• Guiyang park

    August 16 in China ⋅ ☁️ 25 °C

    In 2010 fand ich am Drei Schluchtendamm einen Warnhinweis mit der englischen Übersetzung „care fell into the water“ [Deutsch: die Vorsicht ist ins Wasser gefallen] Seitdem ist das bekanntlich Programm und ich versuche mit so wenig Planung wie geht so weit und vielfältig wie möglich zu reisen. Es gehört eben jedoch auch dazu dass nicht immer alles glatt läuft.

    Erst für Montag war ein Stadtbummel geplant wenn die anderen ehemaligen Studies angereist sind. Und der Plan bis dahin war dass ich zu ein paar großen Wasserfällen auswärts fahre. Nach dem Regen gestern dürften die sich lohnen. Ohne ausreichende Sprachkenntnisse mache ich mich auf den Weg. Die Metro bringt mich eine halbe Stunde entfernt in die Nordstadt. Von dort fahren Direktbusse, schreibt zumindest die ofizielle Quelle von „ToptravelChina“. Als ich ankomme sehe ich auch eine Touristenlinie gerade abfahren. Es sollte für heute die einzige bleiben. Alles Fake! Vom Straßenverkäufer bis zum Wachmann der Metro frage ich alle die Tagein Tagaus ein Auge auf die vermeintliche Haltestelle haben. Keiner weiß weder wie die Straße heißt noch welche Hausnummern hier in der Nähe sind geschweige dass hier Busse fahren.

    Also kurzum, ob ich hier richtig bin weiß ich nach einer Stunde immer noch nicht als mich ein Student in recht gutem Englisch erlöst. Er googelt ein wenig auf chinesisch (hier heißt das „Baidu“/ Baidu konnte früher aber schon mal besser Englisch) Bald sind wir sicher dass ich fernab jeglicher Touristenströme bin und heute so spät dort ankäme dass ich entweder nicht zurück komme oder vor Ort nichts entdecken kann. Also fällt der Plan aus. Und ich muss unbedingt dahinter kommen wie das ging, wen ich wo vor Ort fragen kann dass ich auch Hilfe erhalte. Übersetzungsapps sind außerhalb von Peking und Shanghai scheinbar genauso hilfreich wie wenn ein Ostfriese in Baden-Würtemberg Wein für seinen Fisch kaufen möchte. Es passt nicht zusammen und der gegenüber weiß nichts damit anzufangen.

    Doch wenn ich schon da bin stecke ich den Kopf nicht in den Sand und habe schnell einen Stadtpark ausgekundschaftet der größer ist wie die gesamte Innenstadt von Chemnitz. Auf das Grün muss ich also nicht verzichten. Und auch nicht auf Möchtegern-Sänger die irgendwo heimlich proben, auf Kinder die auf den Plätzen Spielen oder Chinesen die sich womöglich für ein Fotoshooting bei Tiktok aufgestylt haben. Alles was das moderne Leben in China zulässt. Wem das zu viel ist der kann sich an hunderten Fitnessgeräten austoben. Belegt sind nur jene die ein Solarpanel haben und damit Rückmeldung an die Fitnessuhr oder das Smartphone geben.

    Allgemein habe ich den Eindruck dass wir uns in Europa gar keine Vorstellung machen können welchen Stellenwert uneingeschränkter Smartphone-Konsum annehmen kann. Zurück zu den wichtigen Dingen…

    Ich lerne die Chinesischen Schriftzeichen für Kuchen. Sehr wichtig! Zum überteuren Service gehört aber zumindest auch die obligatorische Flasche Mückenspray. Doch die zwirbelt auf dem angehenden Sonnenbrand am Nachmittag so richtig aggressiv.

    Es wird Zeit aufzubrechen und auf dem Weg zurück noch den Sonnenuntergang von einem kleinen Idyllischen Schrein in den Bergen zu genießen. Dort kann ich mir zum ersten Mal auch einen Überblick über das Ausmaß der Stadt machen. Und auf wie wenig Platz sich eigentlich 8 Millionen Menschen zurecht finden können. Morgen ist ein neuer Tag. Und die Hoffnung ist noch nie beim ersten Anlauf ins Wasser gefallen.
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