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  • Day 26

    Rainbow Mountains

    November 27, 2016 in Peru ⋅ ⛅ 22 °C

    Heute ist wohl der Tag an dem wir, bezogen auf unsere gesamte Reise, am bisher frühesten aufstehen mussten. Um 2 Uhr 50 klingelte der Wecker, denn unser Führer sollte schon um 3 Uhr 20 vor unserer Tür stehen. Wir fuhren dann eine Weile mit einem kleinen Minibus durch Cusco und sammelten die anderen Teilnehmer unserer Gruppe ein. Dabei gab es kurz einige Unklarheiten, als wir „Samuel“ am Straßenrand auflasen, der aber, wie sich im Verlauf herausstellte, gar nicht Teil unserer Tour sein sollte. Insgesamt waren wir dann am Ende zu siebt: Zwei Deutsche, zwei Mexikanerinnen, ein Irländer, eine Französin und eine Peruanerin. Was zunächst klingt, wie der Anfang von einem schlechten Witz, hat sich im Laufe des Tages als tolle Gruppe herausgestellt.

    Wir fuhren zu den Rainbow Mountains (in peruanischer Mundart: Vinicunca), die etwa 5 Stunden Autofahrt von Cusco entfernt liegen. Sie tragen ihren Namen, da sie insgesamt 7 verschiedene, klar abgrenzbare farbige Streifen aufweisen. Jede Schicht trägt dabei eine individuelle Zusammensetzung an Mineralieren, die für die Färbung verantwortlich sind. Die Plattentektonik von einigen Millionen Jahren hat sie dann ineinander geschoben.

    Die Fahrt verlief ähnlich, wie viele Fahrten in Kleinbussen in der Nähe von steilen Abhängen in Peru verlaufen. Wir dachten mehrfach, dass wir sterben müssten. Wir sind uns bei einigen Kurven sogar sicher, dass die Hinterachse mehrfach weggerutscht ist. Dabei waren sowohl unser Fahrer, als auch unser Führer, unglaublich nette und zuvorkommende Menschen. Nach einigen panischen Momenten kamen wir auf 4.300 Meter Höhe am Startpunkt unserer Wanderung an.

    Bevor wir losgingen, wurden wir in ein kleines Häuschen des vor uns liegenden Dorfes gebeten. Hier hatten wir Gelegenheit uns als Gruppe kennenzulernen und ein wirklich gute Frühstück einzunehmen. Auch erhielten wir nochmal einige Sicherheitsunterweisungen. Der Weg selbst stellt keine große Herausforderung dar. Eine einfache Strecke beträgt etwas weniger als 10 Kilometer und steigt lediglich um 700 Meter an, was einer mittleren Steigung von etwa 7 % entspricht. Das Problem ist jedoch die Höhe. Das Ziel unserer Wanderung, ein Hügel vor den Rainbow Mountains lag 5.020 Meter hoch. Wir erhielten also Tipps in Bezug auf das richtige Einteilen unserer Kräfte und Maßnahmen, die im Notfall zu ergreifen seien. Zudem ermpfahl man allen Küstenbewohnern, also auch uns, ein Pferd zu mieten, das, geführt von einem Einheimischen, einen Großteil der Strecke genutzt werden konnte. Da wir allerdings schon seit einigen Wochen dauerhaft auf über 3.000 Meter leben und wir uns etwas geweigert haben, ein Tier unsere Arbeit machen zu lassen, haben wir uns dagegen entschieden.

    Der Aufstiegt kostete insbesondere mich, einiges an Kräften. Auch Silke war angestrengt, mir aber immer ein paar Meter voraus. Wir liefen in einem schmalen Tal zwischen zwei Bergzügen, in dem im regelmäßigen Abstand kleine Dörfer der einheimischen Bevölkerung lagen. Diese schien sich auch komplette auf den Beinen zu befinden. Alle paar Dutzend Meter stand ein lächelnder Talbewohner, der einem ein Pferd anbot, wenn man auch nur den geringsten Anschein erweckte, das der Aufstieg anstrengend sei. Mir wurden dementsprechend mehr als einmal Reitgelegenheiten angeboten, die ich aber stets höflich ablehnte. Unser Ire war in der Zwischenzeit schon hinterm Horizont verschwunden. Später sollten wir erfahren, das er die Strecke, für die wir 3 Stunden brauchten, in nur einer Stunde gelaufen war. Habe ich erwähnt, dass er riesengroß und zudem noch Landwirt war?

