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  • Day 145

    Große Fußstapfen in die wir treten

    July 2, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 9 °C

    Letzter Tag in ToroToro. Heute ist die Rückfahrt geplant. Was mache ich denn noch bis dahin? Einige aus der gestrigen Gruppe sind schon abgereist die anderen haben sich zu einer mehrheitlich französischen Gruppe zusammen geschlossen. Dabei dürfen pro Guide immer sechs Leute mitlaufen. Ein siebtes Rad am Wagen geht nicht. Die Geduld und Beharrlichkeit zahlt sich aber aus. Es findet sich immer noch ein weiteres siebtes Rad und gemeinsam haben wir unsere ganz persönliche Tour zusammengestellt. Mein Guide meinte gestern schon. Wenn du niemanden findest nehm ich dich auf mein Motorrad und dann gehen wir auf private Exkursion. Das hätte den Vorteil nur den Guide zu zahlen und nicht den Chauffeur. Zu dritt gehen wir nun ebenfalls eine sehr gute Lösung an. Unweit des Ortes liegt der Canyon dessen Südseite ich mir am ersten Tag bereits angeschaut hatte. Der Norden wartet jedoch noch mit etlichen Überraschungen mehr auf.

    In dieser Süßwasserlagune lebten einst Fleisch- und Pflanzenfresser nebeneinander. Die Lagune schien nie wirklich tief zu sein. Mancher Zeit zwei drei Meter, anderer Zeit vielleicht nur einen halben Meter und manchmal vielleicht wiederum auch mit offenem Zugang zum Meer. Das schließen die Paläontologen daraus dass die unterschiedlichen Sedimentschichten ganz unterschiedliche fossile Fußabdrücke der Dinosaurier liefern. Wenn hier einst Leben in der Bude war verwundert es auch nicht dass Forscher hier sogar Fußspuren von Mammuts gefunden haben.
    Bleiben wir aber zunächst bei den Dinosauriern. Allein die oberste ‚Graßnarbe‘ ist nicht dicker als 5cm loses Gebrösel. Darunter finden sich erste feste Sedimente und darin bis heute über 4.000 freigelegte Fußabdrücke. Ein Eldorado für die Forscher. Die können aus den Fährten ganze Geschichten ablesen. Ob ein Dinosaurier sanftmütig trottete oder plötzlich etwas erspäht hatte und im Angriff hinterher sprintete bevor er nach wenigen Schritten vielleicht stoppte und die Richtung änderte. Ein anderer Dino ließ an diesem Tag den Schwanz hängen der sich dann genauso im Sediment bis heute abzeichnete. Und wieder andere fossile Spuren würden wir Laien heute als Riss im Stein abtuen. Unser Guide zeigt aber die Regelmäßigkeit auf und beschreibt dass das ein Laufvogel war. Einst vielleicht ähnlich einem Flamingo wenn er durch das Wasser stakt.
    Wir können nicht anders als dass wir im Schattenspiel irgendwann selbst die Dinosaurier zu neuem Leben erwecken. Dann kommen wir an eine Höhle. „Wollen wir durchkriechen oder rundherum laufen?“ was für eine Frage, natürlich durchkriechen. Da habe ich mittlerweile Übung. Zum Glück ist der Boden trocken und ich kann mir hinterher die Wäsche sparen… nach einem winzigen Einstieg öffnet sich ein weiter Tunnel. Wie im Abenteuerfilm öffnet sich die Grotte schon nach kurzer Zeit hin zum Tageslicht. Dort geht der Weg aber nicht etwa weiter. Wir stehen vor dem Canyon den ich von Süden her schon kenne und schauen am Rand einige hundert Meter tief in den Abgrund. Das Gegenüber wirkt so nah. Dabei sind das auch gut 300m. Höhenangst ist hier fehl am Platz. Einige Meter unter uns entspringt ein Wasserfall aus der Gesteinsschicht und wir hangeln uns Stein für Stein an dem Abgrund entlang bis der Wanderweg wieder normal wird. Dass der Weg schon vor vierhundert Jahren begangen wurde zeigen zahlreiche Felszeichnungen der Inka. Der Canyon wird in unserre Richtung immer flacher und läuft nachher als Flussbett aus in dem man zur Regenzeit wohl auch baden gehen kann. Heute hat mir die Suppe aber zu viele Algen und ich entscheide mich für ein ordentliches Mittagessen mit Siesta.
    Pünktlich um halb zwei sind wir noch einmal mit unserem Guide verabredet und er lädt uns zwei auf Motorräder. Über staubige Schotterpisten geht es außerhalb des Ortes zu einem Friedhof. So einer wo die Paläontologen immer fleißig auf den nächsten Regen hoffen der dann neue Fossilien freilegt. Darum heißt dieser Ort auch ‚Friedhof der Schildkröten‘. Alles was man gefunden hat wurde mit Zementgips konserviert, verblieb jedoch an Ort und Stelle. Zugegeben, lebendig gefallen mir die Tiere besser. Die Größe ist trotzdem mitunter echt beeindruckend. Und zwischen den einzelnen Schichten finden sich auch hier unzählige Knochen, kleine Muscheln und Krebse wieder. Die konservieren macht sich zumindest im Augenblick hier niemand die Mühe.
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