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  • Day 167

    Machu Picchu

    July 24, 2023 in Peru ⋅ ☀️ 20 °C

    Ich frage mich wo all die Menschen heute früh sind. Gestern Abend noch war so großer Andrang dass wir sogar noch einmal Zimmer wechseln mussten und die Musik aus den Bars dröhnte bis weit in die Nacht. Heute Vormittag ist Aguas Calientes wie ausgestorben. Gut die ersten 2.000 Leute sind sicher schon auf dem Weg zum Berg. Und während ich so durch die Gassen schlendere um mein Frühstück zu verdauen finde ich weitere gefühlt 2.000 Leute in der Schlange zum Ticketschalter für morgen. Der öffnet aber auch erst wieder um 14 Uhr.

    Als es Zeit wird machen auch wir drei Nachzügler uns auf den Weg. Die ersten zwei Kilometer folgen wir noch der Straße. Die wird gerade nach deutschem Vorbild ausgebessert. Nur dass sie statt Stiefmütterchen Grasballen in die Schlaglöcher pflanzen. Für Fußgänger gibt es dann eine Abkürzung über 2.000+ Treppenstufen anstatt der Fahrstraße für Busse. Der Weg wurde erst vor gut 25 Jahren angelegt. Davor gab es einzig die Option via Inkatrail nach Machu Picchu zu gelangen. Der ist jedoch inklusive Trägern auf 500 Personen am Tag begrenzt. Pferde sind nicht erlaubt. Sie würden ebenso wie auf dem Salkantay alle Stufen auf dem Trail kaputt trampeln. Also wer will, 20kg auf den Rücken und los geht es.

    Wegen einem fixen Rückfahrtticket mit dem Zug habe ich gute 3 Stunden mir die gesamte Anlage anzuschauen. Wir mein en ein Guide könne nicht schaden. Doch leider will der am Mittag nicht so recht loslaufen und wartet noch länger als mir lieb ist auf weitere Kundschaft. Die Erzählung die damn folgt ist großteils eine Zusammenfassung über die Bingham Expedition und wenig beeindruckend. Also beschließen wir auf eigene Faust weiter zu ziehen. Wir erreichen kurz darauf den Postkartenausblick und die Lamas die das Graß immer schön kurz halten.

    Der Zugang nach Machu Picchu war seit jeher vergleichsweise stark gesichert. Früher gab es nur den Inka-Trail der vor der Stadt noch einmal mit einer Zugbrücke gesichert war. 1m breit und 20m über dem direkten Abgrund. Heute sind es wie beschrieben vielmehr die 2.000+ Treppenstufen die den Touris den Gar ausmachen.
    Von der Puente del Inca zurück drängt für mich die Zeit ein wenig bis mein Zug fährt. Deshalb lass ich mir aber den Rest doch nicht entgehen. Das führt beinahe dazu dass ich vorzeitig rausgeschmissen werde. Weil ein Wächter mich zurückpfeift und ich ihn aus Versehen unfreundlich nach dem Ausgang frage anstatt wo es weiter geht. Irgendwann nehm ich einem der Nächsten diese dämliche Trillerpfeife weg!

    Die Stadt ist natürlich perfekt an die Gegebenheiten auf Machu Picchu Mountain angepasst. Gleichzeitig aber strikt in Arbeits-, Wohn- und Sakralsektoren unterteilt.
    Wie überall im Leben gibt es eine Rangordnung. Den höchsten Punkt nehmen Tempel und Observatorien ein. So gibt es im Boden fest verankerte Steine deren Schatten nur zu ganz bestimmten Tagen im Jahr ihren Schatten auf bestimmte Formen werfen so dass sich Figuren der Inkamythologie nachahmen lassen. Den zweithöchsten Punkt bildet das Haus des Königs - der sogenannte Sonnentempel. Jede Fläche die keinen guten Grund zum Hausbau hergab wurde in Terrassenfelder umgewandelt. Sie blieb jedoch definitiv nicht ungenutzt. Es folgen also auch Lagerhäuser in denn Nahrungsmittel trotz hoher Luftfeuchte zur Regenzeit bis zu sechs Jahre auch ohne Kühlung frisch gehalten werden konnten.

    Zur verschönerung des Stadtbildes und für Zeremonien gibt es auf dem ganzen Areal heilige Steine. Riesige Monolithen von denen man nicht weiß wie die Inka sie vom Herkunftsort hier hoch geschleppt haben und sie dann aufgerichtet haben. Was wäre die Welt auch ohne Rätsel.
    Erst dann folgen weiter am Abgrund gelegen die Handwerks- und Wohnbereiche. Ein wichtiger Grund sind Wasseradern die bis heute hier und da aus dem Berg sprudeln und natürliche Wasserbrunnen bilden.

    Die Zeit rennt. Mittlerweile muss ich bei 28 Grad im Schatten nur in der halben Zeit wieder am Bahnhof sein wie ich bis nach oben gebraucht habe. Ich verabschiede mich. Mittlerweile ist die ganze Anlage von Besuchern auch nicht mehr überrannt und der Weg nach unten weitestgehend eine freie Bahn. Die 2.000+ Stufen jedoch bleiben und sind abwärts weitaus anstrengender als noch am Morgen. Im Eiltempo werde ich zum echten Trailrunner. Der Name Chaski ist nunmal Programm. Ohne die jetzt investierte Mühe hätte ich mir zuvor nicht einmal die Hälfte anschauen können. Am Ende bleibt sogar noch Zeit für ein Stück Apfeltorte als Belohnung.

    Die Zugfahrt führt hinaus aus dem tiefen Tal und den Schluchten. Neben meinem Sitzplatz gibt es ein Stehabteil in dem sie die Fenster heraus genommen haben. Den Fahrtwind im Gesicht zu spüren und die untergehende Sonne zu beobachten, das ist wieder so ein magischer Moment in dem ich Kraft aus dem ganzen Tag schöpfe.
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