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  • Tag 162

    An Protest wächst die Erfahrung

    19. Juli 2023 in Peru ⋅ ⛅ 19 °C

    Die angekündigten Proteste haben sich in Luft aufgelöst. Wie das für die Politik so üblich ist wurde viel angekündigt und nicht viel umgesetzt. Insgesamt kann ich auf der Straße heute morgen einmal 9 und einmal 2 mit Smartphone und Schutzschild bewaffnete Polizisten zusätzlich auf der Straße antreffen. Grund für die Proteste ist übrigens dass die Linke von Peru die Präsidentin nicht anerkennt. Diese wiederum will das Parlament eigentlich auflösen und stattdessen das Militär einsetzen. Und das wiederum sagt: Nö, ohne uns! Also bleibt vorerst alles beim Alten.

    Beim Frühstück schmiede ich mit zwei weiteren Mitbewohnern Pläne wie es weiter geht wenn die Proteste doch noch aufflammen. Es gibt so viele Ruinen in Peru die es mit etwas mehr Aufwand ebenso zu besichtigen gilt und die der Regenwald noch nicht einmal gänzlich freigelegt hat. Vermutlich sind sie bis zu drei Mal größer und vielfach interessanter als Machu Picchu. Außer einem Wanderweg gibt es jedoch keinerlei Infrastruktur. Daher nur Plan B.

    Dem Vormittag schließe ich mich einer Free walking Tour an.
    In Cusco verschmilzt die Geschichte zwischen den Inca und den Spaniern. Wie viele andere Städte in Südamerika wurde sie ebenfalls überbaut. Die Inca lebten ihrer Zeit nur oberhalb des Hauptplatzes. Man vermutet dass in Cusco außerdem nur 2.000 Menschen dauerhaft lebten. Vor allem der König und sein Gefolge. Aber bei Festen wurden daraus bis zu 20.000 Leute in der Stadt. Entsprechend war der Platz unterhalb der heutigen Ruinen von Sayakmarka ursprünglich viel größer als das eigentliche Dorf.

    Bekanntheit erlangt die Bauweise der Inka. Die Mauern sind ohne Mörtel ohne Fuge verbaut. Diese Mauern überlebten bereits mehr Erdbeben als die Kolonialbauten der Spanier. Zuletzt wurde Cusco 1950 dem Erdboden gleich gemacht. Die Mauern der Inka haben sich bei diesem Beben gerade einmal um 1! Grad verschoben. Wie geht das? Das verwendete Steinmaterial stammt hauptsächlich aus einem zwanzig Kilometer entfernten Vulkansteinbruch. Weil man zumindest nicht in der Lage war das Rad zu verwenden wurden Rollen aus getrockneten Aloe und Agavenstämmen untergelegt oder es wurden härtere kugelrunde Steine wie Murmeln unter den Blöcken her geschliffen. Vor Ort wurden die Steine mit Wasser und Mörser direkt an die entsprechende Stelle angepasst und nach dem setzen mit einer Citrustinktur konserviert um sie vor Regen schützen.

    Mit Blick über San Blas geht es Mittagessen. Am Nachmittag besuche ich in bester Voraussicht und in Vorbereitung auf die nächsten Tage das ‚Museo Machu Picchu‘. Die bedeutendste Expedition der Neuzeit wurde unter Bingham 1930-32 geführt. Von vornherein schreiben sie im Museum dass die Wiederentdecker ebenso schlechte Dienste leisteten wie die Archäologen in Tiwuanako, Bolivien heute. Die Ausstellung kam zudem erst zustande nachdem die Exponate aus englischem Besitz zurückgegeben wurden. Sie versuchen tatsächlich das Beste daraus zu machen. Ich bekomme einen guten Einblick dass Machu Picchu nicht der Nabel der Welt ist.

    Am späten Nachmittag geht es ins Planetarium von Cusco. Der Treffpunkt liegt gut einen Kilometer entfernt und ich habe weniger als fünf Minuten. Allerdings nützt hier alle Kondition nichts. Beim Rennen wird über 3.500m die Luft echt dünn! Ich habe noch eine halbe Stunde später um Luft zu kämpfen. Das Planetarium wird von ein paar wenigen Enthusiasten privat geführt. Es gibt einen Einblick in den Sternenhimmel und die Unterschiede zwischen Nord und Südhalbkugel. Weil der Himmel aufgeklart ist geht es danach gleich raus. Eingepackt in Decken zählen wir die Krater auf dem Mond, schauen uns die Doppelsterne von Sirius A an und noch ein paar weitere Sternenhaufen.
    Ich erzähle von meiner Zeit in Chile und den Sternbeobachtungen dort. Was ich bekomme sind große Augen von den Hobbyastronomen. Die wissen echt viel über den Sternenhimmel und über den der Inka. Und doch haben sie noch nie so einen Sternenhimmel erlebt. Dass das hier in der Großstadt schwerer zu realisieren ist kann ich nachvollziehen. Aber oben in den Bergen? Die vielen neuen Eindrücke schließen einige Wissenslücken. Vor allem über die dunklen Sternzeichen in der Milchstrasse, das Kreuz des Südens und welchen Doppelstern es außerdem noch braucht um den Südpol zu finden. So etwas Tolles wie den Polarstern gibt es im Süden nämlich nicht.

    Am Abend um Neun kann ich tatsächlich noch plan A für den nächsten Tag reaktivieren. Es wird also spannend wenn auch bereits früh um vier.
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