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr aus. Erst 1982 wurde dieses Problem endgültig durch den Bau eines 38m hohen Wasserturms gelöst, der weithin sichtbar ist. Von Mai bis Oktober kann dieser an Sonntag- und Feiertagen besichtigt werden. Mir blieb dieses Vergnügen heute zum Start der Etappe allerdings versagt.

    Nach dem Ortsende von Gerstetten folge ich einem naturbelassenen Pfad im Wald und erreiche wenig später die Grillstelle ‚Drei-Wetter-Tannen‘. Als ich wenig später durch Wiesen und Wacholderweiden wandere, wird es ziemlich ungemütlich, denn der Wettergott beschert mir heute stürmische Windböen, die über die Freiflächen peitschen.
    Deshalb bin ich auch nicht böse, dass der Wanderweg nach einigen hundert Metern wieder im Wald verschwindet. Ich folge den jetzt oftmals schnurgeraden Waldwegen für einige Zeit.

    Nachdem der Weg den Wald wieder verlässt, erreiche ich das „albtypische“ Küpfendorf mit weniger als 30 Haushalten - von diesen kleinen Dörfern gibt es einige in der Umgebung.
    Auf dem nun folgenden (sehr matschigen) Abstieg ins Tal, versuche ich nicht den Halt zu verlieren: ich bin im ‚Steinheimer Meteorkrater‘ angekommen.

    Das ‚Sontheimer Wirtshäusle‘ hat zwar noch geschlossen, aber der dahinterliegende ,Burgstall‘, ein exponierter Bergkegel, wartet auf eine Besteigung. Die Aussicht ist wunderbar, doch der Wind bläst mich fast von der Anhöhe.
    Da sich in der Nähe eine Bushaltestelle befindet sage ich dem Albschäferweg heute nach nur 10 km Adieu und warte auf die Wetterbesserung der nächsten Tage…
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  • Stadtrundgang mit Schützenfest

    February 19, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 8 °C

    Da ich am Sonntagnachmittag das Fußballspiel des 1. FC Heidenheim besuchen wollte und das Wetter sich nicht wirklich besser werden sollte, gab ich mich mit einem kleinen Stadtrundgang zufrieden:

    „Heidenheim ist die drittgrößte Stadt Ostwürttembergs und liegt auf 478 bis 645 Metern Höhe zwischen Albuch und Härtsfeld am nordöstlichen Ende der Schwäbischen Alb in einer Talweitung der Brenz bei der Einmündung des Stubentals am Fuß des Hellensteins.
    Das bedeutendste Bauwerk und Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss Hellenstein, von dem aus man einen weiten Blick über Heidenheim und seine Umgebung hat. Sehenswert ist auch der zugehörige Schlosspark mit Brunnen. In dessen direkter Umgebung befindet sich das Naturtheater, das zur Hälfte in eine Waldlichtung hinein erbaut ist, sowie der Naturpark/Wildpark ‚Eichert‘.“

    Das 5:0 des 1. FC Heidenheim gegen den 1. FC Nürnberg durfte ich dank der Dauerkarte eines Arbeitskollegen live im Stadion erleben. Ich bin zwar kein Fan dieser Mannschaft, aber was da jedes Jahr mit geringsten finanziellen Mitteln auf die Beine gestellt wird, ist durchaus beeindruckend…
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  • „The winds of Winter“

    February 20, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 8 °C

    Mein Empfinden wechselte heute so häufig zwischen Frühlingsgefühlen und Winterblues, dass mir dabei fast schwindelig wurde.

    Zunächst steige ich in den Bus zum Sontheimer Wirtshäusle, wo ich die letzte Etappe aufgrund des windig-kalten Wetters abgebrochen hatte. Im Bus schallt mir laute Musik entgegen und ich bekomme leichte „Rosenmontags“-Vibes. Dieses Jahr habe ich darauf so gar keine Lust, bin ich doch hier, um dem Faschingstrubel in der Heimat zu entfliehen.

    Als ich gegen 8:45 Uhr aus dem Bus steige, lacht die Sonne vom strahlendblauen Himmel. Nachdem ich den Burgstall dann erneut bestiegen habe, wird mir ordentlich warm.
    Der Beginn der Etappe führt dann leicht ansteigend über freies Feld. Der Wind ist in der Niederung fast nicht zu spüren und die Sonne wärmt ordentlich. Nach dem ‚Knillwäldchen’ überquerte ich bei der ‚Ziegelhütte‘ die L1163 und es folgt ein steiles Teilstück hinauf zur ‚Schäfhalde’. Verschwitzt vom Aufstieg erfasst mich ein böig-kalter Südwestwind und lässt mich erzittern. Bei der Kälte kann ich die ausgedehnte Wacholderheide-Landschaft nicht richtig genießen und ziehe schnell meine abgelegte Kleidung wieder über. Es ist halt doch erst Februar!

