• Cusco III

    November 26, 2016 in Peru ⋅ ⛅ 12 °C

    Den Freitag nach unserer Rückkehr aus Machu Picchu haben wir mehr oder minder mit Nichtstun verbracht. Am Abend waren wir im wöchentlichen Kaffee unserer Sprachschule, haben etwas Glühwein getrunken (auch hier wird Weihnachten gefeiert) und kleine Dekohäuschen für das Weihnachtsfest der Sprachschule gebastelt. Das klingt alles ein bisschen albern – War es auch. Aber beim gemeinsamen Basteln gibt es viele Sprachanlässe und Gelegenheiten für uns, unser Spanisch zu trainieren. Mein Tandempartner war auch da, auch wenn er nach nur kurzer Zeit wieder verschuwunden ist. So richtig klappt das gemeinsame Trainieren noch nicht.
    Im Anschluss sind wir noch mit Michael, den wir in Nazca kennen gelernt haben in eine Bar. Wir waren mit die einzigen Gäste. Aus diesem Grunde konnten wir auf das gemütliche Sofa. Allerdings spielte direkt vor uns eine wirklich gute, dafür sehr laute Band. Der Sänger entschuldigte sich zwischen den Liedern immer, dass er während der Lieder immer wieder nach dem Text schauen musste.

    Am nächsten Tag hatten wir versprochen bei einem Straßenfest für leukämiekranke Kinder, die unter anderem von unserer Sprachschule aus organisiert wurde, zu helfen. Der Hintergrund der Kampagne ist, dass es in Peru, inbesondere auf dem Land keine angemessene Gesundheitsaufklärung gibt. Dies führt dazu, dass viele Erkrankungen, grade bei Kindern, nicht oder erst zu spät erkannt werden. In dem Wikipediaeintrag über Evo Morales, dem Präsidenten von Bolivien, der einer armen Familie von Kokabauern entstammt, findet sich hierzu folgendes Zitat seiner Schwester: „Meine Mutter behandelte unser Fieber allein mit Koka und Zucker. Manchmal heilte uns das. Wenn das Fieber so hoch war, dass es wehtat, bekamen wir Koka und Zucker unter die Achseln gedrückt, um unsere Füße wurde ein schwarzes Tuch gewickelt. Was so viel bedeutete wie: Du wirst durchkommen oder musst sterben.“
    Zudem gibt es einige Fälle, in denen die Kinder, wenn sie in der Klinik sind und die Diagnose gestellt wurde, von ihren Eltern verlassen werden. Das Kampagnenziel ist also, neben Forderungen an die Politik, vor allem die gesundheitliche Bildung. Wer sich einen Einblick verschaffen möchte:
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    Bei dem Fest tobten auch einige der kranken Kinder herum. Man erkannte sie an den Gesichtsmasken, die sie Tragen mussten, um wegen der Knochenmarksunterdrückung durch Krankheit oder Chemotherapie keine Infekte zu bekommen, die für solche Patienten tödliche Folgen haben können. Sie amüsierten sich ganz köstlich und insbesondere freute uns, dass eines der Mädchen, von dem wir wussten, dass es von seinen Eltern verlassen wurde, besonders aufgeweckt und glücklich war. Ansonsten war es, wie ein Straßenfest, das man so kennt: Musik, Essen, Unterhaltungen… Mit der Ausnahme, dass es unter anderem Meerschweinchen zu essen gab. Auf peruanisch heißt es Cuy und gilt seit Incazeiten als Mahlzeit. Es ist sogar so, dass die in Europa so beliebten Hausmeerscheinchen ganz ursprünglich aus Südamerika stammen.

    Die Organisation des Festes war, sagen wir, typisch peruanisch. Alles lief, die Menschen waren mit Essen und Unterhaltung versorgt, die Spendenkasse klingelte, aber es waren zuviele Helfer da. Peru hat eine ungemein niedrige Arbeitslosigkeit von aktuell etwa 6% (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/…).
    Dabei ist allerdings mein persönlicher Eindruck, dass viele Jobs vom Efizienzstandpunkt ausgehesehen nicht notwendig wären. Fast überall herrscht Überbesetzung. Das ist hier natürlich ungemein wichtig. In einem der letzten Beiträge erwähnte ich ja, dass es kein soziales Sicherungssystem gibt. Insofern ist die einzige derzeit mögliche Lösung, soviele Menschen, wie möglich in Lohn und Brot zu bringen. Dennoch waren wir über. Alles lief und wir standen mit unseren weißen Trikots herum. Also meldeten wir uns bis zum Abbauen ab und gingen in das Museum der moderenen Künste. Vieles hier war für uns wenig verständlich. Allerdings gab es eine Abteilung, in der sureale Kunst eines Limaers ausgestellt wurde, die indigene Motive mit Comicartigen Szenen kombinierte. Die hat mich wirklich begeistert.

    Als wir wieder nach Santiago, dem Stadtteil von Cusco, in dem das Fest stattfand, zurückkehrten stellten wir fest, dass wieder nicht so recht viel für uns zu tun war, weil ein Großteil der Zelte für den nächsten Tag stehen bleiben konnte. Nach einer Weile beendeten wir also unseren Hilfseinsatz mit dem Gefühl nicht so recht viel beigetragen zu haben. Aber der Wille zählt…

    Santiago ist, obwohl zentrumsnah, ärmer als die zentralen Stadtviertel, in denen wir uns bisher viel bewegt haben. Viel mehr Händler und viel weniger Touristen sind auf der Straße. Außerdem lag, zumindest an dem Tag, als wir da waren, ein Geruch über der Gegend, der den Abwasserkanälen zu entspringen schien.

    Als wir Zuhause ankamen, versuchten wir früh ins Bett zu gehen, da wir am nächsten Morgen um kurz vor 3 aufstehen mussten, um zum Rainbow Mountain zu fahren.
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