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  • In den Apalachen (2)

    October 3, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 8 °C

    Die frostige Nacht habe ich sehr gut überstanden. Nur die Füße sind mir ein wenig unterkühlt. Aber das ändert sich während ich eine Lösung suche wie ich mein Zelt schonend vom Frost befreie um es einzupacken. Auf 540m hatte es bestimmt so an die -3 Grad heute Nacht. Egal. Dafür habe ich ja Wintersachen. Und heute - scheint die Sonne. Also kein Tag zum Trübsal blasen. Dass ich heute eine Ortschaft erreiche ist eh nicht vorgesehen aber ein paar etliche Kilometer wollen zumindest zurückgelegt werden. Da kommt es fast schon ungelegen dass ich erst gegen Mittag soweit aufgetaut bin und endlich los komme. Aber solange es Spaß macht warum sollte ich dann nicht auch solche Durststrecken weiter auf mich nehmen?
    Außer Wald hat der Straßenrand heute auch kaputte LKW zu bieten. Der Fahrer versucht krampfhaft Netz zu bekommen um zu telefonieren wird aber immer wieder abgebrochen. Ich sags doch die neue Technik wird dann zum Fluch wenn es drauf ankommt. Gut, mein Telefon geht aus anderen Gründen gleich mal gar nicht. Dieses alte Outdorerprobte Modell hat aber auch schon bewiesen das meine Reichweite vielfach größer ist. Während ich dem Fahrer nun also nicht bei em Schaden helfen kann, dann wenigstens wie man in guter alter Manier SMS schreibt anstatt Whatsapp. Siehe da, die gehen sogar durch und Hilfe ist nah. Mich verwundert echt manchmal wie die Eigner solche Leute auf deren Trucks loslassen ohne zu wissen ob sie „überlebensfähig“ sind.
    Nach siebzig Kilometern kommt passend ein verlassenes Holzfällerlager mit dem netten Namen „Halfway point“. Prima. Damit habe ich nach gefühlt zwei vollen Tagen die halbe Strapaze erst hinter mir. Pause. Essen fassen. Und dann weiter.
    Nochmal 25km später steht am Straßenrand ein Pickup und ein Mann schaut interessiert aus dem Fenster. Ich grüße ihn artig und will bergan eigentlich gar nicht langsamer werden. Da fragt er mich doch tatsächlich was anderes als das übliche Geplänkel... Uff na gut. Anhalten. Und small talk gab es heute auch noch keinen. „Du hast schon ganz schön Strecke hinter dich gebracht. Meine Hochachtung. Hast du das Gefühl du bist heute schon genug geradelt?“ - Wie bitte? „Ach so hab ich ganz vergessen - „Ich bin dein Gastvater den du morgen Abend treffen willst.“ Unglaubwürdig starre ich ihn an.
    Zum Schluss lädt er mich ein mit noch einem Radfahrer (der hat seine USA tour schon beendet und ist von früher nur mal eben wieder zu Besuch) in sein Backcountry Camp zu fahren und eine Nacht am Lagerfeuer zu verbringen. Da sag ich auch nicht nein.
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