Satellite
Show on map
  • Day 46

    Tag 4: Shira 2 Camp to Baranco Camp

    June 12, 2023 in Tanzania ⋅ 🌧 6 °C

    Diese Nacht war es super windig draußen und dabei war das Zelt so laut am flattern, dass Isi sich mitten in der Nacht Oropax aus der Tasche holen musste, um weiterschlafen zu können. Der Klocount von heute Nacht ist mal wieder Tahnee=2 und Isi=0.
    Gegen 6:30 bringt uns Jackson Tee ins Zelt.
    Wir sind schon wach und schlürfen uns Mut an, um gleich raus zu gehen, denn es windet immer noch super stark. Der Dresscode für heute ist
    Lange Unterhose & Wanderhose,
    Langarmshirt, Daunenjacke und was wir sowieso immer dabei haben müssen... Unsere Regenjacke und Regenhose. Wir zwiebeln uns also in unseren Schichtenlook. Dann gibt es noch heißes Waschwasser, aber mit dem eisigen Wind muss es heute ausreichen, wenn wir nur unser Gesicht waschen.

    Um 7:30 gibt es das gewohnte Frühstück und wir hauen ordentlich rein. Denn heute steht ein anstrengender Tag bevor. Wir werden vom jetzigen Standpunkt (3850m) bis zum Lava Tower auf 4650m hoch laufen, um dann wieder tiefer (im Baranco Camp) zu übernachten. Dies ist der sogenannte "Testtag", an dem die Guides abschätzen können, wie fit wir sind und wie gut wir mit der Höhe klarkommen. Außerdem dient dieses "climb high, sleep low" einer besseren Akklimatisierung.
    Um 8:30 heißt es dann wieder "Twende zetu" und wir marschieren dickeingepackt und mit Wanderstöcken bewaffnet los. Kaum vorstellbar, dass wir hier gestern, nur im T-Shirt bekleidet, angekommen sind.

    Die nächsten 4 Stunden wandern wir ziemlich stetig bergauf mit nur wenigen geraden oder bergab Passagen. Zuerst macht sich bei uns allen die Höhe bemerkbar, indem wir nicht mehr beim Laufen trinken können, sondern immer anhalten müssen, um nicht komplett außer Atem zu sein. Später kommen dann erst leichte, dann doch etwas stärkere Kopfschmerzen hinzu, sodass die ersten Schmerztabletten eingeschmissen werden. Nach ca. 3 Stunden und zig Pipipause können wir den ersten Blick auf den Lava Tower erhaschen, der von hier aus betrachtet direkt am Fuße des Gipfels zu liegen scheint. Dieser zeigt sich im Gegensatz zu heute morgen mittlerweile auch fast wieder in voller Pracht. Ungefähr wo wir jetzt stehen vereint sich unsere Route (Lemosho Route) mit der ebenfalls beliebten Machame Route d.h. im nächsten Camp wird's voller. Noch eine weitere Stunde Anstrengung steht bevor, bis wir alle vor dem Schild des Lava Towers stehen und glücklich eine 4 mit unserem Fingern in die Kamera zeigen, denn der schwierigste Teil des heutigen Tages ist geschafft. Bevor wir ganz oben waren ist mal wieder Jonas, einer der Porter, uns entgegen gekommen, um eventuell jemandem, der/die gerade Probleme hat den Rucksack abzunehmen.

