• Japan sayounara - ein Rückblick

    April 16 in South Korea ⋅ ☁️ 13 °C

    Wir sind nach 6 Stunden Überfahrt mit der Fähre von Fukuoka durch das Ostchinesische Meer in Busan in Südkorea vor Anker gegangen.

    Zeit zu resümieren!

    Barbara:

    Erst hier in Japan merke ich, wie eingeschränkt unsere Erwartungen in Deutschland sind bezüglich Dienstleistungen, Sauberkeit, Höflichkeit und Pünktlichkeit.
    Wir waren sehr erstaunt, dass jeder Zug oder Bus pünktlich genau an dem angekündigten Gleis abfährt. Die japanischen Prozesse (Prozesse, ein Zauberwort für IT-ler in Deutschland, die entweder kompliziert oder noch zu entwickeln sind) sind hier sehr einfach strukturiert für die Kunden. Eingang über Ticketschranken zu den Gleisen und beim Ankommen das Ticket wieder durch die Schranke schieben. Macht Kontrollen im Zug überflüssig. Im Bus hinten einsteigen und vorne aussteigen und bezahlen. Die Markierungen am Bahnsteig, wo die Wagen des Zuges zu stehen kommen nebst Markierungen für die Aufreihung der Zusteigenden. Die Zugtaktung ist unglaublich, d.h. Gleise und Züge müssen in einem 1A Zustand sein. DB-Management fahre nach Japan und lerne!

    Überall stehen Menschen bereit, um einem weiterzuhelfen und sie tun es sehr freundlich und höflich.

    Auf Sauberkeit wird streng geachtet. Schuhe aus beim Eintreten ins Haus, Wechsel zu Hauslatschen, bei Tatamiböden im Zimmer diese ebenfalls ausziehen und strumpfsockig weiter. Dafür in der Toilette wieder gesonderte Schlappen.

    In den Straßen nirgendwo Abfall oder ausgespuckter Kaugummi oder Kippen. Die meisten Straßen sind Non-Smoking-Areas mit Raucher-Kabüffchen.

    Meine Highlights für Japan:

    Das Wiedersehen mit Toru nach 13 Jahren genauso herzlich und zugewandt wie wir uns seinerzeit verabschiedet haben.

    Radtour Shimanami Kaido über Brücken, Inseln und Kirschblüten. Das war ein großartiges Erlebnis mit tollen Ausblicken und Gott sei Dank den starken Wind im Rücken. Ich habe mir noch zusätzlich einen Akku am Fahrrad gegönnt.

    Die Freundlichkeit, Höflichkeit, Fröhlichkeit, Hilfsbereitschaft und das ruhige, angenehme Verhalten der Menschen. Kein Angiften, Stinkefinger, Anrempeln und unflätige Beschimpfungen, wie es bei uns inzwischen üblich ist.

    Die Baukunst in den Tempeln und Schreinen, die spektakulären Hochhäuser, die wunderbaren Gartenanlagen mit unserem guten Timing für blühende Kamelien und Azaleen.

    Hiroshima hat mich emotional richtig gepackt an den Gedenkstätten. In vielen Bezeichnungen findet sich das Wort Peace, überall Bilder zum Wiederaufbau. Es ist eine moderne Stadt, eine Altstadt oder kleine Häuser sind im Stadtkern nicht zu finden.

    Für mich (als Einwohnerin eines sehr zersiedelten Landes) die Diskrepanz einerseits von riesigen Städten voller Menschen und andererseits großer Teile unbewohnter, bewaldeter Bergwelt.
    Das Transportwesen für Menschen einfach und genial.

    Dirk

    Es ist an der Zeit offenzulegen,
    - dass sich Barbara um alles Organisatiorische kümmert. Wann und auf welchem Gleis fährt der Shinkansen ab. Wie kommen wir zum Bahnhof. Hotel buchen. Highlights in Kyoto abchecken. (Was ihrem Kontrolletismus sehr entgegenkommt.)
    - dass wir gemeinsam klären, für wie lange wir als nächstes wohin fahren.
    - dass ich alles Erwähnenswerte unserer Reise dokumentiere, die Spiegelreflexbilder über den Laptop verkleinert auf das Smartphone lade, den Blogbeitrag erstelle, ihn Barbara redigieren lasse und veröffentliche.

    Meine Top Five:

    Das Wiedersehen mit Toru ist meine Nummer 1. Wir waren nach 13 Jahren auf Anhieb wieder vertraut miteinander, er hat uns seine Orte gezeigt und Japan ein Stück näher gebracht.

    Japan hat mir auf unserer Reise immer besser gefallen. Vor allem die höflichen, kirschblütenbegeisterten und hilfsbereiten Menschen unterwegs. Und die herzlichen, neugierigen und offenen Menschen, die wir ein bisschen näher kennengelernt haben.

    Von daher landet bei mir die kleine Musikkneipe in Kokura auf Platz 2. Wo wir zwei emotionale Abende mit der Wirtin, den Musikern und Gästen verbracht haben. Der Funke ist einfach übergeflogen. Selbst der Tontechnik-Knorzel hinter der Theke lag mir beim Abschied in den Armen.

    Platz 3 gehört unserer wunderbaren Radtour entlang des Shimanami Kaido. Zwei Tage draußen, ständig in Bewegung, Meer, Sonne, Rückenwind, Inseln, hohe lange Brücken.

    Platz 4 gehört dem verrückten Tokyo! SchweinchenStreichelEtablissements, SakimiStyleGirlsBand, HundeDenkmal, HundeSchmuseRäume, LoveHotels für beengt lebende Paare, überfüllte TrendEinkaufsStraßen, laut plärrende LKWs mit Werbung.

    Platz 5 gehört dem Gegenteil von Platz 4, dem traditionellen Japan: Das Bergheim in Kiso mit dem BastmattenZimmer mit Futons, SchneidersitzTisch und Kimono Nachthemden und Bademänteln, der Onsen, das vielfältige, fischlastige Essen in kleinen Schüsseln und Schälchen.

    Wermutstropfen: Wir waren öfters am Meer, wo ich einfach gerne reingesprungen wäre oder mich in den Sand gelegt hätte. Dafür war es leider noch viel zu kalt. Zwei Monate später wäre es warm genug gewesen, aber dann hätten wir auch keine Kirschblüten mehr gehabt.

    Und damit komme ich zum Schluss zur erschüttersten und gemeinsten Erkenntnis über Japan: Niemand kennt hier Kirschen! 🍒 Die Staubblätter der Japanischen Zierkirsche-Sorten sind in zusätzliche Kronblätter umgewandelt, die den Bienchen den Weg zum Nektar versperren 😲 und damit eine Bestäubung unmöglich machen.
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