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  • Day 35–36

    Es sollte noch nicht sein…

    February 14 in New Zealand ⋅ ☁️ 9 °C

    Heute starteten wir den 2. Anlauf für den Heli Hike. Die nette Dame von gestern hatte uns auf heute für den 10.30 Uhr Flug umgebucht, resp. neu gebucht, da wir gar nie eine Buchung hatten. Unser Wettercheck sagte zwar gestern noch eine durchzogene Vorhersage, die Dame meinte aber, es sehe gut aus - bis jetzt! Somit starteten wir gemütlich in den Tag. Wir standen kurz nach 8 auf, Wettercheck war noch einigermassen positiv, die Wolken schlichen doch schon sehr eng um den Berg herum. Es sah nicht danach aus, dass es besser wird, gar eher nach einer zähen weisser Decke. Remo meinte noch, von unsere Nachbarn gehört zu haben, dass ihr Flug am Morgen bereits gecancelt wurde. Nun ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt. Nach dem Frühstück machten wir uns bereit. Die Vorfreude steigerte sich allmälich zu einer grossen Aufregung. Endlich kanns los gehen! Da wir gleich vis à vis vom Visitor Center nächtigten, war es für uns ein kurzer Fussmarsch über die Strasse zum Check-in des Heli Hikes. Wir meldeten uns an. Die Dame am Infoschalter meinte, sie seien wegen des Wetters ca. 15 Minuten im Verzug, wir können hier aber problemlos warten, bis wir aufgerufen werden. Eine weitere Dame machte uns während des Wartens auf die Rückerstattungs-Regelung aufmerksam. Falls wir gar nicht gehen könnten, gibt es den vollen Betrag zurück. Alle bereits angemeldeten Gäste standen danach in eine Reihe vor einem Pult mit 3 Computer drauf und tippten irgendwas in die Tastatur. Müssen wir das auch machen? Uns hat sie aber nichts gesagt? Unsicherheit machte sich breit. Remo fragte nach. Oh ja, wir müssen uns noch manuell einchecken, meinte die Dame am Check-in Schalter. Gut hatte Remo noch nachgefragt. An dem soll es als letztes scheitern. Wir gesellten uns in die Schlange. Ein Pärchen vor uns (oder zumindest sie) freute sich wohl auch riesig, so wie sie rum zappelte und ihren Freund angrinste. Endlich waren wir an der Reihe. Fragen zur Gesundheit und Notfall-Kontaktdaten waren gefragt. Remo war soeben dabei seinen Notfallkontakt einzugeben, da kam einer der Guides in den Wartebereich und bat uns um Aufmerksamkeit. Wir wurden nervös. Wir waren noch gar nicht fertig mit den Eingaben. Geht es schon los? Der Guide war aber nicht da, um uns abzuholen, nein, er kam um die Tour zu canceln. Das Wetter wurde schlechter, die Flüge werden zu riskant, vor allem weil sie im Stande sein müssen, uns vom Gletscher auch wieder zur Base zurück zu bringen. Die Entäuschung war im Raum zu hören, Seufzer und traurige Gesichter zeigten den Frust. Aber Safety first. Kann man nichts machen. Unser Tagesprogramm muss also neu gestaltet werden. Einem anderen Paar ging es wohl gleich. Wir hörten ihnen zu, wie sie einer der Mitarbeiter vom Visitor Center um Tipps fragten. Ihnen wurde der Roberts Point Track empfohlen. Von da aus kann man den Franz Josef Gletscher aus der Ferne anschauen.

    Wir gingen zurück zum Van und bereiteten unsere Rucksäcke für die 5.5h Wanderung vor. Da wir erst noch gut gefrühstückt hatten, brauchten wir nicht viel für den Lunch einzupacken. Ein paar Power-Riegel sollten reichen. Wir fuhren mit dem Camper 10 Minuten zum Parkplatz des Tracks. Das Wetter wurde immer schlechter. Hoffnetlich sehen wir den Gletscher noch! Wir starteten um kurz nach 11.00 Uhr die Wanderung. Uns erwartete 565 Höhenmeter und 12.3km. Da es sich um keine Rundwanderung handelt, sondern wir den selben Weg wieder zurück mussten, wussten wir, was uns alles nach der Hälft erwarten wird.

