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  • Day 45

    Guatemala: Volcano Acatenango

    November 11, 2022 in Guatemala ⋅ ⛅ 16 °C

    What to say: nicht informieren ist manchmal die einzige richtige Lösung 🤣 hätte ich nur ansatzweise gewusst, was in den 2 Tagen Vulkanwanderung wirklich auf mich (und insbesondere Beinchen, Lunge und Herz) zukommt, wäre ich wohl niemals so selbstbewusst bei Wicho&Charlie's reinmaschiert und hätte diese Tour gebucht. Selbst die gerade zurück gekommene Gruppe und ihr Stöhnen habe ich gekonnt ignoriert 🤣

    Donnerstag morgen um 6 Uhr nach einer weiteren turbulenten Magennacht aufgewacht und los marschiert: nettes Frühstück, motivierte und internationale Gruppe, grobe Einführung mit ersten Warnungen (weiterhin nicht ernst genommen) und allen möglichen Ausleihmöglichkeiten. Nach den ersten Hinweisen zu den Temperaturen auf 4.000m hab ich mich für 3 Paar Socken, 2 Pullover, einer weiteren Hose, einem Regenponcho, Stirnlampe und Wanderstöcken entschieden. 3 Liter Wasser plus Frühstück und Mittagessen für die 2 Tage müssen ebenfalls ungefragt mit und so rede ich mir ein, dass knapp 11kg schon nicht soooo schwer sein werden. Los geht's...

    Heidewizka Herr Kapitän, das schönste waren noch die vielen Hunde, die mit einem laufen und einen mitleidig und gleichzeitig aufmunternd anschauen. Die Gruppe spaltet sich relativ schnell in topfit und Überlebenskünstler - ich bin vorne mit dabei, NICHT!!! 5 Stunden steil bergauf mit einer Mindeststeigung von 12° - MINDESTENS!!! Aber hervorragender Zusammenhalt des Teams und top organisiert, alle 30 Minuten gibt es eine Atem-, Trink- und Verschnaufpause. Nach 2 Stunden sind wir schon über den Wolken und werden mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt - es lässt sich erahnen, dass sich dieser Weg trotz mehrfacher Nahtoderfahrungen lohnen wird.

    Die letzten 40 Minuten für Tag 1 werden uns als Guatemala Flat und Erholung versprochen, aber ich kann euch sagen, dass mein (holländisches) Flat irgendwie eine andere Definition hatte.

    Hab mich noch 2 Mal kurz verlaufen (bergauf natürlich) und war dee glücklichste Mensch der Welt als ich das wirklich schöne und bunte Basecamp auf 3.600m erreicht habe. Der Blick ist der absolute Wahnsinn und der Vulkan Acatenango hat uns in Minute 3 mit einer ersten Aschewolke begrüßt.

    In der 12-Personenkabine ist es zwar nicht wirklich warm, aber auf ordentlichen Matratzen, guten Schlafsäcken, vielen Wolldecken und meinen 11kg Schichten im Rucksack werde ich wohl überleben.

    Beim Sonnenuntergang über dem lavaspuckenden Vulkan gibt es Marshmallows über dem Lagerfeuer (geht es noch romantischer? 🤣) und anschließend Abendessen. Um spätestens 21 Uhr fallen auch dem Letzten und Fittesten die Augen zu, was aber angesichts der Eruptionen und dem Wecker um 3.30 Uhr nicht verkehrt ist.

    Gut und warm, aber wenig geschlafen, erklimmen wir die letzten 400m bis zum Gipfel mit Stirnlampen im Dunkeln mit brodelndem Vulkan: 2 mal war ich kurz vorm Weinen und wusste weder vorwärts noch rückwärts, die Energie war weg und der Akku vollkommen leer. Aber es hilft nichts: um 5.45 Uhr geht die Sonne auf die Gruppe (aus 27 wurden 6) kämpft sich weiter. Der Ausblick ist nicht zu beschreiben, selbst die Bilder kommen nicht mal nah an meine Emotionen in diesem Moment: dem Erfrieren bei -22°C nah, stolz wie nie zuvor auf das Erreichte und überwältigt von der Natur....ach ja und pure Angst vor dem Abstieg, der plötzlich nach dem Frühstück nur noch 2 Stunden dauern soll...und dem Muskelkater der kommenden Tage!

    Das beste und schlimmste, das ich je erlebt habe, zugleich...🌋
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