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  • Day 49

    San Pedro de Atacama

    December 20, 2016 in Chile ⋅ ⛅ 14 °C

    Der Ursprung des Namens Chile ist nicht abschließend geklärt. Ausgeschlossen wir aber eine Verwandschaft mit dem Wort „Chili“, das aus Mittelamerika stammt. Die Chillischote selbst heißt hier auch „Aji“ und wird gerne für eine Art gelber Mayonaise verwendet. Sehr wahrscheinlich ist, dass der Name des Staates aus dem Aymara, einer Andensprache, abgeleitet wurde und so etwas wie „Ende der Welt“ bedeutet.

    Bei der Grenzüberquerung wurden wir mehrfach aufgefordert, alles was wir an Obst, Gemüsen oder Samen im Gepäck hatten wegzuwerfen oder zumindest anzugeben. Chile ist sehr bedacht auf den Schutz der heimischen Flora und kontrolliert entsprechend stark seine Grenzen. Da aber zumindest der Nordteil von Chile auch noch das Ausdehnungsgebiet der Anden umfasst, macht das Ganze in Bezug auf die dort heimischen Produkte nur wenig Sinn.

    Chile verfügt über einen ungeheuren Artenreichtrum in seiner Tier- und Planzenwelt. Durch seine lange Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 4000 Kilometern umfasst es mehrere Klimazonen. Neben den Bergregionen sind die Atacama-Wüste, die als trockenster Ort der Erde gilt und Patagonien, das auch eine subpolare Zone enthält von Bedeutung. Wir kamen in der Wüstenstadt „San Pedro de Atacama“ an. Ursprünglich hatten wir vor, uns Russlan anzuschließen, der sein Hostel online reserviert hatte. Für uns war es das erste mal, dass wir, im Glauben, dass wir schon etwas finden würden, nichts vorgebucht hatten. Als wir bei dem Hostel, was sich als einfaches Wohnhaus entpuppte, ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass man Russlan, während wir in der Salzwüste waren, eine Nachricht habe zukommen lassen: Seine Buchung sei storniert.

    Wir liefen also, vollgepackt, wie wir waren, eine Weile durch den Ort und stellten schnell fest, dass Chile unser bisher teuerstes Urlaubsziel sein würde. Wir fanden kein Zimmer unter 45 Euro und so beschlossen wir, uns noch für ein paar Tage ein Zimmer zu dritt zu teilen. Abends trafen wir uns mit Sangeet, Katalina war noch krank, um unsere weiteren Planungen zu besprechen. Ursprünglich hatten wir nämlich vereinbart, gemeinsam ein Auto zu mieten, um die Wüste zu erkunden. Am nächsten Tag jedoch erzählte Katalina uns, dass sie sich zum einen noch nicht wohl fühlen und zum anderen die Anwesenheit von Sangeet nicht mehr ertragen könne, der tatsächlich einen etwas selbstsüchtigen Eindruck machte. Wir blieben allerdings bei unserem Plan mit dem Auto.

    San Pedro ist zwar ein ungemein teurer, aber gleichzeitig Ort mit gemütlichen Gassen und roten Lehmhäusern. Hunde streifen herum und hippieartige Verkäufer bieten auf der Straße ihre Waren an. Die Umgebung selbst ist ungeheuer spannend, insbesondere, wenn man vorher nicht in Bolvien oder Peru war. Für uns gab es hier, außer der Tatsache, dass wir am trockensten Ort der Erde waren, leider nicht viel neues. Bei unserem Ausflug in das Valle de la Luna, das seinen Namen aufgrund seiner Oberflächenbeschaffenheit trägt, konnte uns einzig die gigantische Düne wirklich nachhaltig beeindrucken, deren nahegelegnene Bergkämme ein Ausblick auf Salzhaltige Felsen und die Kraterlandschaft boten.

