• Ute Plank
August 2025

Sketchen in Poznan

Ich zeichne in der schönen Stadt Posen- Höhepunkt der Reise wird das Internationale Urban Sketcher Symposium sein. Read more
  • Trip start
    August 18, 2025

    Langer Weg zum Rynek in Poznan

    August 18 in Poland ⋅ 🌙 17 °C

    Ein langer Tag, durchsetzt von Nickerchen- immerhin fing er schon vor 3:00 Uhr morgens an. Bei schönsten Flugwetter konnte man aus den Flugzeugfenstern allerhand sehen. Die Ankunft in Posen fühlte sich so surreal an, wie es bei Müdigkeit manchmal ist, aber mein Quartier mitten in der Altstadt war schon bezugsfertig und so konnte ich später am Nachmittag doch erfrischt das Viertel um den historischen Rathausplatz erforschen. Dort kann man sich an prachtvollen Gebäuden gar nicht satt sehen. Der“Rynek“ muss mit seinem riesigen Karree einer der schönsten in Europa sein, umgeben von
    schmucken Gebäuden und dem seltsam eklektischen Rathaus. Die kleinen Bürgerhäuser mit dem hübschen Sgraffito ziehen alle Blicke auf sich, auch die der vielen Zeichner, die schon jetzt die Stadt bevölkern. Übermorgen beginnt das Symposium der Urban Sketcher, dann reisen die Zeichenfreudigen aus aller Welt an. Die Urban Sketcher sind eine lose Verbindung mit „Kapiteln“ in vielen Städten der Welt. Das Symposium findet jedes Jahr in einem anderen Land statt. Zuletzt war ich in Amsterdam dabei, seitdem war es immer zu weit weg. Ich bummle durch die barocke Stanislaus-Kirche und die vielen Gassen und zeichne Zeichner, was ich immer gern mag. Abends ist noch einmal eine besondere Stimmung mit Straßenmusik und südlichem Flair.
    Read more

  • Sankt Martins Hörnchen

    August 19 in Poland ⋅ ☀️ 20 °C

    Der Tag heute war so ereignisreich und mit schönen Dingen angefüllt, dass ich gar nicht weiß, ob ich mich an alles erinnern kann. Ich hatte mir ein kleines Frühstückskaffee in der Nähe meiner Unterkunft ausgewählt. Eine reizende kleine Hinterhof mit Bäumen und absolut ungewöhnliche und köstliche Frühstückskreationen. Eine gute Stärkung für den langen Fußweg auf die Kathedralen-Insel! Dort hat im Jahre 1025 die Geschichte Posen mit einer Siedlung und recht früh auch mit einem Kirchenbau begonnen. Nicht nur an den Klinkerbauten ist der Einfluss der Deutschen zu erkennen. Offenbar hat sich eine große Gruppe von Menschen aus Bamberg irgendwann in der Geschichte in Posen angesiedelt und deswegen ist der Posener Dialekt nicht nur ein Singsang, den man sonst in Polen nicht so hört, sondern auch zu einem Drittel von deutschen Worten geprägt. Am Marktplatz gibt es ein Lokal, das auch im Namen „Bambergu“ an diese Zeit erinnert. Der Fußmarsch lohnt sich. Auch wenn man in ganz Posen interessante Wandmalereien findet – dazu folgt noch mal ein extra Eintrag – ist das bei weitem schönste Wandgemälde das auf der Kathedralen Insel. Es ist eines der ersten, dass die Stadt direkt in Auftrag gegeben hat, um eine langweilige Fassade auf zu hübschen und Beispiele wie dieses findet man in der ganzen Stadt verteilt.
    Weil es ganz nahe an meiner Unterkunft und heute auch noch umsonst ist, besuche ich noch das Königsschloss. Der Bau, an einer Stelle, an der immer die Könige Polens gewohnt hatten, wurde mehrfach zerstört und diese Variante erst zwischen 2012 und 2016 errichtet. Ich habe die Kunstgewerbeschau links liegen lassen und nur den Turm mit seinen 130 Stufen bestiegen. Von dort hat man einen der schönsten Fernblicke der Stadt.
    Nachmittags habe ich mich für zwei aufeinanderfolgende Sitzungen im Muzeum Rogalowe angemeldet. Das „rogal świętomarciński“ geht auf einen Bäcker im Mittelalter zurück, der für die Armen etwas Gutes tun wollte. Sankt Martin erschien ihm im Traum und sagte etwas wie „sharing is Caring“. Und so gab in Zukunft der Bäcker die hufeisenförmigen Hörnchen an die Armen der Stadt ab. Diese charmante Geschichte haben uns die nicht minder charmanten Akteure der Back Show erzählt, in die die Zuschauer mit einbezogen werden. Den Teig kneten, ausrollen, füllen, aufrollen und glasieren – bei all diesen Tätigkeiten kann man mithelfen. Ich habe mir die Show einmal auf Englisch und einmal auf Polnisch angesehen, so war Zeit für eine ausführliche Zeichnung. Das hat mir nach dem Tempozeichnen der letzten Woche gut getan. Von den Fenstern des Museums hat man einen ausgezeichneten Blick auf die zwei Ziegenböcke, Wahrzeichen der Stadt Posen, die zur Mittagszeit wie beim Männleinlaufen aus ihrem Türchen am Rathausturm kommen und mit ruckartigen Bewegungen ihre Köpfe aneinander stoßen. Ihre Geschichte würde jetzt hier zu weit führen. Die zwei Croissant-Bäcker sind jedenfalls überrascht und beglückt, dass jemand sie gemalt hat!
    Das Wetter ist so strahlend, dass das Zeichnen im Freien fast zu anstrengend wird. Morgen beginnt das Symposium, ich bin schon sehr gespannt.
    Read more

