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- Day 54
- Friday, June 14, 2024 at 11:07 AM
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 17 m
EstoniaVasknarva58°59’44” N 27°44’29” E
Haarscharf an der russischen Grenze

Gefahrene Strecke: 169 km
Von unserem Übernachtungsplatz sind wir weiter nach Vasknarva gefahren. Die Straße dorthin ist mittlerweile asphaltiert und relativ gut ausgebaut, obwohl kaum Verkehr herrscht. Hier sind wir in einer der gottverlassensten Gegenden von Estland. Dennoch stehen überall im Wald Sommerhäuser, die derzeit auch recht belebt erscheinen.
Vasknarva liegt direkt an der russischen Grenze auf der linken Seite des Grenzflusses Narva. Die ca. 50 Einwohner*innen des Dorfes sind erstens nahezu alle alt und zweitens zu 100% russisch. Dennoch hat der Ort auf uns sehr angenehm gewirkt, überhaupt nicht so desolat, wie die üblichen Grenzorte auf der ganzen Welt.
Weiter ging es dann immer ganz nahe an der russischen Grenze nach Narva. Narva ist die Grenzstadt zu Russland und für mich entsprechend beeindruckend wie beklemmend. Die Stadt hat 53.000 EinwohnerInnen. Ihre Zahl ist stark und schnell rückläufig. 80% der BewohnerInnen von Narva sind russischstämmig und haben als Muttersprache russisch. Hier ist man direkt mit der russischen Grenze konfrontiert, mit Stacheldrahtzaun, Grenzbrücke und endlos langen Kolonnen von Menschen, die an der Grenze auf die Ausreise nach Russland warten. Dieser kleine Grenzverkehr zu Fuß ist erlaubt für Menschen mit dem sog. grauen Pass. Das sind RussInnen, die in Estland leben, aber weder die russische noch die estnische Staatsbürgerschaft haben, also eigentlich staatenlos sind. Der graue Pass berechtigt sie zur visafreien Einreise nach Russland, aber auch in andere Länder der EU. Die estnische Staatsbürgerschaft bekommen sie nicht, weil diese eng an die Beherrschung der estnischen Sprache gebunden ist.
Direkt auf dem zentralen Platz der Stadt befinden sich die Grenzkontrollpunkte. Zu Sowjetzeiten waren Narva und Iwangorod auf der russischen Seite Zwillingsstädte. Der Fluss Narva trennt die beiden Städte, die zwei Länder und die EU und Russland.
Warum aber wollen die Leute hier überhaupt nach Russland? Ganz einfach: Zum Einkaufen. Auf der anderen Seite der Narva ist einfach alles billiger. In Narva ist die Arbeitslosigkeit hoch und das Leben teuer.
Was hat Narva zu bieten? Die Hermannsfeste, eine beeindruckende Burg direkt an der Narva. Gegenüber liegt auf russischer Seite die nicht minder beeindruckende Festung Iwanograd.
Am Fluss gibt es einen schönen Park, auch das Rathaus von Narva ist beeindruckend. Und Plattenbauten über Plattenbauten.
Ich verlasse die Stadt jedenfalls mi einem beklemmende Gefühl Ich bin wirklich froh, wieder abreisen zu können.
Wir fahren dann von Narva noch 40km westwärts immer an der Küste entlang nach Pühajöe auf einen Campingplatz. Hier am finnischen Meeresbusen heißt die Ostsee übrigens "Westmeer".Read more