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  • Day 14

    Huế

    March 23, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 25 °C

    Die Fahrt über den Wolkenpass gehörte zu einer der schönsten Reiseerfahrungen, die wir in Vietnam bisher hatten. Man fährt direkt am Hang entlang, hat einen imposanten Ausblick über das blaue Meer und konnte in den Kurven ein Stück des eigenen Zuges sehen. Wobei das Silkes Entdeckung war, als sie nach einem guten Beobachtungsplatz gesucht hat. Ich selbst habe auch einige Zeit damit verbracht in „Krieg ohne Fronten“ zu lesen und bin zeitweilig wirklich erschüttert gewesen. Dazu passte es auch dass der Pass sowohl im Indochinakrieg, als auch im Vietnamkrieg heiß umkämpft war. Einmal kam es sogar zur Sprengung einer Eisenbahnbrücke durch die Viet Minh, was zur Folge hatte, dass unzählige Wagen in die Tiefe stürzten. Weit vor dieser Zeit war der Pass übrigens die Grenze des Champareichs, so dass wir wohl vorerst keine Bauwerke dieser Kultur mehr besuchen können.

    Etwas später auf der Fahrt konnte man unzählige Reisfelder sehen, auf denen heimkehrende Schulkinder und gemütlich kauende Wasserbüffel herumwanderten. Auch wenn man weiß, dass das Leben eines Reisbauern in Vietnam von vielen Entbehrungen geprägt ist, war man schnell versunken in die Fantasie eines einfachen Lebens auf der Hochebene.

    Ausgewachsene wilde Wasserbüffel sind gigantische Tiere von über 3 Metern länge und einem Gewicht von mehr als einer Tonne. Ihre Hörner können eine Spannweite von etwa 2 Metern erreichen. Selbst ihre Kälber sind schon riesig, obwohl sie beim Spielen manchmal so leicht wie ein kleines Haustier wirken. Allerdings habe ich gelesen, dass domestizierte Wasserbüffel kleiner und leichter sein sollen. Wilde Wasserbüffel sind kaum noch zu finden und in den durchstrukturierten Landwirtschaftsparzellen Vietnams wohl auch nicht mehr alleine überlebensfähig.
    In Thailand haben die Büffel einen schlechten Ruf. Das Wort dient sogar als Beleidigung für stumpfsinnige und dümmliche Menschen. Tatsächlich ist es aber diese Ruhe, die die Tiere für die vietnamesischen Bauern unverzichtbar bei der Reisernte macht. Sie können unheimliche Lasten ziehen und scheuen den Kontakt zum Wasser auf den Reisfeldern nicht.

    Wir erreichten Huế schon nach wenigen Stunden. Der Taxifahrer am Bahnhof versuchte uns mit einem nicht-vorhandenen Taxameter und einem deutlich zu hohen Preis über‘s Ohr zu hauen. Wir sind aber inzwischen Recht gut darin geworden, solche Situationen zu lösen. So musste er mit dem angesagten Preis runter gehen. Am Ende hatte er trotzdem immer noch einen satten Gewinn gemacht, aber wir haben uns wenigstens nicht als die totalen Volltrottel gefühlt.

    Wir übernachteten in einem recht zentral gelegenen Hotel und machten am selben Abend nicht mehr viel anderes als die Gegend zu erkunden und in einem Restaurant, dass seltsam leer war zu essen. Hier gab des den großartigsten Reispfannkuchen, den wir bisher hatten. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass es nur ein Abschreibungsbetrieb war. Einige Tage später wurde das Restaurant zur selben Tageszeit übrigens nur noch als Garage für Motorroller genutzt. Essen wurde nicht mehr serviert.

    Den ersten vollen Tag in Huế haben wir irgenwie vertrödelt. Eigentlich wollten wir zur Zitadelle, dem alten Kaisersitz, sind dann aber erst gegen Mittag los gekommen und haben auch noch lange und üppig gegessen. In Vietnam ist es üblich, dass man mehrere Gerichte bestellt und diese dann teilt. Wir haben uns also den Tisch mit allerlei Sachen, die wir nicht kannten voll stellen lassen. Einiges davon schmeckte nicht, aber die Erfahrung möchten wir nicht missen.

