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  • Day 23

    Machu Picchu

    November 24, 2016 in Peru ⋅ ☀️ 0 °C

    Eines unsere Hauptziele in Cusco war definitiv die alte Incastadt Machu Picchu. Sie liegt in den Bergen der Selva (dem Urwald) und ist nicht direkt mit dem Auto zu erreichen. Einzig eine Zugverbindung, von Hydroelectrica aus, existiert. Diese wurde vor kurzem von den Anwohnern bestreikt. Es ging dabei vornehmlich um die sozialen Konflikte, die sich aus dem Touristenstrom und der Abgeschiedenheit von Aguas Callientes, dem Ort am Fuße von Machu Picchu ergeben. Ein großes Problem ist hier zum Beispiel die Trinkwasserversorgung. Auch die Anlieferung von Waren ist ungemein schwierig und nur über den Schienenweg möglich. Neben dem Zug führt noch der berühmte Incatrail über die Berge nach Macchu-Picchu. Er darf allerdings nur von einer bestimmten Anzahl an Personen pro Tag begangen werden, so dass er bereits Monate im Voraus ausgebucht ist. Zunächst wollten wir eine Kombination aus Fahrrad- und Wandertour nach Aguas Callientes machen, entschieden uns aber aufgrund des Wetters dagegen. Wir wollten unbedingt an einem Sonnentag in Machu Picchu sein und die Regenzeit rückt immer näher. Aktuell befinden wir uns genau auf der „meterolgischen Grenze“, wenn man das so sagen kann.

    Wir planten also mit dem Auto nach Hydroelectica zu fahren und von da aus zu Fuß durch den Urwald an den Schienen entlangzulaufen, bis wir in Aguas Callientes eintrafen. Am nächsten Morgen sollte es dann weiter nach Machu Picchu gehen. Die Autofahrt führte uns zunächst über ein Hochgebirge. Ich war noch in Cusco eingeschlafen und erwachte als wir auf der Bergspitze ankamen. Um uns Herum überall Urwald und unter uns die Wolken. Dieser Blick war einer der besten auf dem gesamten Ausflug. Im Vorfeld wurden wir gewarnt, dass die Straßen nach Hydrelectrica ziemlich schlecht sein sollten. Zunächst konnten wir nicht verstehen warum. Als wir aber im Verlauf auf einer unbefestigten Straße an einem Bergpass fuhren, neben uns nur der Abgrund und wir unseren Fahrer dabei beobachten konnten, wie er „Selfies“ mit seinem Handy machte, konnten wir nachvollziehen, was man uns im Vorfeld vermitteln wollte. Die Straße war grade so breit, dass zwei PKW aneinander vorbei passten. In jeder Kurve, hupte unser Fahrer, damit es nicht zu einer Kollision kam. Am Rand der Straße standen regelmäßig Kreuze, meist mit einheimischen Namen versehen. Von unsere Sprachschulleriterin, die gleichzeitig als deutsche Honorarkonsultin arbeitete, erfuhr ich, dass auch Touristen hier bereits zu Tode gekommen waren. Allerdings sei die Zahl der Touristen, die beim Fotografieren einen Berg hinterfallen deutlich größer:
    https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix…

    Nach diesem etwas aufregenden Streckenabschnitt erschien vor uns plötzlich Santa Teresa, eine ganze Stadt auf einem Hochplateau, mitten in den Bergen. Sie war zwar nicht schön, aber die Tatsache, dass sie hier, einfach so, mitten in den Bergen, existieren konnte, war atemberaubend.