    Zusätzlich zu den Pferdemitgelegenheiten, gab es auch regelmäßige kleine Stände, an denen man Wasser kaufen konnte. Auch waren in regelmäßigen Abständen Plumpsklos aufgestellt. Diese fügten sich teilweise sogar recht gut vor dem schönen Bergpanorama ein. Zumindest die aus Holz, einige bestanden lediglich aus einem Metallrahmen, der mit einer Faserplane bespannt war. Teilweise sah die Umgebung aus, wie in Öl gemalt. Bereits ab der Hälfte der Strecke, konnten wir Ausangate, einen gigantischen schneebeckten Berg, mit seinem Gletscher am Fuße sehen.

    Kurz vor dem Ziel dachte ich zunächst für eine Weile, dass ich nicht mehr weiterlaufen konnte. Ich hatte mich schon vorher eher an den langsamer gehenden Mexikanerinnen orientiert, die so nett waren und mit mir mein Spanisch trainierten. Buchstäblich mit letzter Kraft schaffte ich es doch noch zum Gipfel. Ich hatte Silke zuvor schon angekündigt, dass ich nicht mit auf den Hügel kommen, sondern mir die Rainbow Mountains nur an ihrem Fuße ansehen würde. Als wir aber da waren, waren wir von der unglaublich schönen Landschaft so begeistert, dass es einfach nur schade gewesen wäre, nicht auf den Aussichtshügel zu steigen.

    Bisher hatten wir, trotz der Jahreszeit, unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt. Auch auf dem Hügel erreichte uns noch die Sonne, obwohl ein eisiger Wind aufzog, der jetzt durch nichts mehr aufgehalten wurde. Nach einer Weile bekamen wir allerdings die ersten Hagelkörner ab. Sie waren etwa erbsengroß und prasselten zunehmend auf uns ein. Wir traten den Rückweg an. Immer noch schlugen wir dabei die Angebote zu Reiten aus. Wir waren über den Hagel gar nicht so unglücklich, da wir nicht so nass wurden, wie als wenn es geregnet hätte. Trotzdem kam uns der Rückweg deulich länger als der Hinweg vor.

    In der kleinen Hütte in der wir gefrühstückt hatten, wartete schon das Mittagessen auf uns. Unser Fahre hatte gekocht und war sogar so nett gewesen mir statt Spaghetti ein Omlett zu machen, nachdem ich ihm von meiner Glutenunverträglichkeit erzählt hatte. Die stellt uns hier manchmal vor ein paar größere Herausforderungen. Grade jetzt (ich schreibe diesen Text in Puno), sitze ich aber vor einem riesen Stück glutenfreien Kuchen und bin ganz selbstzufrieden.

    Die Rückfahrt war wie die Hinfahrt, nur dass die Straße nass war, was uns noch zusätzliche Sorgen bereitete. Wir hatten auch ein Mädchen aus einem der Dörfer dabei. Sie ließ sich auf dem Weg nach Cusco absetzen. Wir haben inszwischen schon häufiger erlebt, dass die Touristentouren für Botengänge, Personentransport oder Lebensmittellieferungen benutzt wurden. Hier sind die Peruaner ungemein erfinderisch und alltagspraktisch. Am frühen Abend kamen wir Zuhause an, gaben unserem Guide noch etwas Trinkgeld und wären sofort ins Bett gefallen, wenn wir nicht noch Hausaufgaben machen hätten müssen.

    Wer sich einen Einblick verschaffen möchte. Diese Tour ist zwar nicht von uns, aber spiegelt recht genau das wieder, was wir erlebt haben:
    https://www.youtube.com/watch?v=vsX5-Q-Lsj8
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