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  • Day 175

    Paracas

    August 1, 2023 in Peru

    Am Vortag streite ich mich mit dem Taxifahrer. Er will bei unserer Preisverhandlung etwas anderes gehört haben als ich. Dann muss er mal langsamer reden damit er zwischendurch noch Zeit zum zuhören hat denke ich mir. Jetzt bin ich Paracas. Wir sind uns also irgendwie einig geworden.

    Aber wo bin ich hier überhaupt? Einerseits am Meer andererseits mitten in der Wüste. Kurzum „El Niño Land“. Da wo das Wasser des kalten Humboldstromes vom Süden auf die warmen Wasserströmungen aus dem Norden treffen wabert im Winter vielleicht mal feuchte Luft übers Land. Aber selbst Palmen und Kakteen haben hier ums überleben zu kämpfen seitdem sich seit vielen Millionen Jahren die Anden hier auftürmen. Das Küstenland hat sich seitdem stetig gehoben und gesenkt. Von einem früheren Gebirgszug sind heute nur kleine Gipfel, die berühmten Islas Ballestas übrig.

    In dem Nationalpark leben heute Seelöwen, Kormorane und Humboldtpinguine. Der bedeutendste Wirtschaftszweig neben dem Tourismus ist der Hafen. Und dann kommt noch unregelmäßig die Düngemittelproduktion dazu. Dazu gehen alle 8 Jahre ca. 200 Arbeiter akribisch über die Inseln und sammeln die Exkremente der Tiere ein. Vor allem der Vogelscheiß ist wegen der vielen nur halb verdauten Fische besonders Mineralstoffreich. Zuletzt vor zwei Jahren kamen beachtliche 20.000Tonnen auf den wenigen Quadratkilometern zusammen.

    Die Seelöwenkolonie ist indes umgezogen, keiner weiß warum. Die meisten Tiere spielen noch ab und zu im Wasser und fressen den Fischern den Fang weg, so wie heute früh. Im August und September kommen außerdem Delfine und Wale auf ihrer langen Reise aus dem Winterquartier hier vorbei. Auch wenn ich mich hinterher durch die Fahrweise des Schnellbootes wieder genau so krank fühle wie vorab hat sich der Ausflug allein deshalb gelohnt.

    Zum Mittag leihe ich mir ein Fahrrad aus. Die Müden Muskeln sollen nach dem vielen rumsitzen wieder mal aktiv werden. Raus aus dem Dorf, rein in die Wüste. Einziger Wermutstropfen - zu Hause macht das Radfahren vielleicht mehr Spaß im grünen und die Kondition hält länger mit wenn das Rad auf mich abgestimmt ist. Das kann ich mir hier nicht immer raussuchen und ziemlich schnell wird klar - diese „Straße“ möchte ich meinem Rad sonst auch nicht zumuten. Die ersten zehn Kilometer geht es durch Felsen und Sanddünen gen Süden zu einer wunderschönen Steilküste an den Stränden von Supay und Yumaque. Während die Reisegruppen am Aussichtspunkt anhalten und nach fünf Minuten Fotostop wieder verschwinden habe ich den Strand nebst zwei anderen ganz für mich allein.
    Wo Steilküste aus dem Meer entspringt bilden sich interessante Felsformationen wie zum Beispiel die „Kathedrale“, eine Felsnadel die im Sonnenschein so blitzsauber erscheint als wäre das mit dem Kotsammeln von heute früh ein Scherz.
    Das Heben und Senken in den letzten zehn Millionen Jahren führte zu einer Vielfalt an Fossilien im Stein, meist Schnecken und Muscheln. Man hat aber auch Vorfahren des heutigen Pinguins gefunden. Zu Dinosaurierzeiten war alles ein bisschen größer. 1,5m groß macht das Fossil den Vorfahren Inkayacu Paracasensis dreimal so groß wie den Humboldtpinguin heute.

    Über den roten Strand radle ich in den Sonnenuntergang. Ich treffe auf eine deutsche Familie die mit ihren Leihrädern noch so einige Probleme mehr hat. Die Gangschaltung ist gebrochen. Da hilft nur gemeinsames Anschieben durch die Sanddünen dass alle pünktlich vor Ladenschluss ihre Räder wieder zurückgeben können.
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