    Kurz darauf erreichten wir Hydroelectrica und aßen dort zu Mittag. Der Ort ist nach dem dortigen Wasserkraftwerk benannt und besteht auch nicht aus viel mehr. Die einzigen Häuser, hier hier stehen scheinen Behelfsunterkünfte für die Arbeiter zu sein. Zudem existierten noch einige Restaurants und ein paar Souvenirshops. Hydroelectrica dient lediglich als Zwischenstation. Viele Trecks und alle Autos kommen hier an und ab hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt den Zug nach Aguas Callientes oder man läuft die Strecke. Wir liefen natürlich und hatten so das erste Mal die Gelegenheit, etwas vom peruanischen Urwald zu sehen. Dieses erhabende Gefühl wurde von den vielen anderen Menschen, die ebenfalls liefen und zumeist Postpubertäre in der Selbstfindungsphase waren, zumindest für mich, etwas getrübt. Silke ist da immer deutlich entspannter. Am meisten nervten mich die Leute, die während des Wanderns laut Musik auf ihren Handys abspielten. Immer wenn wir auf solche Trafen, ließen wir uns wieder ein Stück zurückfallen, so dass wir zwar etwas länger liefen, die meiste Zeit aber für uns sein konnten. Am Schienenrand wuchsen Kaffeesträucher und von überall hörten wir exotische Vögel. Wir haben sogar ein Opossum gesehen. Es war allerdings tot und lag am Straßenrand, so dass es sich nicht mehr vor unseren Augen verstecken konnte. Nach etwa 3 Stunden kamen wir in Aguas Callientes, das seinen Namen wegen der naheliegenden Thermalquellen trägt, an. Wir lagen jetzt tiefer als Cusco, so dass uns die Höhe nicht mehr viel zu schaffen machte. Wir warteten im Ort etwas auf dem Plaza de Armas, bis ein Guide zu uns stieß und uns den jeweiligen Hostels zuwies. Am Abend sollten wir uns alle nochmal ein einem Restaurant einfinden, um alles für den kommenden Tag besprechen zu können.
    Wir hatten gehört, dass Aguas Callientes kein schöner Ort sein soll, können das aber nicht bestätigen. Er ist ungemein touristisch, wir würden aber jedem, der mit dem Auto nach Machu Picchu fährt zu einer zusätzliche Nacht im Ort raten. Dann hat man mehr Zeit, um sich in der Incastadt umzuschauen. Wir sollten am nächsten Tag nur von 6 bis 11 Gelegenheit dazu haben.

    Wir standen also um 4 auf, und machten uns auf den Weg zum Berg, auf dem Machu Picchu lag. Vor den Toren, die erst um 5 öffnen sollten, stand bereits eine lange Schlange von Menschen. Auch einige Hunde warteten sehnsüchtig, dass sich die Pforten öffneten. Sie stürmten voller Tatendrang noch vor den ersten Menschen hinein. Vor uns lag nun ein Aufstieg von 700 Metern über in den Fels eingebrachte Treppen, der sich auf eine Länge von etwa 1,6 Kilometern hinzog. Die Steigung war entsprechend hoch und wir brauchten mehr als die veranschlagte Stunde. Im Verlauf des Tages sollten wir einen Israeli kennenlernen, die die Strecke in 39 Minuten geschafft hatte. Ich vermute, dass er grade seinen Militärdienst hinter sich hatte. Die Aussicht war dafür, selbst in der Dämmerung, unglaublich. Es bestand auch die Möglichkeit von Aquas Callientes mit einem Bus hoch zu fahren, wobei wir uns fragte, wie umständlich es gewesen sein muss, diese in einen Ort ohne Straßenanbindung zu transportieren. Wir aber wollten uns den Aufstieg nicht entgehen lassen und waren dementsprechend Stolz als wir oben ankamen.
    Die ersten zwei Stunden wurden wir von einem Guide durch die Ruinenstadt geführt. Lange war sie vergessen, doch Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie von Einheimischen entdeckt. Berühmt wurde sie allerdings erst, als eine Expedition von Hiram Bingham sie „wiederenteckte“. Dabei lebten wohl noch zwei Familien an diesem Ort, die, als den peruanischen Behörden die Bedeutung des Ortes bewusst wurde, kurzerhand umgesiedelt wurden.

