• Aller! Aller!

    23. syyskuuta 2021, Ranska ⋅ ⛅ 10 °C

    Eigentlich war es echt kuschelig warm in der Nacht. Nur irgendwann kam der Vollmond und dann war die Nacht vorbei. Nach einem ausgiebigen ersten Frühstück um warm zu werden gelang mir der Aufstieg zum Refugio. An ziemlich jeder Haarnadelkurve im Geröllfeld halte ich inne und überdenke wie dramatisch das gestern Abend in der Dunkelheit ausgegangen wäre. An der Schutzhütte herrscht bereits Winterruhe. Die Fenster verriegelt, die Türe zu, kein Mensch weit und breit. Nur die Dusche läuft noch. Ahh! Es geht doch nichts über eine eiskalte Dusche aus auf 2400m irgendwo aus einer Quelle abgezweigt, oder? Als kleines Schmankerl lies die Hüttenwirtin scheinbar zwei Eier und diverse andere Kleinigkeiten vor der Tür mit entsprechender Notiz zur freien Verfügung die sie so nicht wieder ins Tal tragen wollte.

    Weiter aufwärts am ‚Lac Fare‘ kommt der Berg einer grau-grünen Mondlandschaft gleich. Und hey! Um kurz nach zwölf treffe ich die ersten Menschen des Tages. Zwei Jäger. Das werden dann wohl gefühlt die einzigen bleiben in dieser außerirdischen Landschaft die dem steinernen Meer in nichts nachsteht. Von nun an geht es erst wieder bergab um später bekanntlich bergauf wieder auf selbe Höhe zu gelangen. Dabei geht es durch großartiges Murmeltierrevier. Jetzt in der Nebensaison turnen die Tiere überall auf der Wiese und kaum bewegt man sich mal drei Minuten nicht geht ja keine Gefahr aus, also kommen gleich nochmal so viele aus dem Bau.

    Hätte ich durch die Murmeltiere nicht einen Gang heruntergeschalten wäre mir das Schild im Gras gar nicht aufgefallen. Wegen diverser Felsstürze im Sommer ist der Weg der zum Auto führt bis auf weiteres von der Gemeinde offiziell gesperrt. Da sonst kein anderer als der Weg zurück dorthin führt nützt das aber nichts. Während ich nun so über den Weg und die Murmeltiere am Wegesrand sinniere kommt aus dem Nichts eine Wandrerin geschwind daher. Weil der Weg gesperrt ist muss das dann wohl mein Schutzengel sein. Ok, denke ich mir. Wenn der nur nicht so rennen würde dass man kaum hinterher kommt! Wir reden ein wenig über die Murmeltiere, Wege die im Nichts enden und über den Mont Blanc der von hier oben majestätisch in 3. Reihe aufragt. So gerne wäre sie einmal dort gewesen und die Tour du Mont Blanc gewandert. Bisher blieb ihr das verwehrt. Einmal mehr erkenne ich bei mir welchen Wert und welche Freiheiten ich am Leben habe. Das würde ich zu gern mit allen teilen.

    Am ‚Col du Sablon‘ ist die Gefahr wieder vorüber. Der Schutzengel macht eine Trinkpause, steigt ins Auto und ist weg. Der steinige Abstieg zum Stausee ‚Lac de Grand Maison‘ und nachher der Aufstieg zum ‚Col de croix du Fer‘ ziehen sich unendlich lang und sind mühsam. Egal ob mit dem Rad bei der Tour de France oder zu Fuß ist dieser Pass eine echte Tortur. Was interessanterweise enorm hilft sind immer wieder die auf die Straße gemalten Namen der Rennradfahrer. Wer selbst Fan ist weiß meine Begeisterung nur zu gut zu teilen. Aller! Aller! Aller! Weitergehen! Nur nicht aufgeben!

    Erst mit der Dunkelheit bin ich wieder am Auto. 3 Tage, 63 km, 2200hm und immerhin 7 Wanderer, 10 Radfahrer und 3000 Schafe später.
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