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- Oct 10, 2024
- ☁️ 31 °C
- Altitude: 8 m
- Trinidad and TobagoDiego MartinChaguaramasChaguaramas River10°40’57” N 61°38’9” W
Ein Boot gehört nicht an Land
October 10 in Trinidad and Tobago ⋅ ☁️ 31 °C
Unser Flug von Miami startete ganz pünktlich, wir hatten gute Plätze mit ordentlich Beinfreiheit, und wir bekamen sogar ein Essen serviert, was für ein Flugzeugessen auch noch ganz gut schmeckte. In Port of Spain angekommen riefen wir unser Shuttle von der Peake Marina, welches uns kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Wir nannten dem Fahrer unser Ziel, er stutzte kurz und meinte dann okay. Wir hatten uns diesmal gegen das West Palm Hotel hinter der Peake‘s Marina entschieden und wollten im Hotel der Corel Cove Marina für 10 Tage übernachten. Dieses hatte ganz gute Bewertungen und war um einiges günstiger gewesen. Angekommen im Hotel standen wir erst einmal vor verschlossener Tür. Vereinbart war, dass wir bis 20:00 Uhr hier erscheinen sollten, es war aber gerade mal kurz nach sieben. Doris lief dann erst mal los, um irgendwelche Infos einzuholen. Nach ewiger Zeit kam sie zurück. Sie hatte mit einem Wachmann gesprochen, der auch zwei Couverts mit Schlüsseln hatte, aber unser Name stand nicht darauf. Nach mehreren Absprachen und längerem Warten - man war wieder in der Karibik - kam dann die Erleichterung, man schloss uns ein Zimmer auf, in dem wir übernachten konnten. Die Frau vom Office hatte unsere Ankunft schlichtweg vergessen. Soweit erst einmal gut abgegangen. Das Zimmer an sich war aber dann ein Witz. Winziges Waschbecken ohne Ablage, für mich ein no Go. Als Bettdecke nur eine Wolldecke ohne Bezug. Stühle, die selbst für Kinder zu klein sind, und kein Tisch. Für uns war gleich klar, hier bleiben wir nicht. Doris setzte nach einer schlaflosen Nacht gleich am nächsten Morgen alle Hebel in Bewegung, und wir fragten bei Peake nach, ob sie noch ein Zimmer für uns hätten. Sie hatten 🙂. Die Lage ungleich schöner, direkt am Wasser mit einer Terrasse davor. Die Zimmer neu eingerichtet, nicht riesig, aber zweckmäßig, mit Kühlschrank, Wasserkocher und sogar Toaster. Der Preis, naja, nicht ganz billig. Die Lage und die Nähe zum Boot ließen die Entscheidung jedoch leicht fallen. Zurück in das andere Hotel und die Sachen holen. Die Dame, die uns letzte Nacht versetzt hatte, hatte ein Einsehen und ließ uns ohne weiteres ziehen, obwohl wir für 10 Tage gebucht hatten, sicherlich auch durch ihr schlechtes Gewissen.
Die nächsten Tage wollten wir uns dann unserem Boot widmen. Es folgten aber gleich ein paar sehr unangenehme Überraschungen. Ich hatte unter unserem Salontisch viele Dosen Bier deponiert. Darunter 24 Dosen Radler. Diese waren komplett ausgelaufen und die Flüssigkeit hatte sich den Weg Richtung Teppich gesucht. Dieser hatte diese Flüssigkeit wahrscheinlich mit Begeisterung aufgesaugt. Die Brühe war mit der Zeit verdunstet, zurück blieb eine dunkelbraune Verfärbung des kleinen Wollteppiches, die all meinen Bemühungen diese zu beseitigen, trotzte. Unsere Recherchen ergaben, dass solche Dosen v.a. mit Kohlensäure ab etwa 60 Grad Celsius platzen können 😳.
Des Weiteren hatte ich alle Türen zu unseren Speisekammern abgelebt. Das Klebeband hatte aber der Hitze nicht ganz stand gehalten, was einige Krabbeltiere als willkommene Einladung aufgefasst hatten. Viel wurde schon von Rüsselkäfern erzählt, jetzt wissen wir auch wie diese aussehen. Doris hat sich gleich in die Schlacht begeben und einige kontaminierte Lebensmittel in den Müll befördert. Andere Lebensmittel kamen in eine Quarantänebox. Bei der Hitze an Bord alles keine leichte Aufgabe.
