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  • Day 142

    Der heidnische Berg

    June 29, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    In dieser Nacht hatte ich Besuch. Die Katze vom Hof hat sich gleich mehrfach zu mir ins Zelt geschlichen und es sich auf meinem Schlafsack oder nebenan auf der Matratze gemütlich gemacht. Natürlich bin ich davon jedes Mal wach geworden und habe sie wieder raus gesteckt. Es half nur nichts. So ein Schlafsack ist nun einmal kuschelig warm. Und die Hühner vom Nachbarn gaben ab um vier auch keine Ruhe mehr. Zum Frühstück gab es dann erstmal gekochte Eier!
    Danach räumte ich mein Zelt zusammen, verstaute alles in einer Ecke und lief zum Taxistand. Wer hier fortkommen will der muss Motorrad fahren. Nun gehörte ich leider nicht zu den Glücklichen die einen Helm abbekamen. Irgendwie musste es so gehen. Bergauf hatte ich da auch weniger meine Bedenken. Bergab sammelte sich jedoch vor allem in den Kurven immer fleißig RollSplit einmal mussten wir in einer Haarnadelkurve sogar noch durch eine Fort die schon von weitem grünes Moos angesetzt hatte. Was tut man nicht alles.

    Der eigentliche Zweck der Reise nach Samaipata ist die Festung El Fuerte, oder was die Archaeologen davon noch übrig gelassen haben. Zu deren Schutz muss ich jedoch erwähnen dass Archäologen nicht die ersten waren die diesen Berg plünderten. Insgesamt wurde dieser Ort mindestens 3mal überbaut, umgestaltet und mindestens einmal abgebrannt. In den letzten 2000Jahren war der Berg sowohl den Quechua, den Guarani, den Inka und zum Schluss auch den Spaniern so strategisch wichtig dass die vorhergehende Kultur jeweils völlig ausradiert wurde. Es muss wohl ganz zu Beginn ein Kultplatz gewesen sein. Davon zeugen große in Stein eingravierte Tierzeichen von Jaguar, Puma, Affe und Schlange. Dass es sich um eine Astronomische Anlage handelt mag ich von Anfang an nicht glauben. Die Hauptachse ist um 4Grad von der Ost-West-Ausrichtung versetzt. Nachvollziehen lässt sich das leider nicht mehr gänzlich denn als die Inka kamen haben sie die Vorgängerkulturen völlig überbaut. Und später die Spanier rissen wieder alles ein und bauten aus den Steinen und Kammern ihre Häuser.
    Interessant ist durchaus die Lage über zwei stark abfallenden Tälern gen Ost und West auf dem Kamm gelegen. In die Schluchten fällt der Fels so steil ab dass ich sogar mit dem Echo spielen kann. Mit den Inka wurden nachträglich viele kleine und große Nischen in Nord und Südausrichtung in den Fels gehauen in denen sich sicher gut Opfer darbieten und Kontakt zu den Ahnen aufnehmen lies. Durch eine gewisse Geometrie auf dem Fels, unabhängig von den umliegenden Häusern wirkt der Kultplatz und der Fels ein wenig wie ein gleichförmiges Raumschiff wenn man es im Modell betrachtet. Zufall oder nicht, wer mag das schon einwandfrei beurteilen. Allein in dem Punkt wem und was hier geopfert wurde stehen die Forschungen ganz am Anfang. Der bolivianischen Regierung ist es ziemlich egal oder gar ein Dorn im Auge wenn darunter Bodenschätze lagern. Wie ich beiläufig von einem Guide erfuhr sind jedoch auch die Bolivianer selbst weder sehr wanderbegeistert noch geschichtsträchtige interessiert. Von den Inka stammt die heutige Generation also definitiv nicht. Fest steht dass dieser Ort genauso viel Bedeutung verdient wie Tiwuanaco. Die Reisenden kommen jedoch meist wegen ganz anderer Sehenswürdigkeiten hier her. Man muss schon ein Gespür und Interesse mitbringen sonst kann man sich den Besuch schenken.

    Eigentlich viel zu früh holt mich das Mototaxi zur vereinbarten Zeit wieder ab. Wieder geht es durch den schlierigen Fluss und über Rollsplitt bergab. Ich gewöhne mich daran und habe ein gewisses Vertrauen in den Fahrer. Eine Abkühlung tut dennoch ganz gut. Es geht nach Cuevas. Natürliche Wasserfälle und aus dem Fels herausgebrochene Höhlen. Eine Abkühlung nach so vielen Entdeckungen tut gut. Und ein leichtes Auswandern ebenso. Vor mir stehen anstrengende 18 Stunden um über Nacht mit Zwischenstopp von A nach B zu kommen. Mit an Bord si d unter anderem 4 Zentner Knoblauch. Feon säuberlich auf die honteren Sitze gestapelt. Im Bauch des Busses war zu wenig Platz.
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