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- Day 71
- Wednesday, April 19, 2023 at 1:03 PM
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 605 m
 ArgentinaDepartamento de Futaleufú42°36’44” S  71°53’40” W ArgentinaDepartamento de Futaleufú42°36’44” S  71°53’40” W
Die Zeitkapsel ‚Los Alerces‘
 April 19, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 11 °C
 April 19, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 11 °C
						
								Der Tag beginnt ohne Frühstück. Ich habe verschlafen. Die Frau an der Rezeption meinte gestern noch, sie habe leider keine Privatzimmer mehr frei aber im Schlafsaal wäre ich bislang der einzige. Privatzimmer zum halben Preis also. Was soll ich mich beklagen. Ich muss eben nur so früh raus weil der einzige Bus in den Nationalpark noch vor Sonnenaufgang losfährt. In den NP los Alerces. Unscheinbar und nur ein Hundertstel Besucher aller umliegenden Parks in Patagonien. Auf den ersten Blick gibt es hier auch keine spektakulären Berge und keine langen Wanderwege. Hier kann man angeln gehen. Oder man lässt die Harmonie der Natur auf sich wirken. Ruhe und Einklang bescheren bekanntlich ein langes Leben. Wie für den Menschen so auch für Bäume. Denn der Park beherbergt über 4.000 Jahre alte Zypressen und damit einen der fünf ältesten Baumbestände der Welt. 
Zypressen heißen zu Hause in Deutschland nicht umsonst auch Lebensbäume. Hier haben sie alles was sie zum Leben brauchen umgeben von kaltem Regenwald. Im Jahresdurchschnitt regnet es mit 4.000-6.000mm mehr als im Amazonas jedoch ist es bei weitem nicht so feuchtwarm und alles geht einen Zahn langsamer. 
Als wir endlich ankommen sieht man die Zypressen vor lauter Urwald nicht mehr. Doch mot scharfem Adlerauge hebt sich der ein oder andere Baum mit der Zeit hervor. So erfahre ich vom Parkführer dass speziell die Zypressen im Umfang nur ca 1mm pro Jahr wachsen. Ein drei Zentimeter dicker Stengel, vielleicht vier Meter hoch entpuppt sich als ebenso alter Youngster wie ich es bin. Dabei gibt es auch schnell wachsende Pflanzen hier. Bambus zum Beispiel. Irgend eine besondere Art, deren Mark nicht hohl ist sondern gefüllt und deren Blüte-Lebenszyklus 40-70Jahre beträgt. Nicht 4.000.
Die Bäume sind bewusst nur per Boot zugänglich und vor Fremdeintrag von Pflanzen und Samen genauso geschützt wie die Antarktis. Die Bootstour führt nebenbei an einem Gletscher vorbei. Einer von 17.000 allein in Argentinien. Allerdings gilt unter den hier ansässigen Glaciologen keiner der Gletscher im Park mehr als stabil. Alle sind sie auf dem Rückzug. 
Das nutzt der Wald für sich. Der ist nur langsamer. Allein wenn ein Baum umfällt dauert das schonmal 500 Jahre bis sein Stamm auch verrottet ist. 
Diese Zeitkapsel hier kann mit unserer schnelllebigen Zeit wahrlich nichts anfangen. Wir können aus vielerlei Hinsicht dankbar sein dass es sie gibt.
Sonst wüssten wir heute vielleicht auch nichts von Charles Darwin. Ja, richtig. Die Fitz Roy expedition brachte Charles Darwin nur heil wieder nach Hause zurück nach England weil die Tealhuche ihm zeigten dass man diese Zypressenrinde wunderbar nutzen kann um Boote zu reparieren. Bleibt mir nur dem Wald noch ein langes Leben zu wünschen. 
Den Abend verbringe ich bei Meeresrauschen, Sternenhimmel und einer Flasche Wein am Lago Futalaufquen. Soweit ich weiß habe ich damit auch alle Zutaten für ein langes gesundes Leben. Was braucht es mehr für das große Glück ind noch viele spannende Abenteuer.Read more










