• Frühstück unterm Kirchenschiff
    Kirchenburgen sind in Siebenbürgen weit verbreitetIhre Tracht legen sie zu Festen heute noch anAlin bei der Einweihung 'seines' via TransilvanicaDer Schlotbist das Einzige was seit 2008 noch von der Rußfabrik übrig ist.Die Zigeuner fahren Holz einModerne Reihenhaussiedlung bei den RomaStreifzug durch den Siebenbürger Wald nach Bassen

    Tradition vs Kommunismus

    15 de maio, Romênia ⋅ ⛅ 21 °C

    So gut wie in den Kornspeichern der Kirchenburg habe ich selten geschlafen. Alte Gemäuer haben eben stets ein besonderes Raumklima. Trotz dass ich es später bereuen werde lasse ich den Tag ruhig angehen. Es gibt Kaffee und Frühstück auf dem Vorplatz zur Kirche. Irgendwann kommt eine Angestellte zum Zimmer reinigen und sperrt das Museum auf. Es war das Ziel der Frauendorfer Gemeinde das vielseitigste Museum über das Leben in Siebenbürgen zu gestalten. Klassische Werkzeuge, Handwerksberufe, Trachten und Kunst gehören hauptsächlich dazu und spiegeln den Einklang mit der Kirche und dem Glaube wieder.

    Den Kommunisten war das mehr als einmal ein Dorn im Auge. Das haben sie die Sachsen je nach Lust und Laune spüren lassen was wohl schlussendlich zu ihrer Flucht nach Deutschland führte. Und sie hatten vor allem noch einen Trumpf in der Hand. Billige Arbeiter der Sinti und Roma. Auf die Saxen waren sie nicht angewiesen und gaben ihre Kultur dem Verfall preis. Keine drei Kilometer vor mir ragt die schwarze Geschichte wie ein Mahnmal aus dem Boden.

    Doch plötzlich zieht mich ein Gastwirt zurück in die Gegenwart. Er holt mich von der Strasse da er mir unbedingt einen „Sonderstempel von Copsa Miča“ geben möchte. Die Geschichte geht so… Der Wirt hatte mitbekommen das Alin Ușeriu ein Projekt ins leben rufen wollte dass 100 Jahre nach der Rumänischen Vereinigung endlich auch alle Landesteile und ethnischen Gruppen vereint. Dazu fand 2018 die Konferenz im nahegelegenen Alba Julia statt. Er war Feuer und Flamme und sagte zu hier in Frauendorf stets ein „Zimmer der Verständigung“ stets für Via Transilvanica Wanderer leer zu halten selbst wenn die ganze Pension aus allen Nähten platzt. Bei der Erstbegehung durch Alin Ușeriu kam es zum Treffen der beiden und seither sind sie dickste Freunde. Er lächelt scheinbar jedes Mal über beide Ohren wenn er stolz erzählt dass die Geschichte des Weges durch Siebenbürgen hier mit ihm den Anfang nahm.

    Beim Anblick seines schicken Hofes, weiß getüncht und Sehr schön eingerichtet ist kaum zu glauben dass er zwischenzeitlich bis 2008 in der dreckigsten Stadt Europas stand. Die Kommunisten produzierten in Kopisch tausende Tonnen Ruß und Schwefelsäure im Großindustriellen Maßstab und natürlich ohne Filter. Als billige Arbeiter leben die Zigeuner bis heute im Gebiet um Colonia Ravarna. Sie grüßen nicht, sind stets zurückhaltend misstrauisch gegenüber Fremden, den Sachsen nach zu urteilen klauen sie wie die Raben, sind ständig Mittellos. „Und wenn sie Geld haben dann protzen sie nach außen, schlafen aber eigentlich weiterhin in einer alten Hundehütte.“ Nun gilt das nicht für alle, aber einige bestätigen die Vorurteile. In jedem Fall findet ihr Leben auf der Straße statt. Laute Musik dröhnt aus den Häusern. Hauptsache mann sitzt davor auf der Straße und bekommt mit wenn etwas passiert. Und obwohl sie in Kasten leben, was für Europa sonst ungewöhnlich ist, so sind sie dennoch in Rumänien die Volksgruppe mit dem stärksten Zuwachs.
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