Zwei in Marokko

August - September 2019
A short but fine adventure by Sue and Pasci Read more
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  • Day 1

    Endlich wieder scharf

    August 29, 2019 in France ⋅ ⛅ 26 °C

    Yay, being on the road again! With Bae. Also Sue. Klingt langweilig, ist aber nicht so. Meistens zumindest. Wie das Foto beweist, ist die Kleine aber weit weniger scharf als ich. Aber es sind ja nur vier Tage, sollte also machbar sein. Ein Restrisiko bleibt trotzdem, da dies nach kurzen Individualreisen nach Mykonos (sie) und Barcelona (er) und unserem Kurztrip mit Freunden ins beschauliche Brusimpiano IT die erste Reise alleine mit meiner Verlobten ist. Klingt komisch, ist aber so. In Casablanca und weit weg von Familie und Freunden wird geheiratet. Ich freu mich. Beautiful Sue auch. Trotz der zwei Stunden Flugverspätung. AirArabia sucks. Basel auch.Read more

  • Day 2

    Wenn Hemingway das wüsste

    August 30, 2019 in Morocco ⋅ ⛅ 30 °C

    Schon Ernest Hemingway hat über dieses Casablanca geschrieben. Schön sei es hier. Oder war es windig? Egal. Schön ist es hier immer noch und Sue‘s güldenes Haar ist lässig vom Winde verweht, kaum hat sich die Flugzeugtür geöffnet. Total Hollywood eben. Etwas weniger filmreif aber mindestens genauso kitschig - in einem Fall glaube ich tatsächlich Elsa von Frozen vor mir zu haben - präsentiert sich die weibliche Abendrobe, die man (beziehungsweise Frau) sich vom lokalen Verleih für die Hochzeitsfeier aufbinden lässt. Von „Anziehen“ kann bei dem Getüch nicht die Rede sein. Naja, wems gefällt. Mir nicht. Da macht mein schnittiger Anzug doch schon einiges mehr her. Finde ich. Aber ich bin hier ja in erster Linie eine übertrieben charmante und den Altersschnitt hebende Begleitung und erst in späterer Instanz eine relevante Meinung. Ich hab Durst.

    Für den ersten Abend lädt die Familie der Braut zum Kennenlern-Dinner. Lieb von ihnen. Ihr Apartment befindet sich im siebten Stock und bietet einen schönen Blick auf Meer und Moschee. Der Lift aus Zeiten Hemingways bietet laut unübersehbarer Warnung Platz für vier Personen. Wir sind fünf. Vier Mädels und meine pummelige Wenigkeit. Und natürlich probieren wir das Unmögliche. Und natürlich bleiben wir in der scheiss Kiste stecken. Klasse Start. Nach ein paar sich ewig anfühlenden Minuten ist es der immer sympathisch lächelnde Brautvater, der uns rettet. Leicht angeschwitzt freuen wir uns über die wiedergewonnene Freiheit und den herbeigesehnten Apéro. Doch anstatt Cüpli, Weisswein oder kühlem Bier, reicht man uns zur Aufmunterung und nach dem Erklimmen des siebten Stockwerks ein Glas Saft. Genau, Fruchtsaft. Unvergoren. Ach du heilige Scheisse! Zwei Minuten später ist auch klar, wie die Hochzeit tags darauf aussehen wird. Trotz liberaler und religionsfreier Grundhaltung von Braut und Eltern, wird für die gesamte, mehrtägige Zeremonie auf Alkohol verzichtet. Aus Rücksicht auf andersdenkende Verwandte und Freunde. Und wer bitte denkt hier an mich?! Ich krieg die Krise! Anstatt Rotwein soll es zum Hauptgang eine Auswahl von Wasser, Cola und Fanta geben? Verdammter Kindergeburtstag. Wenn Hemingway das wüsste, gäbe es wohl einen Buch-Klassiker weniger. Aber egal, ich bin ja nur die in die Jahre gekommene Begleitung von Beautiful Sue und wir nicht wegen mir hier. Armer Junge.

    Das nächtliche Kennenlern-Essen vermag mich teilweise zu trösten. Teilweise. Spannende Gerichte und unverschämte Mengen. Wie wir erfahren, muss in Marokko - und für ein Mal untertreibe ich sogar - mindestens doppelt(!) so viel serviert werden, wie gegessen wird. Alles andere wird als armselig empfunden. Man versichert uns auf Nachfrage allerdings, dass die Reste weitergegeben und nicht weggeworfen werden. Da ist man sich sicher. Ziemlich sicher. Also wahrscheinlich sei das so. Hoffentlich. Wie das übertrieben üppige Essen erfreut sich auch die anwesende Henna-Künstlerin grosser Beliebtheit. Die zurückbleibende Verfärbung an Händen und Füssen erinnert von Nahem allerdings eher an die orange Gesichtsfarbe Trumps. Von Weitem an eine Krankheit. Aber egal, den Mädels gefällts. Und kurz nach Mitternacht findet sich dann tatsächlich noch ein Grüppchen für einen Barbesuch. Ich könnt weinen vor Glück. Sue nicht. Im Club angekommen, vermag uns die lokale Begleitung davon überzeugen, dass die einzelnen Drinks zusammen eigentlich gleich viel kosten wie eine Flasche hartes Zeugs. Wir glauben den Scheiss zwar nicht, finden die Flaschenidee aber trotzdem total toll. Also ich. Ganz nach dem Motto „wa hesch, hesch“. Um halb Drei ist die Flasche Gin aber auch schon wieder leer und wir auf dem Weg ins Hotel. Ein totales Happy-End also.
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  • Day 4