    Wir verließen die Führung etwas vorzeitig, um auf einer der Terasse frühstücken zu können und die Gelegenheit zu haben, uns in der Sonne aufzuwärmen und ein paar gute Fotos zu machen. Unser Ziel danach sollte die Incabrücke sein. Man erreicht sie auf einem kleinen Pfad, der an einer Felskante entlangführt. Sowohl die Brücke, die nicht mehr begehbar ist, als auch der Pfad wurden von den Inca in mühevoller Arbeit in den Felsen eingebracht, wobei die Brücke aus gesetzten Steinen aufgebaut ist.

    Wir schauten uns nach unserer Rückkehr von der Brücke, die etwas abseits von Machu Picchu selbst lag, noch etwas in dem Ort um. Spannend war, das die Steine für die Gebäude nicht nach oben getragen, sondern direkt dem umliegenden Felsen entnommen wurden. Dies führte Dazu, dass sich mitten in einigen unfertigen Gebäuden riesige Felsbrocken befanden, die einfach noch nicht zum Abbau benutzt wurden. Der Ort selbst diente, ähnlich den vielen Orten im „Heiligen Tal“, sowohl als heilige Stätte als auch als Versuchszentrum für Agrartechnik und Astronomie.

    Inzwischen war es voll geworden und später, als wir angenommen hatte. Wir verzichteten auf die Wanderung zum Sonnentor. Was wir bei unserem nächsten Besuch dringend nachholen möchten und begannen mit dem abstieg. Wieder begleitet von ein paar Hunden. Unten angekommen stand uns noch die Wanderung an den Schienen entlang bevor. Etwa zu diesem Zeitpunkt stellten wir fest, dass unsere Fitness definitv nicht so groß war, wie wir gehofft hatten. Trotzdem entschieden wir uns auch für den Rückweg nicht den Zug zu nehmen, sondern zu laufen. So kamen wir gegen kurz nach 2 in Hydroelectrica an. Das Auto würde bis 3 Uhr auf uns warten, so hatte man uns am Vortrag instruiert und wir nutzten die Zeit um etwas zu Essen. Dabei viel uns dass sehr distanzlose Mädchen von einer der Kellnerinnen auf, die mit ihren vielleicht 5 oder 6 Jahren, eine junge Gruppe von Touristen ärgerte, indem sie sie mit Stiften anmalte oder ihnen unvermittelt auf den Schoß sprang. Die Sprachbarriere war der Seite des Mädchens und so war die Gruppe ihr etwas hilflos ausgeliefert.

    Wir kamen um Viertel vor 3 auf dem Parkplatz an, nur um zu erfahren, dass unsere Plätze bereits an andere Leute vergeben waren. Leider war unser Spanisch noch nicht so gut, dass wir lautstark einfordern konnten, diese Leute einfach wieder raus zu schmeißen. Wir verbaten uns aber die Idee der Guides, uns auf zwei Autos aufzuteilen. Man war über uns wohl nicht sehr glücklich, wir ignorierten das aber gekonnt. Nachdem unser Auto weggefahren war, wurden wir gemeinsam in ein anderes Auto mit einem älteren Fahrer gesetzt. Das war eine recht glückliche Fügung, denn er fuhr die Straße an den Steilhängen deutlich zurückhaltender. Nur einen Anruf von seiner „Mamita“ nahm er zwischendrin an, den er aber, wohl gegen ihren ausdrücklichen Willen, schnell wieder beendete.

    Die meiste Zeit des Rückwegs befanden wir uns in einem Dämmerzustand zwischen Wachsein und Schlafen. Die bereits eingebrochene Dunkelheit sorgte auch dafür, dass wir kaum noch etwas von dem schönen Ausblick des Hinwegs hatten. So kamen wir ziemlich geschafft aber glücklich gegen Abend wieder in Cusco an.
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