    Der Weg verläuft anfangs durch eine Buschlandschaft bis zum Peters Pool, ein kleiner See, indem sich bei guter Sicht die Berge spiegeln (sollten). Danach geht es durch den Wald. Auf dem ganzen Weg gab es 4 Hängebrücken. Vor der erste zeigte ein Schild einen Warnhinweis, was bei zu grosser Belastung geschehen könnte. Alle weiteren Hängebrücken waren klar gekennzeichnet, was das maximum an Menschen auf der Brücken beträgt. Unweit nach der ersten Hängebrücke stand ein weiteres Schild. Es waren Zeitungsausschnitte von 3 Todesfällen auf diesem Track. Erstaunlich, wie die Neuseeländer die Menschen daran erinnert, was bei Unachtsamkeit oder falschen Ausrüstungen passieren könnte. Nach kurzem Angstmachen ging es weiter. Der Weg wurde steiler und steiniger. Zwischendurch verliefen immer wieder Baumwurzeln über den Pfad. Auch kurze Kletterpartien mussten gemeistert werden. Als wir bereits eine gute Stunde unterwegs waren, begann es zu nieseln. Mit den ganzen Wurzeln eine heikle Sache, nasse Wurzel sind eisglatt. Unsere Konzentration galt nun ganz dem Weg. Als wir kurz eine Lichtung überquerten, wurden wir wieder von den neuseländischen Wegmacher überrascht. Ein Art Hühnertreppe führte dem Fels entlang runter. Abwechslung pur!
    Etwa 1km vor dem Ziel verlief der Weg über grosse flache Steine, einen klaren Weg gab es hier nicht.
    Nach 2.5h hatten wir das Ziel erreicht. Ein Hochplateau mit Bänken und einem Tisch darauf, sorgten zum Verweilen und zum Lunchen, wenn man welchen dabei hat. Wir drehten uns zum Gletscher um. Die Sicht war gerade noch gut genug, um den Gletscher gut zu sehen. Selbst aus der Distanz war er riesig. Wir trauerten nochmals unserem nicht stattgefundenen Heli Hike nach. Wäre schon sehr cool gewesen. Nach staunenden Blicken und vielen Fotos aus unterschiedlichen Winkel assen wir unser Mittagessen, die uns gut mundenden Riegel (die sind wirklich gut!), auf dem Plateau. Das Wetter war bis anhin schon eher trist, nun zogen aber immer mehr Wolken über den Gletscher, bis er kaum noch zu sehen war. Zeit uns auf den Rückweg zu machen.

    Wir marschierten los. Nach wenigen Minuten verwandelte sich der Niesel zu Regen. Zum Glück sind wir gut vorbereitet und haben unsere Regensachen dabei, andere hatten das nicht und mussten mit ihren Turnschuhe den rutschigen Weg hinunter. Bei der Stelle, wo wir über die Steinen mussten und kein sichtbarer Weg zu sehen war, liefen wir etwas gutgläubig den 2 jungen Damen vor uns nach. Promt waren wir ab vom Weg gekommen. Zum Glück hatte Remo solch gute Erfahrung, dass er wusste, das wir den kleinen roten Pfeilen an den Bäumen folgen mussten. Somit machten wir und auf die Suche nach einem, dass wir wieder auf Kurs waren. Gefunden! Weiter geht’s. Da wir die 2 Mädels nicht der Wildnis überlassen wollten, riefen wir ihnen zu, wo es effektiv lang geht. Wir denken, sie waren sehr froh darum.

    Der Regen setzte zu. Die Wege wurden glitschiger. Wir mussten uns nicht nue auf den Weg konzentrieren, sondern auch schauen, dass wir auf keine Wurzel stehen. Hier oben haben wir kaum Empfang. Ein Unfall wäre äusserst ungünstig. Da wir den selben Weg zurück wanderten, wussten wir auch, was uns alles noch erwartet.

    Nach 12.2km und 4.5h waren wir um kurz vor 16.00 Uhr zurück auf dem Parkplatz. Wir zogen unsere nassen Kleider aus und setzten uns in den Van. Zurück auf dem Camping gönnten wir uns eine lange warme Dusche. Für das Abendessen gingen wir in das nahe gelegene Zentrum und entschieden uns für das Restaurant Alice May. Ein coole Restaurant, benannt nach einer Mörderin aus Napier. Daraus wurde eine True Cime Story. Genau mein Ding! Die Story kann man sich übrigens auf Spotify anhören. Kurz: sie wurde von ihrem Mann verarscht und hintergangen. Aufgrund des Herausfindens seiner Taten, ergriff sie die weiteren Schritte. Wir assen ein leckeres Abendessen und nahmen je eine Nachspeise. Da Valentinstag war, gab es einen 2 für 1 Rabatt auf die Nachspeise. Mit vollen Mägen ging es für uns noch in die Bar nebenan für einen Absacker. Trotz morgentlicher Entäuschung, war es ein sehr cooler Tag geworden.

    https://open.spotify.com/episode/1tyodU6RZPJ3LQ…
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