    Nach dem Essen kamen wir an einem Friseur vorbei und Silke ließ sich die Haare nachfärben. Sie war mit dem Ergebnis nicht zufrieden (ich finde es gut). Das Ganze ein wenig so ab:
    https://www.youtube.com/watch?v=92fD8Cy2zL0

    Als wir dann mit allem fertig waren, war es zu spät, um noch was anständiges zu machen. Wir gingen also zum Hotel zurück, entspannten noch eine Weile und gingen dann wieder essen. Wir ließen auch, ein wenig, um dem Tag noch etwas vernünftiges abzugewinnen, auch beim Japaner den Tisch vollstellen und hatten sogar das Gück ein Séparée für uns alleine zu haben.

    Am zweiten Tag dann, schafften wir es endlich schon früh morgens aus dem Hotel und gingen zum Fluss, in der Hoffnung, dort ein Boot aufzutreiben, dass uns zu ein paar Sehenswürdigkeiten bringen könnte. Diese lagen nämlich fast alle außerhalb der Stadt. Nur die Zitadelle war fußläufig zu erreichen. Wir trafen auf ein Ehepaar, dass an dem Tag keine Tour hatte und einigten uns auf einen Preis, mit dem wir alle leben konnten. Wir hatten den Eindruck, dass sie mit ihren Kindern auf dem Boot lebten und waren dementsprechend bemüht, entsprechend rücksichtsvoll zu sein.

    Huế ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Ihm entwachsen sind unter anderem der letzte Kaiser Vietnams, Hồ Chí Minh und der vormalige südvietnamesische Präsident Ngô Đình Diệm. Auch der Mönch Thích Quảng Đức stammte aus Huế. Er war der erste buddhistische Mönch, der sich in Südvietnam aus Protest gegen die Unterdrückung seiner Religion selbst verbrannte. Auf der Wikipediaseite über ihn findet man eine bedrückende Schilderung des Vorfalls:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Thích_Quảng_Đức
    Unser erster Halt war genau das Kloster in dem der Mönch gelebt hatte und das noch heute den Wagen, einen hellblauen Austin ausstellt, mit dem er nach Saigon gefahren war. Wir schlenderten etwas herum und zeigten uns begeistert von den großen Mangroven-Bonsais, die ausgeprägte Luftwurzeln aufwiesen.

    Unser nächster Halt war das Grab von Tự Đức, der als letzter unabhängiger Kaiser Vietnams gilt. Nach ihm kamen zwar weitere, diese standen aber mehr oder minder im Dienste der Franzosen. Tự Đức machte während seiner Regentschaft den Fehler und ließ Christen verfolgen und sogar einen spanischen Bischof exekutieren, was ihm jede Unterstützung des Auslands kostete und Frankreich einen Anlass lieferte, das Land unter seine Gewalt zu bringen. Tự Đức hatte trotz über 100 Ehefrauen und zahlreichen Konkurbinen keine Kinder und so gab er die Regenschaft nach seinem Tode an einen seiner Neffen weiter. Sein Grabmal ist so gigantisch, dass alleine die Baukosten die Krise Vietnams auch aus dem Inneren heraus provoziert haben. Der frühere Kaiser liegt angeblich trotzdem nicht in seinem teueren Grab, sondern an einem Ort, wo sein Leichnam nicht geschändet werden kann. Alle am Aufbau dieses geheimen Ortes beteiligten Arbeiter sollen nach der Fertigstellung hingerichtet worden sein.

    Als letztes besuchten wir noch einen kleinen Schrein und fuhren dann weiter zur Zitadelle. Auf dem Weg konnten wir wieder zahlreiche Wasserbüffel sehen, die am Ufer grasten oder im flachen Wasser badeten.

    Die Zitadelle selbst ist gigantisch, aber nur zum Teil erhalten. Insbesondere während der Ted-Offensive sind hier zahlreiche Bomben niedergegangen, um gegen die Nordvietnamesen und den Vietcong vorzugehen. Fast alles wurde zerstört. Allerdings arbeiten die Vietnamesen seit Jahrzehnten am Wiederaufbau und das bisherige Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Besonders schön sind der Thronsaal, der weitläufige Garten, in dem wir zu Mittag essen konnten und die großen Prunkbauten im chinesischen Stil im Westteil der inneren Zitadelle, die der verbotenen Stadt nachempfunden wurde.

    Am Abend fielen wir nur noch ins Bett und verbrachten sogar den nächsten Tag kaum mit mehr als langen Spaziergängen und kleineren Museumsbesuchen. Wir hatten wieder einen Nachtzug gebucht. Dieses Mal nach Hanoi.
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