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  • Gros Morne - Western Brook Pond

    October 20, 2019 in Canada ⋅ ☁️ 6 °C

    Ich bin am Ziel!

    Nein, das ist nicht das finale Ziel. Ich bin überglücklich in Gros Morne angelangt. Ich lasse die Berge mit dem Rad nun ein paar Tage hinter mir und erklimme sie lieber zu Fuß. Ist das nicht verrückt? Das gerade diese Berge es in sich haben ist der eigentliche Grund warum ich hier bin. Und doch bin ich so fertig dass ich alles am liebsten hin schmeiße um nicht wieder zurück zu müssen. Die hundert Kilometer hier her sind ihren Umweg jedoch vollkommen wert.
    Gros Morne - das beschreibt man in Kanada gerne mit „atemberaubende, wunderschöne Mondlandschaft mit roter Erde“ Dazu sicher später. Die Eiszeit hat hier beachtliche Tafelberge geschmiedet und mit tiefen Gletscherfjorden durchzogen. Gros Morne ist also auch so etwas wie klein Norwegen in Neufundland. Uiii! Da kribbelt es mir in den Füßen wenn ich nur daran denke los zu laufen.
    Erster Tag - Nieselregen. Der Western Brook bietet sich zum ausradeln und einwandern gleicher Maßen an. Ein 600m tiefer Fjord, 16km lang - und fast Menschenleer. Für die Saison hat alles schon dauerhaft geschlossen. Perfekt!
    Ich treffe dann doch noch zwei Frauen auf dem Weg und gemeinsam erkunden wir frische Elchspuren. Das Szenario erinnert mich ein wenig an Madagascar. Offene Graslandschaft von mächtigen Tafelbergen durchzogen. Die Bäume sind durch den stetigen Wind aus dem Fjord mehr horizontal als hoch gewachsen. Trotz dem Nieselregen kann ich gut verstehen warum gerade dieser Ort ein Nationalpark wurde. Noch dazu ein UNESCO-Welterbe. Auch wenn es wie gesagt nicht einzigartig scheint.
    Das Wetter lässt es leider nicht zu auf die Berge zu steigen. Mir bleibt also nur so weit wie möglich um den See herum zu wandern. Irgendwann wechselt der Wanderweg seine Nummer. „Achtung Jagdgebiet, betreten nur auf eigenes Risiko“ steht extra ein Schild. Wer hat solle doch bitte unbedingt etwas orangenes oder neonfarbenes tragen um besser vom Elch unterschieden zu werden. Daneben die üblichen Sicherheitshinweise. Festes Schuhwerk, genügend Trinkwasser, matschige Wege und so weiter. Da steht aber auch dass bei der Wanderung ein Fluss durchquert werden muss. Ich denke das muss eher nicht sein und kehre wieder um. Einen km später ärgere ich mich darüber so sehr dass ich die Meinung ändere. Das Wetter klart nicht wirklich auf aber eine Kneipp Kur hat auch nie jemandem geschadet. Und im Reiseführer steht geschrieben - die Schönheit des Parks findet nur, wer zu anstrengenden Wanderungen befähigt ist.
    Ich laufe zurück zum Fahrrad, schnappe mir meine Warnweste und los gehts.
    Die Brücke wurde irgendwann mal weg gespült. Heute ist über den 20m breiten Fluss nur noch ein Seil gespannt damit man die Richtung nicht verliert. Barfuß und in Unterhosen geht der Spaß los. Für den 20. Oktober fühlen sich die 5Grad Wassertemperatur recht angenehm an. Wärmer als erwartet. Aber das Wasser geht mir irgendwann über die Kniescheiben und ich bin froh dass nach 20m Schluss ist. Wieder alles anziehen und warm werden...
    Am Strand entlang treffe ich auf vier Amerikaner vom Campingplatz wieder. Die waren weniger erfolgreich. Einer ist ins Wasser gefallen und versucht nun seine Sachen über dem Lagerfeuer wieder zu trocknen. Das Leben im Oktober hat schon so seine Tücken. Gemeinsam verbringen wir eine gute Zeit mit Steine schnipsen und grandiosem Ausblick. Die kleine Überwindung hat sich in jedem Fall gelohnt! Ich gehe später zwar den Weg noch etwas weiter, gebe jedoch mein Unterfangen wegen unpassierbarer Schlammlöcher und mittlerweile nasser Schuhe auf. Gut dass ich an Wechselschuhe gedacht habe. Dazu muss ich aber erstmal zurück zum Fahrrad durch den Fluss. Und diesmal habe ich vorher schon kalte Füße. Autsch das Wasser beißt. Nach den zwanzig Metern Fluss sind meine Füße taub. Da brauche ich selbst in den Wechselschuhen eine Stunde um wieder warm zu werden. Ein Feuer auf dem Campingplatz hilft jedoch ungemein. Und am nächsten Morgen sind meine Schuhe zum Glück schon wieder über dem Feuer getrocknet.
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