    Noch vor 2 Tagen schien der Gipfel in so weiter Ferne zu liegen, doch jetzt scheint er zum Greifen nah. Wir erkennen immer mehr Details, wie die vereisten Wasserfälle oder die massiven Felsformationen. Für eine bessere Akklimatisierung gibt es heute hier oben das Lunch. Tahnee ist durch die Höhe leider der Appetit vergangen und sie isst nur ein bisschen Reis und auf Jacksons Drängen noch ein Stückchen Mango. Die Sonne scheint zwar, aber der Wind peitscht durch das Camp, sodass wir uns dick eingepackt auf die Weiterreise machen. Vom Laver Tower soll es nun nur noch 2 Stunden dauern, bis wir das Baranco Camp auf 3950 Meter erreichen. Ihr könnt euch denken was das bedeutet... Es geht viel bergab. Teilweise geht's über rollende Steine und kleine Bäche, aber unsere Knie und Fußgelenke halten Stand. Schon nach wenigen Minuten überholt und Jackson mit dem, in Windeseile eingepackten, Küchenzelt auf seinen Schultern, und springt leichtfüßig die Steine hinunter. Sein Spitzname "Running Porter" passt wie die Faust aufs Auge, denn während wir 2h brauchen braucht er nur 1h. Weiter unten genießen wir auch wieder eine größere Pflanzenvielfalt. Ein paar Minuten entfernt vom Camp haben wir klare Sicht auf die berühmt-berüchtigte Baranco-Wall oder auch Breakfast-Wall genannt, da viele Leute hier vor Anstrengung ihr Frühstück wieder verlieren. Wir werden sehen, ob wir morgen ihrem Ruf gerecht werden und ob wir bzw. vermutlich eher Isi mit der Höhenangst zu kämpfen hat. Die Wand sieht von hier unten wirklich gewaltig aus l, aber laut unserem Guide Willi ist sie "a piece of cake".

    Verletzungsfrei und mittlerweile wieder ohne Kopfschmerzen kommen wir um kurz vor halb 4 am Baranco Camp an. Nach dem obligatorischen Foto vor dem Schild geht's in unser schon komplett aufgebautes Camp. Wir schmeißen unsere Sachen ab und setzen uns ins Küchenzelt, denn Jackson hat schon Tee und Popcorn aufgetischt. Vor dem Abendessen genießen wir noch ein wenig die Sonne auf den Steinen und den wunderschönen Ausblick auf die Wolken und den Gipfel.

    Zum Abendessen gibt es vegetarisches Moussaka mit Zwiebelbällchen und Salat. Wir putzen alles weg und Jackson und Bob Ali (Koch) sind stolz auf uns. Perfekt zum Abendessen gewinnt der Wind wieder ordentlich an Geschwindigkeit, sodass das Zelt über unseren Köpfen rumflattert.
    Als wir alle satt sind, warten wir noch auf das abendliche Briefing. Zur Ehre des Tages kommen Benny und Willy gemeinsam zu uns und Zelt und wir ahnen schon warum. Beide hatten heute auf dem Weg Andeutungen gemacht Tag 5 und 6 morgen zusammenlegen zu wollen. Wir vier haben uns diesbezüglich während des Tees und Abendessens schon kurzgeschlossen und sind und einig, dass wir eigentlich den ursprünglichen Plan mit 8 Tagen Wanderung beibehalten wollen. Wie vermutet erklären uns die beiden, warum sie denken, dass es besser sei beide Tage zusammenzulegen und morgen bis zum Base Camp zu laufen, um dann nachts schon den Gipfel zu erklimmen. Wir vertrauen zwar ihrer Expertise und ihren Erfahrungen am Berg und da sie gute Argumente liefern brauchen wir doch nochmal 5 Minuten für uns . Nach der weiteren kurzen Besprechung unter 8 Augen einigen wir uns aber wie vorher besprochen darauf alles "Pole Pole" angehen zu lassen und morgen nur bis zum Karanga Camp zu laufen, um genug Zeit zur Regeneration zu haben. Als Isi sich raus in den Wind wagt, um Willy und Benny zu holen, bricht das Essenszelt halb zusammen und wir müssen kurzerhand die Heringe erneut in den Boden schlagen und mit Steinen sichern. Wieder im Zelt teilen wir unsere Entscheidung den beiden Jungs mit und sie sind natürlich einverstanden. Noch schnell wird der Sauerstoffgehalt abgecheckt. Wir liegen alle im grünen Bereich. Dann aber schnell in den Schlafsack, denn die letzte halbe Stunde im Zelt haben wir beide unsere Wärmeflaschen schon mit Vies und Devy geteilt und immer wieder von Schoß zu Schoß gereicht.

    Good night!
    Read more