Satellite
Show on map
  • Day 53

    Elefant Rocks, Malereien und Wallabys

    March 3 in New Zealand ⋅ ☁️ 16 °C

    Wieder einmal standen wir früh am Morgen auf, wollten wir doch einen Sonnenaufgang beobachten. Doof nur, dass wir völlig eingekesselt waren. Die einzige Möglichkeit auf ein paar gute Bilder bestand darin, früh an die Küste zu fahren. Wenige Minuten entfernt war ein toller Picknickplatz, diesen steuerten wir an. Den Camper stellten wir so hin, dass wir bei geöffneter Heckklappe den Sonnenaufgang beobachten konnten. Für ein Frühstück unter freiem Himmel wars uns definitiv zu kalt. Selbst den Kaffee kochten wir im Bus, da es draussen zu windig war.
    Als wir fertig gefrühstückt hatten fuhren wir sogleich weiter. Die Strecke war lang, unser Ziel noch ca. 430 km entfernt. Und viel zu entdecken. Erster Halt war bei den Elephant Rocks. Wie der Name erahnen lässt, handelt es sich dabei um Steine. Grosse Steine. Grosse, alte Steine. Aber Grosse alte Steine in tollen Formen. Ok, es sind grosse, hügelige Felsformationen, die entstanden, als vor etwa 23 bis 25 Millionen Jahren der abgelagerte fossilreiche Kalkstein erodierte, und das festere Material zurückblieb. Dieses erinnert aus der Ferne an Elefanten. War schon eindrücklich, wie klein man neben den uralten Riesen wirkte.
    Weiter hielten wir noch am Drehort von Arslan's Lager aus dem Film Narnia. Toll, die Felsformationen zu sehen, welche vor einigen Millionen Jahren noch etwa 100 Meter unter Wasser waren. Versteinerte Fossilien konnte man auch begutachten. Etwas weniger Alt waren dann die Maori Malereien am nächsten Halt. Auf einer uralten Route der Maoris liegen diese Felsformationen, die damals Schutz vor Wetter spendeten. Da es lange keine schriftliche Sprache bei den Maoris gab, wurden Entdeckungen, Geschichten und Legenden mit Gesang, Tanz, Schnitzereien oder mit Malereien weitergegeben. Wie genau der Fels bemalen wurde ist noch immer nicht zu Hundert Prozent sicher, ob z.B. die Künstler ihre Utensilien mit auf die Reisen nahmen, oder alles lokal beschafften ist bis heute nicht klar. Ausserdem wurden um 1900 viele Malereien entfernt, da man diese in Museen schaffen wollte. Tolle Idee, halt nur doof, wenn die Leinwand aus bröckeligem Kalkstein besteht. Deshalb sind von den entfernten Geschichten leider nur noch ganz wenige erhalten.
    Wir fuhren weiter zum Waitaki Dam. Mittlerweile glaube ich, hat Neuseeland wahrscheinlich kaum natürliche Seen, so viele Wasserkraftwerke und Staudämme wie wir jetzt schon gesehen haben.
    Das nächste Ziel war etwas ganz besonderes. Eine Wallaby-Auffangstation. Wir haben schon Warnschilder gesehen, Schilder mit Telefonnummern drauf, wo man sich melden konnte, falls man ein Wallaby sieht. Doch eine Auffangstation war uns neu. Da die Farm auf unserem Weg lag, gingen wir uns das ganze mal anschauen.
    Die Einfahrt zum Hof war eher schmal, abgesehen von einem Motorrad waren die 4 vorhandenen Parkfelder frei. Vor dem Haus waren unzählige Gummistiefel und Crocs deponiert, auf der anderen Seite schrie ständig ein Vogel irgendetwas. Die Türe war verschlossen. Gerade als wir uns umdrehten, hörten wir eine raue Frauenstimme, die meinte wir sollen kurz warten. Plötzlich kam eine alte Frau mit Gehstock ums Eck. Ihr Englisch nicht ganz so verständlich, fragte Sie nicht gross, was wir wollen, sagte den Preis pro Person, und dass sie nur Bargeld akzeptiere. Ok, cool. Wir haben Bargeld dabei, und Wallabys sahen wir beide noch nie. Es kostete etwas um die 10.- pro Person. Unsere Schuhe mussten wir gegen Crocs tauschen, um die Verbreitung irgendeiner Seuche zu verhindern. Aha, darum die vielen Schuhe. Wahrscheinlich sind die Gummistiefel für schlechtes Wetter.
