• Huangguoshu

    August 17 in China ⋅ ☁️ 28 °C

    Die Welt zu entdecken ist mit zunehmendem Alter gar nicht so einfach. Die Klimaanlagen halten mich nun schon den dritten Tag in Folge auf Sparflamme. Dazu hat der Wecker nicht geklingelt weil er das Sonntags in Deutschland nie macht. So ein Mist. Raus aus den Federn alles stehen und liegen lassen und ab zum Bahnhof. Zweiter Versuch, diesmal mit dem Zug nach Anshun und vielleicht geht es von da weiter zu Chinas größtem Wasserfall.

    Vom Ticketkauf bis zum Einsteigen muss ich nur vier mal meinen Pass vorzeigen. Ich bin überrascht dass bei der Staatsbahn die Computer immer noch im WindowsXP Layout laufen und alles per Hand eingegeben bzw kontrolliert wird. Überall muss zB. meine Passnummer per Hand eingetragen werden damit das System grünes Licht gibt. Doch dann geht es endlich raus aus der Stadt. Die Wolken ziehen an mir vorbei als wären sie zum Greifen nah und aus Zuckerwatte. Vielleicht denke ich auch nur der Zug würde mit sonst etwas für einer Geschwindigkeit reisen weil die Häuserfronten sich stetig gegeneinander verschieben. Nach 30 Minuten spuckt mich der Zug 100 Tunnel und 120km weiter in Anshun wieder aus. Für gerade einmal 6 Euro. Altbewährt und im Gegensatz daheim dennoch unerreicht.

    Mir wurde durchaus mehrfach klar gemacht dass China in den letzten Jahren erneut einen enormen Wandel durchlebt hat. Ein Teil davon war die Rückabwicklung von Englisch als Hilfssprache. Gefühlt bin ich der einzige „Amerikaner“ den die Chinesen diese Woche gesehen haben. Am Schalter für Ausländer bin ich beim Ticketkauf stets einem freundlichen Verkäufer gegenüber der sich freut dass es endlich mal Arbeit gibt. Ansonsten übe ich mich in Geduld, Folge der Ameisenschlange und schaue mir an was es zu sehen gibt. Ein Bus bringt mich 6 km in eine Schlucht hinunter wo ein paar schön angelegte Wege an japanische Gärten erinnern. Nach einem Kilometer und 90 Minuten später kommt ein Mc Donalds in Tempelform. Schöne neue Welt. Gut dass ich zuvor auf der Straße noch schnell Nudeln gegessen habe. Dann kann es gleich auf die zweite Hälfte des Weges gehen. Zu einer Tropfsteinhöhle von der ich im Nachhinein doch sehr beeindruckt bin und im Entenmarsch zu den Silbernen Wasserfällen. Drängeln bringt nichts aber es lohnt sich. Die Kaskade an Wasserfällen ist als ‚der’ größte Wasserfall in ganz China bekannt und sie haben in einigen Filmen bereits als Kulisse gedient. Ich glaube wir werden das nie überprüfen wollen. Orginalfilm auf Chinesisch mit Hanzi Untertitel…Der Regenbogen und der warme Wassernebel sind eine willkommene Abwechslung.

    Am Abend wollen die vielen Ameisen wieder zurück in ihr Nest. Kurzfristig ein Zugticket zu bekommen ist gar nicht so einfach. Die Schalterbeamtin hat erneut mit meinem Pass und ihrem alten System zu kämpfen um mir im übernächsten Zug zumindest einen Stehplatz anzubieten. Doch für die kurze Fahrt nehme ich das gern in Kauf.
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