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  • Giorno 159

    Sonntag ist - - - Gottesdienst fürs Auto

    16 luglio 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 11 °C

    Am Morgen steht nach dem Sonnenaufgang und dem Frühstück bereits die Rückreise an. Zwei andere Bewohner in der Unterkunft ziehen ebenfalls zum Hafen hinunter. Etwa zwanzig Minuten später folgt uns die Besitzerin. Die zwei aus Spanien hätten noch eine offene Rechnung. Und es fügt sich ein interessantes Theaterstück von Auseinandersetzung. Während wir allesamt von der Tochter und ohne Registrierung eingecheckt wurden behauptet die Mutter jetzt die zwei hätten über booking reserviert was ja der übliche Weg sei und nur für eine von zwei Nächten gezahlt. Die Spanierin gerät an ihre Grenzen des Verständnisses und versucht sich nach einer hitzigen Auseinandersetzung in Atemübungen zum beruhigen. Der Spanier indes plappert fleißig auf die Frau in einem Tempo ein, dass ich nicht mehr mitkomme. Schlussendlich will man zur Polizei gehen. Die nächste Polizeiwache ist jedoch in Copacabana. Auf der Insel herrscht gewissermaßen Selbstjustiz. Nun will aber der Kapitän der zwischenzeitlich involviert war die zwei zahlenden Gäste nicht zu befördern, stattdessen die verärgerte Dorffrau nicht einfach so mitnehmen um zur Polizei zu gehen. Wer immer nun auch recht hatte geht die Dorffrau als Verliererin vom Feld. Kann man ja vielleicht auch zeitiger beim Frühstück klären wenn noch Geld fehlt zumal das ganze ohne Registrierung stattfand…. Meinen Respekt hat die Frau allerdings dass sie aus dem Nichts die Treppenstufen allesamt runter und nun ja auch wieder hinauf rennt. In der Haut ihrer Tochter möchte ich jedoch nicht stecken.

    Die lange überfahrt nach Copacabana nutze ich um für die nächsten Tage ein Verständnis von Peru zu bekommen. So armseelig das Leben in Bolivien sein kann. Es war doch eine schöne Zeit und ich kann nur jedem wärmstens ans Herz legen sich Minimum 4-5 Wochen für dieses Land Zeit zu nehmen. In Copacabana habe ich noch einige Zeit bis der Bus abfährt. Und es wäre doch gelacht wenn ich Däumchen drehe.
    Die Stadt hat unter der Woche nicht viel zu bieten. Einzige Attraktion ist eigentlich die Kathedrale. Alle weitere Kultur findet auf den Inseln statt. Die Basilica de la Virgin ist den Menschen am Titicacasee heilig. Sie beherbergt eine aus Ebenholz geschnitzte Jungfrauenstatue von Francisco Yupanqui, dem Enkel des früheren Inka Herrschers Tupac. Allein das ist schon eine interessante Verschmelzung der Kulturen. Der Bau selbst ist von außen ebenfalls viel imposanter als von innen. Gottesdienste werden deshalb auch gern einmal davor, also im Antlitz der Basilica abgehalten. Was wäre an einem Sonntag also passender?
    Bei meinem Spaziergang zur Basilica fällt mir auf dass viele Läute heute ihre Autos geschmückt haben. Links und rechts Blumen an den Spiegeln, manche Autos mit einem kleinen Schilfboot am Kühlergrill oder einem Hut auf dem Dach. Ich denke mir das ist vielleicht eine Hochzeit. Die Autoschlange reist und reist nicht ab. Ich frage später einen jungen Familienvater was hier denn los sei. Der erzählt mir erst irgendwas vom Gründungstag in La Paz. Ja, das weiß ich auch, darum bin ich ja auch hier und nicht in dem Trubel. „Ach hier? Ja hier dass ist eigentlich nichts Besonderes. Das findet jeden Sonntag statt. Und zwar kommen die Leute aus dem gesamten Einzugsgebiet vom See, sogar aus Peru und lassen ihr Auto hier segnen wenn sie ein Neues gekauft haben.“ Aha! Dann sehe ich auch schon die Ersten wie sie Konfetti schmeißen, Sektflaschen köpfen und damit den Motor taufen oder geduldig auf den Priester aus der Basilika warten der mit einem Zehn-Liter-Eimer Weihwasser umher geht um Fahrer und Fahrzeug zu segnen. Eigentlich kann das gar nicht mal schaden bei den ihrer Fahrweise.
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