• Campo Hielo - Niemandsland (2)

    April 10, 2023 in Argentina ⋅ ☀️ 2 °C

    Für die Nacht wurden wir schon vorgewarnt. Die Mäuse am Refugio de Campo Hielo seien legendär in Bezug auf ihre Fähigkeiten. Der eigentliche Zeltplatz steht unter Wasser und die Zelte wurden auf einer Wiese nebenan aufgeschlagen. Es tut gut gemeinsam ein wenig vor der Kälte geschützt zu sein. Also kochen wir im Refugio. Es gibt Nudeln mit Parmesan und Mayonnaise. Es ist unbeschreiblich mit welchen Einfällen die Leute auf den Berg gehen. Zum Teil tun es auch nur Kekse mit Mayo und Salami. Und natürlich Mate. Soweit ich zählen konnte hat uns derweil nur eine einzige Maus besucht. Den anderen war es eindeutig der Ausgang vom Bau zugefroren. Denn mit gefühlt -6 Grad hatten wir hier oben die Kälteste Nacht der Wanderung. Der Sternenhimmel lässt einmal mehr die Kälte vergessen und heute am nächsten Tag geht es am Gletscher weiter. Vorfreude ist also vorprogrammiert. Die Ausmaße kann ich aber immer noch nicht recht beschreiben. Sehen und staunen!
    Für die ersten dreizehn Kilometer Wanderweg durch die Endmoräne brauche ich den halben Tag. Mein Kilometer-Schnitt liegt weit unter 3Kmh. Das liegt auch an den Calafate Beeren die am Wegesrand die einzige Vitaminzufuhr in diesen Breiten sind. Also immer wieder fleißig pflücken und essen. Meine Heidelbeeren schmecken mir trotzdem besser als die Calafate Beeren. Keine Ahnung was daran süchtig machen soll aber es steht geschrieben wer sie einmal probiert hat der will immer wieder kommen.
    Irgendwann am Nachmittag gegen 5 habe ich das Ende des Gletschers erreicht. In zwei Stunden wird es finster und ich muss noch 700m vom Berg runter. Das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Nachdem ich den ganzen Tag nicht aus dem Staunen herausgekommen bin wartet jetzt noch harte Arbeit. Von oben denke ich mir wer diesen Weg hinab konzipiert hat gehört gesteinigt. Immer schön durch die Büsche hangeln. Über Wurzel krabbeln die größer sind als ich selbst. Und teilweise so steil dass ich mich wie Tarzan von Baum zu Baum schwinge. An einer ausgesetzten Stelle fehlt schon das Sicherungsseil und liegt durchgerissen nur noch so da. Und dann komme ich und hab auch noch die Zeit im Nacken. Von unten betrachtet war das Sportklettern für Einsteiger. Denn da führt definitiv kein Weg hinauf. Jetzt weiß ich auch warum die Wanderroute eine Einbahnstraße ist. Unten angekommen bin ich für die Nacht auch gleich am Zeltplatz. Bummelletzter aber mit dem Tag mehr als zufrieden.
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