    Der Blick auf den Meteorkrater von Steinheim soll mich nun die nächsten Kilometer begleiten. Ich umrunde diesen nämlich im Halbkreis und folge dabei dem ‚Meteorkrater-Rundwanderweg‘ bis kurz vor das ‚Wental‘.
    Beim durchschreiten der kleinen Seitentäler, die sich im Laufe der Jahrtausende in die Kraterwände gefressen haben, spielt sich dann immer das gleiche Schauspiel ab: auf dem sonnigen Aufstieg wird mir so heiss, dass ich sämtliche Reisverschlüsse meiner Oberbekleidung öffne und die Mütze vom Kopf reiße. Sobald ich aber wieder auf der Höhe ankomme, bläst mir der kühle Winterwind ins Gesicht und ich ziehe schnell wieder alles an.

    Auf einer windgeschützten, sonnigen Bank lege ich dann eine Mittagspause ein und genieße meine Trinkmahlzeit: normalerweise bin ich ja nicht begeistert von so hoch verarbeitenden Lebensmittel, aber ich wollte diese zum Wandern einfach mal ausprobieren. Nicht ganz unpraktisch, aber was zum kauen ist mir lieber! 😃
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  • Durchs wilde Wental ins Felsenmeer

    February 20, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 11 °C

    Die kurze Mittagspause tut vor allem meinen Beinen gut und so mache ich mich auf zum zweiten Teil der Etappe.
    Die geschlossene ,Schreiberhöhle‘ passiere ich und im ‚Doschental’ verändert sich die Landschaft schnell: Immer mehr bizzare Felsgebilde säumen die steilen Hänge des tiefen Tals, aber hier ist es herrlich ruhig.

    Auf einer Lichtung biege ich dann rechts ins Wental ab: hier werden die Felsformationen immer wilder und häufiger!
    Im Wental Floß vor Millionen von Jahren noch ein reißender Bach.
    Die bis zu 12m hohen Felsformationen aus dolomitischen Kalk, welche aus den einstigen Schwammriffen des früher erwähnten ‚Jurameereres‘ entstanden sind, wurden von diesem Bach geformt. Durch die besonderen klimatischen Bedingungen und der daraus entstehenden Flora und Fauna gehört das Wental zum Europäischen Schutzgebietsnetz ‚Natura 2000‘. Ich frage mich, wo dieser Ur-Bach heute geblieben ist: vielleicht bringen mir ja die nächsten Kilometer des Albschäferwegs eine Erklärung.

    Das kurz darauffolgende Felsenmeer schlägt dem Fass dann aber noch den Boden aus: hier formen die Felsen ein kleines Labyrinth im Tal. Ich will mir nicht vorstellen, wie dieses Tal auf die Menschen vor einigen hundert Jahren gewirkt haben muss…
    Drei Grillstellen und das Landhotel Wental laden hier zu einiger ausgiebigen Rast ein: manch Wanderer wird vielleicht sogar mit einer Übernachtung liebäugeln.

    Ich habe aber bis zur Bushaltestelle in Zang noch einige Kilometer vor den Füßen und muss mich so langsam sputen, um den avisierten Bus noch zu erwischen. Da ich mich im Tal befinde und Zang auf einer Anhöhe liegt, wandere ich, wie so oft an diesem Tag, erstmal wieder bergauf.

    Der anstrengende Tag findet schließlich am Abend einen erfolgreichen Abschluss beim Inder in der Heidenheimer Innenstadt und ich falle todmüde ins Bett. Ich brauche wohl mehr Wandertraining…

    Distanz: 24,7 km
    Rauf: 614 Hm
    Runter: 457 Hm
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  • Der ungarische Playboy

    February 21, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 14 °C

    Um kurz vor acht schließe ich an diesem Faschingsdienstag das Hotelzimmer ab und checke aus. Im Zimmer hatte ich, wie schon an den vorherigen Tagen, mein Frühstücksporridge zum mir genommen. Hierfür hatte ich mir letztes Jahr einen kleinen Reisewasserkocher für die Hotelzimmer angeschafft. Habe mal gehört, dass die Wasserkocher, die es manchmal in Hotelzimmern gibt, ganz gerne als „Waschmaschine“ für die Unterwäsche asiatischer Geschäftsreisender missbraucht werden. Keine berauschende Vorstellung…
    Der Wasserkocher kommt natürlich nur zum Einsatz, wenn ich ein festes Basecamp habe. Ansonsten ist der Gaskocher im Rucksack.

