• Chaskis - Trailrun

    July 23, 2023 in Peru ⋅ ☀️ 21 °C

    Der Tag heute gilt als der Anstrengenste. Bestreiten möchte ich das nicht, denn schließlich gibt es schon 4.30 Uhr Frühstück und dann war es das mit Ausschlafen. Wegen Feierlaune am Vorabend und leichter Übermüdung sind 6 von 8 verbliebenen Kriegern heute früh ausgefallen. Sie nehmen den Bus und verpassen vielleicht die schönste Zeit in diesen Bergen. Für mich geht es in einem Blitzstart durch Kaffeeplantagen fast senkrecht den Berg hinauf. Da wir zwei Gruppen sind die weitestgehend immer zeitgleich starten konnte ich ohne schlechtes Gewissen einfach die Gruppe wechseln. Nebenbei beobachte ich allerlei Vögel und bestimme Orchideen. So etwas wird dem interessierten Apotheker in die Wiege gelegt. Natürlich falle ich dadurch aber immer wieder zurück und sprinte dann hinterher. Wir haben wie immer an solchen Tagen eigentlich gar keine Zeit für Spielchen und Spiränzchen. Am Mittag macht 14 Uhr der Ticketschalter nach Machu Picchu auf. Wer nicht da ist bekommt womöglich gar kein Ticket mehr. Im Wettlauf gegen die Zeit bin ich aber geübt und fliege dann förmlich immer den Berg hinauf.

    Oben erreichen wir ein Observatorium der Inka und den allerersten Blick auf Machu Picchu mountain. Die Anlage ist genau auf den heiligen Berg ausgerichtet. Sie diente wohl vor allem Aussichtszwecken, Sternbeobachtungen und der Nachverfolgung nach dem Lauf der Sonne. Ehrlicherweise wirkt der Anblick verglichen mit den umliegenden Bergen, den Farben und den Sonnenstrahlen fast schon langweilig und unbedeutend klein. Diese Muster und das Licht der Sonne kann sonst keiner nachahmen. Zumal Machu Picchu in diesem Moment der einzige Berg im Schatten ist.
    Es folgt ein steiler Abstieg. Wohldem der keine Höhenangst hat denn nach 1000Hm Abstieg geht es über eine ziemlich wackelige Hängebrücke. Wer da nicht drüber will muss wohl oder übel die 1.000m wieder hoch und einen 30km weiten Umweg in Kauf nehmen.

    Wie sehr vermisse ich doch allein schon zum Mittagessen den Luxus der vergangenen Tage. Kein Koch, kein Mittagessen von der Platte. Stattdessen Standardessen und dann auch nur 1 anstatt 3 Portionen. Wie will ich denn davon auf die benötigten Kalorien kommen? Bei dieser Diät kann ich hinterher nur erschöpft ankommen. Genauso habe ich auch nach einer halben Stunde bereits wieder Hunger. Jetzt geht es jedoch erstmal entlang den Bahngleisen rund um den Machu Micchu Mountain herum. Werden wir es rechtzeitig schaffen?

    Dann folgt das große Anstehen in Aguas Calientes. 1 Stunde für ein Ticket dass festlegt wann ich auf diesen Berg hochklettern darf und wann noch nicht. Vor der Pandemie waren das 7.000 Tickets die pro Tag koordiniert werden wollten. Heute sind es immerhin noch 4.000. Mit weiteren Einschränkungen ist zu rechnen. Es lohnt sich also demnächst auf den Weg zu machen oder diesem Trubel lieber ganz fern zu bleiben.
    Während die sechs Busfahrer früh um sechs auf dem Berg sein müssen haben wir gerade noch Tickets für 12 Uhr Mittag bekommen. Vielleicht ist das aber gar nicht schlimm. Dann sind die Ersten 3000 Leute schon wieder auf dem Rückweg und wir paar wenigen haben die Stadt dann für uns alleine. Es bleibt noch etwas Zeit für einen Marktbummel. Sehr kurios! Der Ort Aguas Calientes besteht eigentlich nur weil Machu Picchu wiederentdeckt wurde. Außer Hotels, Restaurants, Massagestudios, einem Bahnhof und ebendiesem Markt gibt es hier nichts. Eine von unseren Mädels kommt aus Lima, Peru und erlaubt sich doch tatsächlich laut mit uns die Preise von Cusco, Lima und Aguas Calientes zu vergleichen. Sie endet mit dem Satz „ich würde an eurer Stelle hier kaufen, aber verhandelt gefälligst, sonst ist es die Qualität nicht wert.“ In Cusco und Lima sei es noch teurer. Wir gehen weiter doch keine 50m später kommt uns eine aufgebrachte Marktfrau entgegen. Wie könnten wir nur laut sagen dass es schlechte Qualität sei? Hinter sich hat sie fünf oder sechs andere Frauen versammelt. Und alle reden auf uns ein als sei es Rufmord. Wir lächeln uns gegenseitig nur an und verschwinden lieber bevor die Situation im Gespräch eskaliert.

    Abends gilt es mit der Gruppe abschied zu nehmen. Ein Teil wird morgen früh bereits um vier Uhr aufsteigen, die andere Hälfte morgen Mittag. Und einmal mehr bin ich froh dass ich erst Mittag hoch gehe. Dann bleibt wenigstens ein ordentliches ausgiebiges Frühstück für die fehlenden Kalorien anstatt nur ein paar Snacks.
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