Das Schlimmste aber war… unser Gefrierschrank. Wir hatten unsere restlichen teuren und geliebten Tiefkühllebensmittel nicht so ohne weiteres wegschmeißen wollen, also beließen wir sie trotz aller gegenteiligen Ratschläge im Froster. Leider muss ich wohl aber aus Versehen dessen Sicherung ausgeschalten haben. Als ich den Schrank dann öffnete kam mir eine üble Duftwolke entgegen, unbeschreiblich. Doris versuchte den Schrank auszuräumen, vergeblich. Sie würgte immer heftiger und wurde plötzlich ganz rot im Gesicht. Also musste ich ran. Schade um unsere schönen Filets, schade um den schönen Bergkäse, keine Käse-Spätzle mehr, auf die wir uns schon gefreut hatten. Alles in schrecklichem Gestank aufgegangen. Der Geruch war so intensiv, dass er bis heute ein wenig in den Gummis der Einfrierboxen und in den Fächern des Eisschrankes steckt, trotz vieler Reinigungszyklen.
Als die ersten Schrecken verflogen waren, sollte es nun an erfreulichere Arbeiten gehen. Es ging aber nicht. Die unerträgliche Hitze gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit ließ uns förmlich auslaufen. Ich war zu keinem vernünftigen Denken geschweige denn Arbeiten in der Lage. Nach drei Tagen hatte man sich erst langsam wieder an das Klima gewöhnt. Unsere Handwerker waren informiert worden, dass es langsam Zeit wurde, die Arbeiten an unserem Boot fertigzustellen. Genannt seien hier unser Putzmeister „Mr. Clean“, der unserem Boot zu neuem herrlichem Glanz verhalf. Chris bescherte unserem Rigg ein neues stehendes Gut (das sind die ganzen Drahtseile, die unseren Mast halten). Falko hatte schon eine neue Wasserpumpe in den Generator eingebaut, da die alte das Kühlwasser nur noch ungenügend angesaugt hatte.
Erst ziemlich zum Ende kam noch einmal ein wunder Punkt auf die Tagesordnung: Unsere Ruderquadranten waren schon sehr abgearbeitet. Diese sind deutlich zu schwach dimensioniert und haben uns schon sehr oft Probleme bereitet. Eigentlich wollte ich noch vor unserer Abreise in die USA hier etwas in die Wege geleitet haben, aber …. Es gibt immer eine Ausrede. Jedenfalls baute ich 6 Tage vor Ende unseres Wertfaufenthaltes so ein Teil aus, und wir gingen zu einer empfohlenen Werkstatt. Diese war geschlossen. Eine weitere hätte das Material gehabt, wollte oder konnte uns aber auch nicht weiterhelfen. Auf einen weiteren Tipp hin landeten wir bei Wazied und seiner Werkstatt. Ein toller Typ, sehr freundlich und handwerklich begabt, so hatte ich den Eindruck. Ich schilderte ihm mit Hilfe von Doris Übersetzung mein Problem. Er hatte auch eine Lösung, wie er die Quadranten verstärken wollte. Das wirkliche Problem war die Zeit. Es war Mittwoch Nachmittag, und am Dienstag morgen sollte unsere Vitila ins Wasser. Wir verständigten uns auf eine Besichtigung der Ruderanlage auf unserem Boot am Donnerstag. Freitag wollte Wazied das Teil herstellen und Anschweißen lassen. Am Montag sollte dann der Einbau erfolgen. Ja geht doch 👍. Denkste, als wir am Montag unseren Leihwagen abholten, fuhren wir gleich nochmal bei Wazied vorbei um zu schauen, ob alles klar geht. Das Tor zu seiner Werkstatt um kurz vor neun war aber noch geschlossen, mir schwante nichts Gutes. Auch nach neun war noch Keiner da … Doris musste wieder ran, aber es ging Keiner ans Telefon. Eine kurze Textnachricht klärte etwas auf „Family emergency“. Was jetzt? Krantermin canceln? Einen neuen bekommen wir vielleicht erst in zwei oder drei Wochen. Ohne Ruder können wir aber nicht ins Wasser. Wir benachrichtigten Yvanna vom Peake Office („die Frau für alles“) über unser Problem. Sie schrieb, sie werde versuchen was möglich ist, der Krantermin konnte auch auf „nach Lunch“ aber auf keine genaue Zeit verschoben werden. Am späten Abend ging eine weitere Info über WhatsApp ein, dass Wazied am Dienstag Morgen seine Werkstatt wieder öffnen, die Quadranten fertigstellen und danach auch gleich einbauen wolle.