    Mein Bus spuckt mich in Zang aus - hier startet auch die heutige Etappe. Ich folge dem ‚Bänklesweg‘, der zunächst idyllisch am Waldrand verläuft. Die Morgensonne wärmt mich, bevor der Weg im Wald verschwindet und ich diesen wenige Kilometer weizmter in der Nähe der ‚Könnigsbronner Waldsiedlung’ wieder verlasse. Nun habe ich die Qual der Wahl: begutachte ich die ‚Ruine Herwartstein‘ oder steige ich wenige hundert Meter zum ‚Brenztopf’ ab?
    Ich entscheide mich für den Abstieg und stelle erstmal fest, dass es hier eine kleine Skisprungschanze gibt. Erstaunlich viel Wintersport muss hier, als es noch regelmäßig Schnee in mittleren Höhenlagen gab, betrieben worden sein. Heute ist es wohl schon für Kunstschnee im Februar zu warm.

    Der Brenztopf lüftet nun auch das Geheimnis des Wentals: nach der letzten Eiszeit, als der Boden in der Tiefe noch gefroren war, verlief der Gletscherabfluss oberirdisch und formte das Tal. Nachdem dann der Talboden immer mehr auftaute, verkarstete der Fluss zusehends und verläuft heute unterirdisch. Am Brenztopf erblickt er schließlich das Tageslicht und mündet ca. 50 Kilometer weiter südlich in die Donau.

    Nach 16 km erreiche ich Heidenheim und steige in den Zug Richtung Heimat. Im Zug begrüßt mich dann ein schriller Zeitgenosse:
    In schlechtem ungarisch-deutsch spricht er mich an. Zuerst weiß ich nicht so genau, was er von mir will. Mit der Zeit merke ich aber, dass er mir einfach nur etwas erzählen will. Sein Kauderwelsch ist leider sehr schwer zu verstehen. Soviel konnte ich dechiffrieren:
    Er ist wohl Pensionär bei der Bahn und bekommt pro Monat eine bestimmte Anzahl von Freifahrten. Heute will er zum Faschingsumzug in meinem Heimatort und fotografiert wohl auch gerne.
    Er redet dabei immer wieder von seinen verflossenen Lieben und zeigt mir als Beweis dann auch diverse Fotos. Darauf erkenne ich, aber auch, dass er viel in der Weltgeschichte herumgereist sein muss. Aktuell hat er es auf eine italienische Opernsängern abgesehen von der er mir einige Momente vorschwärmt… als wir schließlich im Bahnhof ankommen wünsche ich ihm viel Glück bei der weiteren Brautschau und beende das verlängerte Wanderwochenende.
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  • Raus aus dem Haus…

    April 7, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 10 °C

    …heißt es heute endlich wieder. Es ist das Osterwochenende und deshalb höchste Zeit, meine Winter-Etappenwanderung auf dem ‚Albschäferweg‘ zu beenden.

    Nachdem mich die Bahn pünktlich um 10 Uhr am Bahnhof Heidenheim ausspuckt, starte ich gleich auf die nur ca. 12 km lange Etappe nach Nattheim.
    Eine etwas entspanntere Etappe zum Einlaufen also. Diese habe ich nach diesem Seuchenwinter auch nötig: alle drei Wochen zwang mich eine andere Krankheit zum pausieren - so sind meine Füße heute auch noch nicht wirklich gut eingelaufen.

    Zuerst passiere ich den geschlossenen Brenzpark, bevor mich ein Anstieg durch ein Wohngebiet aus der Stadt führt. Hier spitzelt kurz die Sonne durch die dichte Wolkendecke; es sollte das letzte Mal für heute sein…
    Ein leichtes Nieseln begleitet mich die nächsten Kilometer zur ‚Jakobshülbe‘. Ich raste kurz an der überdachten Gehrenhütte und setze den Weg fort bis zur leider im Winter geschlossen ‚Ramensteinhöhle’. Ab dem 15.04. kann diese wieder besichtigt werden. Der Weg hierher wird für „ungeübte Wanderer“ nicht empfohlen und eine Umleitung angeboten. Ich folge ohne Schwierigkeiten dem direkten Pfad.

    Nach den Abstieg wird es skurril: Auf einer ehemaligen Skipiste grast eine Herde Wild West Büffel. Ich traue meinen Augen nicht - so weit ist der Klimawandel dann doch noch nicht, oder?
    Ein paar Meter weiter wird das Mysterium aufgelöst: der Trail folgt hier ein paar Metern einem Jagdkino für Bogenschützen: von Biber bis Wolf ist hier kein Tier vor den schiesswütigen Bogensportlern sicher.

    Kurz darauf erreiche ich schon Nattheim und ich freue mich auf ein wohlverdientes Wandermahl - doch zu früh gefreut: es ist Karfreitag und sämtliche Lokalitäten (sogar die Dönerläden) haben geschlossen. Ich finde zum Glück eine Tankstelle, die mir wenigstens zwei Brezeln verkaufen kann und mache mich hungrig auf die Suche nach meinem Hotel. Hier liege ich nun und amüsiere mich schon den ganzen Abend über die Abenteuer meiner Kindheitshelden Bud Spencer und Terence Hill… Gute Nacht!

    Distanz: 13 km
    Rauf: 215 m
    Runter: 162 m
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