    In bzw. bei Chile liegt der sogenannte „Ring of Fire“, die vulkanisch und seismisch aktivste Region der Erde. Etwa 10% der aktiven Vulkane der Welt liegen hier. Dementsprechend häufig kommt es, im Verhältnis zu anderen Regionen der Erde, zu Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen. Ich habe mir aus Spaß einmal das „Merkblatt Erdbeben“ des GeoForschungszentrum in Potsdamm durchgelesen. Intuitiv wäre ich bei einem Erdbeben hinaus auf die Straße gerannt, sie raten davon ab. Beim Durchqueren der Tür könnten Fassadenteile auf einen stürzen. Sie empfehlen stattdessen unter großen und massiven Möbelstücken, etwa einem Tisch, Deckung zu suchen. Ich bin da noch ein wenig misstrauisch. Die meisten Möbelstücke, die wir so auf unserem Zimmer haben wirken, entsprechend der von uns gewählten Zimmerpreisklasse, eher etwas klapprig.

    Unsere Tour am nächsten Tag, diesesmal mit dem eigenen Auto, führte uns an verschiedene Lagunen, teilweise wieder von Flamingos bevölkert. Die Tiere waren, wie immer beeindruckend. Wir haben sogar eine kleine Eidechse, die erste, die wir in Südamerika gesehen haben, entdecken können. Eine andere sehr kleine Lagune war früher ein beliebtes touristisches Ziel, weil sie so salzhaltig ist, dass man in ihr nicht untergehen kann. Leider, so hat man vor einiger Zeit, festgestellt, enthält sie neben dem Salz auch noch Arsen und ist somit nicht mehr zum Schwimmen freigegeben. Nachts wird sie sogar von einem Parkranger bewacht. An der größten Lagune konnten wir auch nochmal Vicuñas beobachten.

    Das Spannendste waren wohl die „Piedras Rojas“, die gar nicht so rot waren, wie ihr Name vermuten lässt. Vielmehr sind sie lehmfarben. Nahe bei ihnen liegt aber ein oberflächlicher Salzsee, der den gesamten Boden in ein krustiges Weiß versetzt. Wir kamen erst wieder gegen Abend in San Pedro an. Ursprünglich hatten wir geplant am Vormittag in den Süden und am Nachmittag in den Norden zu den Geysiren zu fahren. Weil aber der Mensch von der Autovermietung am Morgen erst mit einer halben Stunde Verzögerung auftauchte und die Übergabe so lange dauerte, kamen wir erst so spät wieder zurück, dass es sich nicht gelohnt hätte, noch in den Norden zu fahren. Stattdessen gingen wir essen und machten nochmal zwei Stunden Pause, bevor wir zur Sternenbeobachtung in die Wüste fahren wollten.

    Wir kauften etwas Wein, Sangeet erklärte sich, zum Erstaunen der Gruppe zum Abstinenzler, der uns zurückfahren würde und brachen gegen 10 Uhr abends in Richtung Wüste auf. Schon beim Verlassen der Stadt fiel uns auf, dass wir mit jedem Meter etwas mehr von dem Sternenhimmel zu sehen bekamen. Als wäre er in hintereinanderliegenden Schichten aufgebaut. Die Atacamawüste gilt als einer der besten Orte der Erde, um die Sterne zu beobachten. Es gibt weder Wolken noch viel Hintergrundstrahlung von Städten oder Siedlungen, so dass der Himmel bei Nacht sprichwörtlich „sternenklar“ ist. Besonders schön war, dass man -neben der Milchstraße- auch ihre beiden Begleiter, die Magellanschen Wolken sehen konnte: https://de.wikipedia.org/wiki/Magellansche_Wolken

    Wir haben beschlossen, die nächsten Tage in Taltal, einem kleinen Küstenort in Nordchile zu verbringen. Wir planen nicht viel zu tun, sondern nur etwas zu entspannen, bevor wir zu den Festtagen weiter nach La Serena fahren. So mussten wir uns dann also am nächsten Tag von unseren liebgewonnenen Reisegruppe verabschieden...
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