    Sex in der Umkleide

    September 1, 2019 in Switzerland ⋅ ⛅ 19 °C

    Die Feier beginnt gegen neun Uhr abends und endet mit dem Frühstück um sechs oder sieben Uhr in der Früh. So will es der lokale Brauch. Und so lautet unser Plan. Meine Feier beginnt allerdings schon um 19:00 in Zimmer 314. Symeon und Michail haben zwei Flaschen Rum und Gin im Duty Free erworben und teilen das begehrte Gut gerne mit einem verzweifelten Trinker wie mir. Geili Sieche! „Vorglühen“ könnte man es nennen oder den verzweifelten Versuch, eine nüchterne Hochzeit ausgiebig und gebührend vorzufeiern. Und siehe da, die marokkanische Braut und der litauische Bräutigam machen ebenfalls kurz Halt in Zimmer 314. Macht Sinn. Drei übertrieben starke Drinks und zwei siebzigprozentige Shots aus litauischer Eigenproduktion später geht es auch schon los. Ich freu mich auf die Nacht. Sue auch. Für die erste volle Stunde sind wir allerdings die einzigen Gäste und als gegen Zehn die nächsten Gäste eintreffen, bin ich schon wieder nüchtern. Fuck.

    Einige Gäste sehen in uns zwei eine unheilige Allianz zwischen der bezaubernden Blake Lively - ihres Zeichens erfolgreiche Schauspielerin und Ehefrau vom lustigen Ryan Reynolds - und einem herausgeputzten Heisenberg - seines Zeichens Meth-Chefkoch und furchtbar schlechter Ehemann. Naja, berühmt sind sie beide. Irgendwie. Herausgeputzt wird heute Nacht neben mir auch die strahlende Braut. Ganze sechs(!) Outfits präsentiert die Schöne im Laufe der Nacht. Passend dazu wird auch das Sofa jeweils neu bezogen, zu welchem sie standesgemäss in einer ebenfalls zum jeweiligen Kleid passenden Sänfte getragen wird. Das gefällt der kleinen Sue natürlich - wie jedes Mädchen im Herzen immer noch ein wenig Prinzessin. Ich für meinen Teil hoffe ja, die zwei Turteltauben hatten schon vor der Ehe Sex. Denn in dieser von Outfits, Essen und Tanzen geprägten Hochzeitsnacht wird das bestimmt nichts. Wobei, vielleicht in der Umkleide bei einem der fünf Kleiderwechsel? Man weiss es nicht.

    Eine wirklich interessante Erfahrung so eine marokkanische Hochzeit. Immer kitschig und laut mit viel Gejohle, das ein wenig an das Gebrüll von Minaretten erinnert. Und so eine alkoholfreie Nacht bringt durchaus auch Vorteile. Neben der Halbierung der Kosten kommt es hier zu keinerlei Totalausfällen von „komischen Onkels und Tanten“, die es in jeder Familie gibt und die ab dem zweiten Glas Wein die eh schon schwache Contenance vollends verlieren und nicht selten wegen Nichtigkeiten unerwartet blutige Schlägereien mit dem Service-Personal anzetteln. Sowas gibt es hier nicht. Das einzig Aggressive das ich gegen vier Uhr morgens beobachte, ist ein offensichtlich genervter Sexjähriger, der einem offensichtlich unnötig nervigen Fünfjährigen mit geballten Fäusten ordentlich auf die Fresse gibt. Kinder eben. Apropos Fresse, was nach einer Nacht voller Wasser und Tee ebenfalls ausbleibt, sind die Kopfschmerzen sowie die staubtrockene und ätzende Fresse am nächsten Morgen. So gesehen eine gute Sache. Aber das mit der Zeit!? Die traditionelle Hochzeitstorte wird doch tatsächlich erst um viertel nach fucking Fünf angeschnitten. Eine Zeit, zu welcher die meisten Gäste - Zuckerschnute Sue gehört nicht dazu - das Interesse an Torte schon lange verloren haben. Für die gibt es als Alternative lecker Frühstückssuppe mit Einlage. Lustiges Volk.

    Wir schlafen für ein Mal bis weit in den Tag, sind ab 14:00 ohne Hangover ungewöhnlich schnell wieder auf den Beinen und auf der Suche nach Black-Soap, Argan-Öl und sonstigem Kosmetik-Ramsch. Also Sue. Mich zieht es relativ schnell in die Gegenrichtung zu Beach-Bar und Mojito. Diniert wird dann zur Freude Sues wieder zusammen und in Begleitung von London-Chics und Brautpaar und zu meiner Freude mit einem erstaunlich leckeren Weisswein aus der Region. Alles in allem also wieder ein Happy-End.
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