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  • Day 87

    Klosterrevolution

    May 5, 2023 in Argentina ⋅ 🌧 15 °C

    Immer wenn ich in Cordoba eine Kirche besichtige fällt mir auf dass hier erstmals Bettler vor den Türen sitzen. Ich wünsche niemandem Armut am eigenen Leib zu verspüren. Jedoch schreckt es mich ab weil es doch die leichteste Art ist ohne Aufwand, einem Diebstahl gleich, durch nichts an Geld zu gelangen.
    Die frühen Gläubigen im 16./17. Jahrhundert hätten das nicht geduldet. Hier packte jeder mit an. Der einzelne war ohne die Gesellschaft nichts um zu überleben. Meist wurden Estanzien und eine Kirche errichtet. Nachdem die Jesuiten ihr Kapital vor der Küste Brasiliens an Piraten verloren hatten bauten sie hier in der Region um Cordoba Wein an und verkauften ihn um ihre Universität im kolonialzeitlichen Cordoba zu finanzieren. Es war sonst auch ein einfaches Leben. Mehr nach dem Vorbild auf dem Bauernhof anstatt wie im Kloster.

    Alta Gracia hat jedoch noch mehr berühmte Einwohner beherbergt. Kurz erwähnt sei hier der Vizekönig Santiago de Liniers oder der hier bekannte Komponist Manuel de Falla von denen beiden ich jedoch noch nie gehört habe. Anders sieht das schon um Ernesto Guevara aus. Den jungen ‚Che‘ hätte ich zwar auch nicht hier her verortet sondern nach Cuba, jedoch war Cuba nur sein ruhmreichstes Kapitel. Seine Eltern lebten in Buenos Aires und zogen gerade nach Rosario als der Junge auf die Welt kam. Von Anfang an sportlich, jedoch von Asthma geplagt musste er raus aus der großen Stadt und Alta Gracia war seinerzeit als Luftkurort bekannt. Das bot sich an hier aufzuwachsen. Das Haus war stets ein frei zugänglicher Ort und stand jedem auch ohne Einladung offen. Mit dieser Philosophie und einigem mehr vom Lesen bis zum Reiten dass seine Eltern ihm auf den Weg gaben interessierte er sich früh für die Philosophie. Noch bevor er 18 war unternahm er eine Radreise. Einmal quer durch Argentinien um Land, Kultur und Leute kennenzulernen. Na, wem kommt das bekannt vor? Er war entsetzt von den industriellen Missständen, der Armut und der Sozialen Ungleichheit im Land. Ernesto ließ indes schnell von dem Fahrrad wieder ab, obwohl selbst dass schon einen kleinen Motorantrieb zusätzlich hatte. Das Motorrad inspirierte ihn zu einer weitaus längeren Reise quer durch Süd- und Mittelamerika. Dabei lernte er seine erste Frau kennen und später auch Fidel Castro. Spätestens ab hier war Alta Garcia nach elf Jahren seines Lebens nur noch Geschichte. Wie er selbst schrieb sah er sich befehligt Kuba aufzuräumen und zum Sieg über die Ungleichheit zu verhelfen oder selbst unterzugehen. Dabei war er mittlerweile auch bei dem Willen seiner Eltern ein angesehener Arzt. Eine völlig unbekannte Seite Guevaras.
    Sein schleichender Untergang begann indes als er Revolutionskämpfe in Afrika nach dem Vorbild Cubas unterstützen wollte. Das führte wegen der inneren Zerstrittenheit und der fehlenden Selbstdisziplin der afrikanischen Clans zu einem Disaster. Bei Revolutionskämpfen in Bolivien erhielt das Militär schließlich den landesweiten Such- und Schießbefehl um die Straßenkämpfe endgültig zu unterdrücken.
    Es steht mir nicht zu die heutigen Gründe für Straßenkämpfe mit den damaligen zu vergleichen. Fest steht jedoch das das Militär sein Ziel verfehlte und der Gedanke zum Aufstand in diesen Ländern heute aktueller denn je ist.
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