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  • Die drei Zinnen

    October 18, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 10 °C

    Was bleibt ist die Flucht nach Vorn. Die Drei-Zinnen-Hütte hat definitiv einen Winterraum. Biwak ganz ohne will ich hier im Naturpark nicht ausprobieren. Ich bin mehr als Überrascht als hier oben auf ca. 2600m plötzlich ein Schild steht dass ab hier das Radfahren verboten sei. Selbst für meine fortgeschrittenen Verhältnisse habe ich seit heute Mittag keinen einzigen fahrbaren Trail mehr gefunden. Auf dem Pass in der Ferne kann ich die Hütte schon erahnen. Bis ich dort bin ist bereits auch bei Dämmerung vorbei. Die Stirnlampe wird mein treuer Begleiter. Ein letzter Anstieg bringt mich leicht entkräftet hinauf zu der Hütte.

    Was mich erwartet hat war ein faszinierender Sternschnuppenregen und die Milchstraße über den drei Zinnen. Und die Frage wo denn hier in der Dunkelheit nun eigentlich der Winterraum ist? Die Antwort gibt mir jemand mit vertrautem Dresdner Dialekt. "Du stehst davor!" Außer uns beiden sind noch ein paar wenige Stirnlampen in der Dunkelheit zu erkennen doch keine von ihnen will zu uns. Den Winterraum haben wir für uns alleine. 4 Betten, eine Bank und zwei Stühle mit Tisch in einem Vorraum. Eigentlich sehr gemütlich. Für den Rest vom Essen, Trinken und der für Ordnung und Sauberkeit muss jeder selbst sorgen. Strom gibt es ebenso wenig wie Wasser. Immerhin hat jemand eine Kerze da gelassen. so machen wir es uns recht gemütlich verabreden den nächsten Tag und gehen gegen 21 Uhr zeitnah in den Schlafsack.

    Immerhin klingelt der Wecker ja auch bereits um 5 Uhr am Morgen wieder. Es ist stockdunkel. Gerade so dass ich schon was trinken kann. Für ausgiebig essen bin ich noch viel zu müde. Dann geht es los auf einen Klettersteig. Wohlgemerkt bei Nacht denn vom Toblacher Knoten aus wollen wir gemeinsam den Sonnenaufgang an den Drei Zinnen bestaunen. Während mein Kumpane Rücksicht auf mich nehmen will, denn ich habe nicht extra mein Klettersteigset dabei, dafür die große Kamera, verlieren wir uns dennoch irgendwann. Er geht links vom Berg hinauf ich folge rechts dem Weg weil ich dachte da sei er bei meinem letzten Fotostop weiter gegangen. Vorbei geht es an Bunkeranlagen und Tunnelsystemen die ich mir bei Tag nachher noch einmal anschauen will. Meter für Meter erklimme ich die Seile und bin froh dass ich bei Dunkelheit nur hinauf, nicht aber runter klettern will. Vom Gipfelkreuz ergibt sich ein grandioser Anblick der drei Zinnen in der Morgendämmerung!

    Irgendwann kommt mein Kletterpartner von der anderen Seite auch am Gipfel oben an. Während ich längst schon alle Fotos im Kasten habe kann ich sagen "Ich bin all hier!" Und während wir den Sonnenaufgang genießen meint er "wenn du dass hier ohne Sicherung machst, dann ist der Paternkofel für dich leichtes Spiel. Den empfehle ich dir in jedem Fall bevor du heute absteigst." Gesagt, getan. Zurück an der Hütte gibt es ausgiebig Frühstück. Nachher trennen sich unsere Wege. Meiner führt - IN den Berg. Im Ersten Weltkrieg wurden nicht nur ein paar Scharten und Bunker in den Berg getrieben, sondern ganze Kriegssteige. Das sind mitunter hunderte Meter lange Treppen und Tunnel im Berg die die einzelnen Bunker miteinander verbunden haben und heute zum Teil als Aufstiegsroute gelten. Das ist historisch und auch jetzt noch beim Wandern ziemlich abenteuerlich. Man dar dennoch keine Höhenangst haben. Für mich also genau das Richtige. Oben erwartet mich noch ein letzter Klettersteig. Am Vormittag hat es auch wieder ein paar Tagesausflügler. Da hier alles ziemlich steil abfällt gibt es auch kein "zu weit über dem Abgrund" für manches eindrückliche Erlebnis. Oben am Gipfel erwartet mich dann erneut ein Altar mit Blick auf die Drei Zinnen. Hier stimmt der Spruch einmal mehr - tue Buße und nachher rede darüber damit du auch gesund wieder ins Tal kommst.
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