• Bus fahren in China - eine kleine Odysee

    August 30 in China ⋅ ☁️ 30 °C

    Reisfelder im Nebel klappt nicht, denn in der Nacht hat es geschüttet. Dafür Reisfelder in der Morgensonne. Sie strahlen in einem Neongrün dass es fast schon künstlich wirkt. So wie sonst alles in Xijiang. So lange man nicht hinter die Kulissen schaut. Handwerker gehen ihrer Arbeit nach, die Feuerwehr ist stolz dass der Krankenwagen mal wieder Blaulicht fahren darf. Die Müllabfuhr kommt durch die Straßen und die paar Besucher am Morgen fallen in dem echten Dorfleben im Gegensatz zu gestern Abend gar nicht auf.

    Alles in Allem hat mir die Kulisse gefallen. Das Dorf Langde war jedoch um Welten authentischer. Und nun geht es wieder los. Raus aus dem Dorf und auf eigene Faust weg hier. Die Taxis sind teurer als Schlepperbanden. Doch wie komme ich in den Bus wenn es keinen Busbahnhof gibt? Und dummerweise gibt es im Chinesischen auch niemanden der das wort „Bus“ versteht. Dort fällt es unter die Kategorie große Maschine mit Rädern.

    Nachdem ich elf Uhr die Auskunft bekomme dass um 13 Uhr der nächste Bus in meine Richtung fährt erhalte ich beim Ticketkauf gleich darauf die Option zwischen 12 Uhr und 13 Uhr eine Abfahrt zu kaufen. Warum auch nicht gleich. Ich bekomme eine ausführliche Beschreibung wie die drei Busse um 12 Uhr aussehen und welche Nummer die haben. Ein Ticket habe ich, und irgendwie fahren alle drei Busse vollgepackt an mir vorbei. Das geht wohl noch fünfzig anderen Chinesen so womit kurzfristig ein vierter Bus gechartert wird. Auf zum Bahnhof!

    Eine Stunde später bin ich zurück in Kaili und bekomme gerade noch ein Ticket für den Zug nach Tongren. Ich habe den Hinweis erhalten dass man wiederum mit dem Bus die letzten 50km zu meinem Ziel in Angriff nehmen kann. Doch die Navi-App leitet mich zielgerichtet in eine Baustelle. Es dauert eine halbe Stunde bis ich nebenan in einem Hochhaus den versteckten Tongren Tourist Bus Terminal finde. Das bezahlen mit App wird wieder einmal zur Geduldsprobe. Es Lebe das Bargeld! Der Bus soll 30 Minuten später starten. Ich bin da, und außer mir noch vier andere. Der Bus auch. Los geht es trotzdem noch nicht.

    Was die staatliche Eisenbahn hinbekommt, davon sind die Busse weiter entfernt als vor 15 Jahren. Im Busbahnhof geht es wenig geordnet zu. Die Ticketkontrolle dauert 30 Minuten weil sich irgend jemand ständig zwischen den Passagieren und den abgerissenen Tickets verzählt. Und dem Busfahrer ist eigentlich sowieso alles egal. Mir mittlerweile auch…Hauptsache ich komme an.

    Zum Abendbrot gönne ich mir in weißer Voraussicht eine extra große Portion. In den letzten Tagen ist mir das Frühstück wenig bekommen. Anstatt gebratenem Klebreis mit Erdnüssen gibt es heute Schweinebraten mit Lauch, Zwiebel und Reis. Dazu als Kompott Wackelpudding mit Yoghurt und Bratensoße drüber. Da habe ich mich wohl bei der Menüauswahl vertippt.
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