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  • Day 172

    Feiertag in Peru

    July 29, 2023 in Peru ⋅ ☀️ 22 °C

    Mit dem Sonnenaufgang startet mein Bus zurück aus dem Canyon in Richtung Arequipa. Die Peruaner feiern gestern und heute ihre Unabhängigkeit. Überall sind Rot-Weiß-Rote Flaggen aufgehängt. Wenn die Sonne nicht so brennt könnte ich fast meinen dass ich in Österreich bin. Ausnahmsweise wurden gestern und heute sogar die Kirchenglocken benutzt.

    Ob das auch mein Tag werden würde soll sich erst nach einer harten Probe zeigen. In Chivay hält der Bus an, stellt den Motor ab und sagt - Endstation. Die Weiterfahrt lohne sich heute nicht weil zu wenige Passagiere nach Arequipa wollen. Ein aufgebrachte Menschentraube von 6 oder 7 Leuten redet auf den Fahrer ein bevor ich überhaupt mitgeschnitten habe was Sache ist. Immerhin haben wir eine Fahrkarte für die ganze Strecke und nicht nur für die ersten 50km. Wie auch immer wird ein Transporter gechartert und alles vom Bus in den Transporter umgeladen. Schnell stellt sich aber heraus dass dem Sprinter der Kofferraum fehlt. Nach 2 Taschen ist alles voll. Also kommt mein Rucksack zu mir nach vorn mit auf den Sitz. Das entscheide ich einfach so. Ganz schlecht! Die zwei Leute die ihr Gepäck hinten untergebracht haben regen sich nun darüber auf dass Leute wie ich trotzdem nur für einen Sitzplatz bezahlen würden. Vielleicht ist Österreich heute doch das allerbeste Vorbild von Peru. Nicht nur bei der Rot-Weiß-Roten Flagge. Als dann noch in den mit Menschen und Gepäck überfüllten Kleinbus zusätzlich eine Mutter mit zwei Kindern rein soll platzt mir bald der Kragen. Dann hätten wir auch im Bus bleiben können. Stattdessen geht es nun weder vor noch zurück. Ich mit noch drei anderen Leuten und meinem Rucksack auf der letzten Rückbank und dann soll ich das wohl geschnürte 23kg-Paket über die Köpfe der anderen Passagiere wieder vor reichen als wäre es eine federleichte Handtasche. Ich weigere mich und argumentiere warum das alles nicht geht. Ich kann mich ja auch einfach dumm stellen und behaupten ich verstehe nicht was der Fahrer von mir will aber ich mache keine Kunststücke mit einer 23kg Hantel. Für den Gang wäre der Rucksack auch zu groß. Aus heiterem Himmel kommt von irgendwo ein Klappstuhl her. Sozusagen Sitzplatz Nr. 16. Letztendlich starten wir mit 19 Passagieren, deren Gepäck und meinem Rucksack. Es dauert nicht lange bis eines der Kinder wegen der Fahrweise und beengten Verhältnisse zu spucken anfängt. Die Stimmung bleibt bis zur Ankunft in Arequipa über 5 weitere Stunden gereizt. Der einzige den das wenig kümmert ist der Fahrer.

    In Arequipa zurück habe ich den ganzen Nachmittag bis mein Nachtbus fährt. Ähnlich wie schon in Salta, Argentinien haben die Archäologien hier durch Zufall Mumien auf einem Berg gefunden und dann systematisch danach gegraben. Diesmal eigentlich keine richtigen Mumien denn das Eis hat die Mumifizierung bereits in den ersten 24Stunden nach dem Tod für mehrere hundert Jahre angehalten. Diesmal darf ich nur wirklich keine Bilder machen, nicht mal von anderen Bildern… dafür lerne ich einiges Neues dazu. Zum Beispiel stellte man sich hier die Frage warum eigentlich immer nur Mädchen geopfert wurden wenn es zu großen Ereignissen oder Naturkatastrophen kam? Und man fand eine Antwort. Eine angeschmolzene Goldene Kleiderstecknadel. Nur die Jungen bekamen derartige Nadeln in Form einer Feder mit auf den Weg ins nächste Leben. Und das war für einen Blitz bei Gewitter auf den Berggipfeln natürlich viel attraktiver als eine Mädchenleiche ohne Feder. Gerade weil die Vulkane zum Teil auch noch aktiv waren und ihr eigenes Mikroklima erzeugt haben gab es auch nicht wenige Gewitter. Die Jungen sind schlichtweg alle verbrannt, wurden sonst aber genau so grausam geopfert wie die Mädchen.
    In der Regel zogen Priester das ganze Jahr über durch das Land um die Schönsten der angesehenen Familien ausfindig zu machen. Diese wurden dann auf die jeweiligen Zeremonien vorbereitet. Je Eine(n) aus allen vier Teilen des Reiches. Trat dann ein Unglück oder großes Ereignis ein und die Götter mussten besänftigt werden dann entschied der Inka König auf welchem Berg das Opfer stattfinden sollte. Bei ganz komplizierten Fällen wurden auch gleich mehrere Kinder geopfert. Diese begaben sich zuvor mit den Priestern auf den heiligen Berg was schon mal zwei drei Monate dauern konnte. Oben angelangt gab es Chicha - Maisschnaps für die Beruhigung und um das Folgende erträglich zu machen. Die Kinder hier wurden jedoch allesamt mittels Computertomograph untersucht. Der Tod trat nicht durch erfrieren ein sondern stets durch einen Schlag auf den Kopf. Dann wurden sie in Fetusstellung beigesetzt und mit allem versorgt was sie im nächsten Leben wohl brauchten. So sei es denn.

    Indes wird es Abend und auf der Straße spielt der Feiertag Regie. Die Paraden sind alle abgehalten. Nun beginnen Künstler und zeigen ihr können als Pantomime oder auch als Michael Jackson Double. Von einem Café mit Dachterrasse genieße ich den Sonnenuntergang. Anstatt mit einem zünftigen Abendbrot lasse ich den Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen, kaufe mir dann noch Obst für die Fahrt und mache mich im Mondschein auf nach Nazca. Mal etwas anderes als diese grausamen Rituale der Inka.
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