Am Dienstag um zwölf war jedoch von Wazied noch keine Spur zu sehen. Uns lief die Zeit davon! Doris bekam unseren Mechaniker über den Zaun zu sehen, in 20 min sei er da. Aber er kam wieder nicht. Nach einer weiteren Stunde, es war schon nach zwei, lief ich etwas ungehalten und gestresst zu ihm rüber. Er sass im Auto und wollte gerade zu uns kommen. Beim Einbau half ich Wazied, alles war fertig als wir schon ein Motorgeräusch hörten. Kam jetzt unser Travellift, um uns aus der Parklücke zu hieven?. Ich schaute noch mal schnell runter und kontrollierte, ob die Ruderblätter in der Flucht stehen. Doch was war das? Die Blätter standen nicht in der Flucht sondern um ca. 30° versetzt. Wazied hatte gleich eine Ahnung und vergrub sich erneut in einen Motorraum. Die Runderquadranten sind nach einer Seite abgewinkelt. Wir hatten sie auf beiden Seiten gleich herum eingebaut, sie müssen aber entgegengesetzt montiert werden. Der Quadrant sass aber jetzt so fest - wir hatten ihn zusätzlich mit Schraubensicherung befestigt - dass Wazied Mühe hatte, in wieder zu lösen. Nach einer Viertelstunde war auch diese Arbeit dann doch erledigt. Das Motorengeräusch vorhin war zum Glück noch nicht vom Lift gekommen 🙈.
Erst gegen vier kam dieser dann zu uns gerollt, hob uns hoch und brachte uns sicher ins Wasser. Jetzt kamen die bangen Minuten, ist alles dicht am Schiff, springen die Motoren an? Alles klappte auf Anhieb. Na geht doch. Ausparken aus der Box funktionierte auch gut und schon ging es der untergehenden Sonne entgegen auf der Suchen nach einem Ankerplatz.
Der war auch schnell gefunden und …, aber die Ankerwinsch gab leider keinen Mucks von sich. Ich überprüfte alles was man so schnell prüfen kann, ist der Motor an, ist die Fernbedienung in Ordnung, liegt Strom an? Alles war okay, aber es tat sich weiterhin nichts. Da die Sonne inzwischen am Untergehen war, mußten wir eine Entscheidung treffen. Wir fuhren wieder zurück und hielten Ausschau nach einer freien Boje, aber es waren alle besetzt, was nun?
Ich beschloß, wieder an unsere Ankerstelle zurückzumotoren und bereitete Plan B vor. Am Ankerplatz holte ich den Ersatzanker hervor, befestigte daran unsere Ankerbleileine und wir ließen diese über die Elektrowinsch der Segel hinab, fast die kompletten 50 m gingen ins Wasser. Der Anker wollte zunächst nicht halten, der Ankergrund in der berüchtigten Chaguaramas Bucht ist nicht gerade vom Feinsten….Ich ließ auch noch die letzten Meter rein. Endlich ging der ersehnte Ruck durchs Boot, Anker fest! Hier in dieser Drecksbrühe nach dem Anker zu Tauchen würde null Sinn machen und wäre möglicherweise sogar gefährlich. Inzwischen brach die Nacht herein.
Was lernen wir daraus? Beim Segeln sollte man immer einen Plan B haben. Bald sanken wir müde ins Bett, der Tag hatte nochmal viel Aufregung mit sich gebracht. Wir waren glücklich, überhaupt wieder im Wasser zu sein, dankbar dass zu guter Letzt noch alles geklappt hatte, und dankbar in den 4 Wochen Werftzeit so tolle hilfsbereite Menschen kennengelernt zu haben.
Alles in allem ist das Peak-Trockendock von der Organisation her, den Zimmern, dem Service und den Handwerkern sehr zu empfehlen. Allerdings sind alle Werften in Chaguaramas von der Hauptstadt und den Einkaufsmöglichkeiten in Port of Spain über 1/2 Stunde entfernt, so dass man oft auf Bus- und Shuttleverbindungen angewiesen ist. Und, Chaguaramas hat eine eigene Immigration- und Zollbehörde, wo man Ein- und Ausklarieren und - in möglichst demütiger geduldiger Haltung - und auch zum Abholen von zugesandten Päckchen antreten muss. Doch diese Erlebnisse würden einen ganzen weiteren Footprint füllen 😱.Read more
Traveler Sicher schön wieder auf dem Wasser zu sein. 👍😉
Traveler Liebe Doris & Uwe, also das mit der Kühltruhe war ja in der Tat ärgerlich, but that`s life 😅 Wie ist das mit Ankerwinch ausgegangen? LG
Traveler Hallo Othmar, der Strom für das Relais kommt über einen Sicherheitstromkreis, sprich der Motor auf Steuerbord muss laufen. Hier lagen aber nur knapp 9 Volt an, dadurch hat das Relais nicht ausgelöst. Mich hat das eh schon lange gestört. Strom kommt jetzt ganz normal über die Batterie und am Steuerstand hab ich jetzt einen Schalter, wo ich die Ankerbedienung frei schalten kann. LG Uwe
Traveler 👌😀