    Die gesprächige alte Dame erzählte etwas über ihre Probleme mit der Bank und gleichzeitig von der Auffangstation. Diese betreibe sie schon seit unzähligen Jahren. Wir sollen einfach gut lesen. Und zuerst die Hände waschen. Hä? Warum müssen wir die Hände waschen? Zägg, da kam sie schon mit zwei Säckchen Futter auf uns zu. Ich war der Auserwählte und durfte den Testlauf machen. Wir sollen in die Hocke, wenn wir in den Gehegen seien, grosse Menschen mögen sie nicht. Ausserdem immer reden, um zu signalisieren, dass wir freundlich seien. Tiefer in die Hocke, meint die Dame ziemlich forsch. Ok, ich bleibe unten. Die Hände soll ich wie eine Schüssel formen, etwas Futter reinlegen, den Futtersack an meine Füsse legen, damit die gefrässigen Tiere diesen ständig sehen. Meine Hände seien nicht zu einer Schüssel geformt... ok... und ich solle noch tiefer in die Hocke. Wie Gollum kauere ich vor der alten Frau. Anstelle des einen Ringes halte ich Wallaby-Futter in den Händen. Bravo, meint sie plötzlich. Genau so sollen wir es machen. Während Sie zum Gatter vor den Gehegen läuft, richte ich mich auf. Diesmal fühle ich mich wie Gandalf der Graue.
    Wir sollen alle Schilder gut lesen, die Gehege seien als Rundkurs angelegt. Aber manchmal auch gerade. Und manchmal gebe es auch nichts. Aber eigentlich ganz klar. Nur lesen müsse man. Und kauern. Und reden. Super. Machen wir.
    Nach der äusserst anstrengenden Instruktion gings los. Jetzt waren wir mitten im Gehege der ersten Wallabys. Während ich mit den süssen Dingern redete, als wären wir jahrelange Kumpels, versuchte es Martina auf die etwas schüchterne Art. Doch beide Varianten führten zum Erfolg. Während dem Füttern kam mir noch in den Sinn, dass die Frau noch meinte, wenn wir die Wallabys fragen, ob wir sie streicheln dürfen, mit dem Englischen Wort pet, wüsten sie worum es geht, und wurden entweder bleiben um gestreichelt zu werden, oder davonhüpfen.
    Ein absolutes Highlight! Die Tiere waren so unglaublich Handzahm, und doch irgendwie misstrauisch, wie man auf dem einen Foto sehen kann. Wir waren total knapp 2 Stunden mit Füttern, streicheln und staunen beschäftigt. Tolle Sache.
    Doch es war schon spät, der Weg noch weit. Wir fuhren weiter Richtung Christchurch und bogen kurz vorher rechts in Richtung Akaroa ab. Die Fahrt zum Camping ein Traum. Die Fahrt entlang des Kraters, das hellblaue Meer, die grünen Wälder, einfach traumhaft.
    Wir checkten spät ein, neben uns zwei junge Damen aus Deutschland, von denen eine ganz nervös zum Auto rannte, um der Frau hinter der Theke ihre Autonummer zu nennen. Es sei ihre erste Nacht hier in Neuseeland. Lustig, denn für uns wars die letzte im Camper.
    Später konnte ich den jungen Abenteurern ordentlich viel Material von uns weitergeben. Salz, Salatsauce, Abwaschmittel, Sonnenschutz für die Frontscheibe, Schnur und noch einiges mehr. Somit ist auch nach unserer Reise vielleicht zumindest der Sonnenschutz noch unterwegs.
    Aber zu ende ist unser Abenteuer noch lange nicht. Das Abendessen war einfach aber sehr lecker. Mit grosser Vorfreude auf den morgigen Tag, und tollen Erlebnissen vom heutigen legten wir uns schlafen.
    Read more