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  • Day 8

    Nha Trang

    March 17, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Seit dem Jahre 1883, als der Kaiser zum Abdanken gezwungen wurde, war Vietnam eine Kolonie Frankreichs. Zunächst waren die Fremden nur Berater des Regenten, als Vietnam jedoch von politische Unruhen ergriffen wurde, nutzten sie ihre Chance zur Einverleibung des Landes.

    Der Ort Nha Trang galt den neuen Herren des Landes wegen seine schönen Strände und dem klaren Wasser als das „Nizza des Ostens“. Wir planten zwei Tage dort zu verbringen, um etwas zu baden und uns zu entspannen.

    Wir hatten von Ho-Chi-Minh-City aus einen Zug genommen, der etwa 8 Stunden gebraucht hatte. Wir hatten Tickets für die „Soft-Seat“-Klasse gekauft, denn die „Hard-Seat“-Variante entsprach dem, was man gemeinhin als Holzklasse versteht. Viel schöner anzusehen, aber eben auch viel ungemütlicher. Grade wenn man einen ganzen Tag unterwegs ist…

    Das Zugfahren in Vietnam ist sehr gemütlich. Wegen der unebenen Schienen fährt man nicht sehr schnell und schaukelt gemächlich hin und her. Zwischendruch werden immer wieder kleine Essenswagen durch die Gänge geschoben, auf denen heiße Suppe dampft. Auch kleine Snacks, wie gekochte Maiskolben, Eier oder Süßigkeiten konnten bestellt werden. Dazu wurde auch immer der in Vietnam typische cà phê sữa đá (Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch) angeboten, der viel leckerer schmeckt, als es zunächst klingt:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Vietnamese_iced_c…

    Manchmal kommen auch Händler aus den Dörfern, in denen der Zug grade hält, hinein, um Früchte oder hausgemachtes Essen zu verkaufen. Ich fragte eine der Frauen nach dem Preis für eine Drachenfrucht, wunderte mich, dass sie ganze 2,50 Euro dafür haben wollte und fragte nach einem besseren Preis Sie war ganz begeistert, dass ich den vietnamesischen Ausruf für „Viel zu teuer!“ (đắt quá) kannte und gewährte mir einen kleinen Rabatt. Ich sagte zu, obwohl mir zwei Euro immer noch zu teuer erschienen, nur um kurz darauf festzustellen, dass es nicht um nur eine Frucht, sondern um den ganzen Beutel ging, den sie dabei hatte. Ich war also jetzt stolzer Besitzer von 13 Drachenfrüchten von denen wir gleich eine an lachende Mitreisende verschenkten.

    Als wir in Nha Trang ankamen, stellten wir fest, dass neben vietnamesischen und chinesischen Beschriftungen auch meistens deren Entsprechung im russischen angegeben war. Der Ort gilt nämlich als das Mallorca Russlands. Dementsprechend kultiviert erschienen uns unsere touristischen Nachbarn also. Im Grunde hatten wir aber kaum Berührungspunkte.

    Am selben Tag schafften wir nur einen kleinen Spaziergang an der Uferpromenade, an der zahlreiche Restaurants lagen, die Grills in ihren Eingängen stehen hatten, auf denen große Schlangen und kleine Krokodile gebraten wurden.

    Es soll in Nha Trang auch eine Schlangenshow geben. Auf einer Insel gegenüber, die eine Art Disneyland darstellt, wohl auch eine Show mit Tanzbären und Affen. Auf einer anderen Insel soll es eine Show geben, in der kleine Affen in kleinen Autos herumfahren oder als Jockeys bei Hunderennen eingesetzt werden. Ich muss ja gestehen, dass mich das jedes Mal wirklich anwidert, wenn ich davon nur lese. Der Umgang mit Tieren ist in Asien tatsächlich deutlich problematischer als in vielen anderen Teilen der Welt. Spannenderweise sind es die Touristen aus diesen „vielen anderen Teilen der Welt“, die diesen Blödsinn auch noch finanzieren.

    Wir haben uns daher tatsächlich gegen größere Ausflüge entschieden und den ersten vollen Tag nur am Strand verbracht. Der Strand ist in Abschnitte unterteilt, die bestimmten Anbietern gehören, so dass man immer etwas zahlen muss, wenn man irgendwo liegen möchte. Dafür hat man dann aber, grade an den äußeren Rändern, Liegen, Handtücher und einen Sonnenschirm für sich. Zudem ist eine kleine Bar sowie Toiletten und eine Dusche in der Nähe. Ich konnte mich allerdings nicht so recht entspannen und fühlte mich den ganzen Tag innerlich sehr unruhig. Erst dachte ich, dass ich krank werden würde, schob es aber später auf zuviel von dem vietnamesischen Kaffee, der manchmal recht stark daher kommt. Das merkt man meistens aber zunächst gar nicht so sehr, weil er so süß ist. Geschwommen bin ich natürlich trotzdem. Der Strand ist sehr steil, so dass man schon nach ein paar Metern nicht mehr stehen kann. Im Kombination mit den großen Wellen, die vom Südchinesischen Meer kommen, ist das manchmal sogar eine kleine Herausforderung gewesen.

    Am nächsten Tag haben wir noch etwas kuturell wertvolles gemacht und uns zwei religiöse Stätten angeschaut. Po Nagar ist ein verfallener Tempelkomplex der Cham-Kultur aus der Zeit, als diese noch hinduistisch dominiert war. Heute sind die Cham weitestgehend Sunniten und stellen eine der zahlreichen Minderheiten in Vietnam dar. Po Nagar erinnert an ihre Blütezeit als sogenannte Champa-Kultur. Die Cham hatten insbesondere kurz nach dem Vietnamkrieg ein schweres Schicksal, da sie mit den USA kollaboriert hatten und vor allem in Kambodscha reihenweise von den Roten Khmer ermordet wurden. Viele von ihnen flohen von daher in die umgebenden Länder der Region.

    Unser zweiter Stop war die Long-Sơn-Pagode, ein buddistischer Tempel im Herzen Nha Trangs. Die Vietnamesen pflegen eine interessante religiöse Mischung in ihrem Alltagsleben. Zwar bekennen sich die meisten zum Atheismus, dennoch besuchen viele von ihnen buddistische Tempel und haben kleine Hausschreine mit denen sie ihre Ahnen ehren. Religion und Alltag sind hier zu einer wilden Mischung aus Tradition und Aberglauben vermengt. In Long-Sơn finden sich neben dem großen Gebetsraum auch ein schöner liegender Buddha mit seeligem Lächeln und eine große sitzende Buddhastatue, die auf einer Lotusblüte thront.

    Nach einem letzten Abendessen verlassen wir Nha Trang mit dem Nachtzug...
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