  • Das Symposium beginnt

    August 20 in Poland ⋅ ⛅ 24 °C

    Am Nachmittag ist es endlich soweit und das Symposium beginnt im Novotel von Posen, das die Kapazitäten hat, über 500 Zeichner zu versammeln – von denen übrigens 250 zum ersten Mal teilnehmen. Das spricht für die integrierenden Kraft des gemeinsamen Zeichnens. Das Motto der Urban Sketcher lautet so: „We show the world, one drawing at a time!“ („Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung!“). Diese einfache zentrale Idee treibt das Urban-Sketchers-Projekt an, die Welt zu zeichnen und die in diesem Kontext entstandenen Arbeiten via soziale Netzwerke zu teilen. Die Bewegung ist integrativ, ob professioneller Künstler oder begeisterter Amateur, unabhängig vom Können sind alle willkommen. (Wikipedia). Und hier sind sie nun alle, angereist von allen Händen der Welt. Die Festivalpässe sind so begehrt, dass sie 5 Minuten nach Erscheinen ausverkauft sind. Hier sind also lauter glückliche Menschen, die schnell genug waren. In der Stadt halten sich aber auch unzählige Zeichner auf, die keinen Festival-Pass ergattern konnten und mit selbst gebastelten Namensschildern herumlaufen, auf denen „Independent Sketcher“ (unabhängiger Zeichner) steht. Vor dem offiziellen Empfang kann man den Kunstmarkt besuchen, wo es Pinsel, Skizzenbücher, Farben, Tinten und sonst noch alles gibt, was das ZeichenHerz begehrt. Ich kenne keinen Zeichner, der nicht ganz wild auf neue Materialien ist. Deswegen ist die so genannte Goodie Bag, die von den Sponsoren der Veranstaltung ausgegeben wird auch heiß begehrt. Diesmal ist sie wirklich wieder mit interessanten und innovativen und sehr sehr ansprechenden Produkten gefüllt. Die vielen Organisatoren des Festivals, übrigens alle unbezahlte, freiwillige, erzählen, wie das Festival ablaufen wird und wie es zu Stande kam. Wir lernen gemeinsam ein bisschen polnisch. Höhepunkt des Abends für mich ist aber der Auftritt der Bambers. Sie feiern heute noch die Einwanderung von Bamberger Bürgern 1719 nach Posen und sind in ihrer prachtvollen Tracht immer mal wieder im Stadtbild zu finden. Ich spreche mit einer der jungen Frauen, sie hat Bamberg schon dreimal besucht und wird wiederkommen, weil es dort so schön ist. Auf der Bühne führen die Bambers vor, wie aufwändig es ist, dieses Kostüm anzuziehen und wie viele Teile es enthält. Der Abend klingt mit Wein und Häppchen aus.Read more

  • Sketcher-Invasion

    August 20 in Germany ⋅ ☁️ 28 °C

    Hast du dich beim Zeichnen in der Öffentlichkeit schon einmal befangen gefühlt? Ein Symposium wie das der Urban Sketcher kann dir diese Scheu nehmen, denn da sitzen Zeichner an jeder Straßenecke. Die Leute laufen einfach vorbei oder sind interessiert- vielleicht steckst du jemanden mit deiner Begeisterung fürs Zeichnen an!Read more

  • Südkorea, Galway, Texas

    August 20 in Poland ⋅ 🌙 17 °C

    … Das umfasst wohl so ungefähr das Spektrum an Bekanntschaften, die ich allein am Morgen gemacht habe. Eigentlich wollte ich nur meine Zeichnung von den Sketchern vor den Bürgerhäusern Fertigstellen. Dort hat sich aber bereits ein Sketsche – Kapitel aus Südkorea eingefunden. Das war vielleicht ein Hallo! Die Gruppe war lebhaft und gesellig und sehr Inklusiv – und ihr zeichnerisches Niveau, wie man auf den Bildern sehen kann, sehr hoch. Ich komme gar nicht so richtig zum zeichnen, so viel ist geboten. Das polnische Radio schaut vorbei, neue Bekanntschaften und alte Freunde werden gleichermaßen enthusiastisch begrüßt. Einer Passantin, die großes Interesse zeigt, wird eine Portrait-Sitzung angeboten, die sie, völlig überwältigt, gerne annimmt. Punkt zwölf schlagen die Glocken am Rathaus und die Ziegenböcke erscheinen, um ihre Köpfe aneinander zu stoßen, die sich gar nicht berühren. “ Wenn nur die menschlichen Aggressionen auch so sanft wären“, seufzt Eithna. Für dieses Spektakel versammeln sich zuverlässig Hunderte von Menschen auf dem Rathausplatz und das kleine, wenig sensationelle Ereignis wird mit Ohs und Ahs und großem Applaus honoriert.
    Sticker werden ausgetauscht das ist ein Sketcher– Ritual, kleine Aufkleber mit dem eigenen Namen und irgendeiner Form der Kontaktmöglichkeit werden wie Bonbons gegenseitig verteilt. Eithna aus Galway und ich staunen nur so, was die südkoreanische Gruppe an zeichnerische Qualität hinlegt. Eithna findet einen guten Vergleich: „es ist, wie wenn ich einen Tennisschläger auf dem Dachboden gefunden hätte und würde beschließen, nach Wimbledon zu gehen. So fühle ich mich heute.“
    Nach dem Großereignis am Marktplatz gehe ich zu einer Pierogimanufaktur, bei der man durch ein Fenster den Frauen beim Falten und kneten von Pierogi zusehen kann.
    Mit Zeichensprache erbitte ich die Erlaubnis, die Puggy Meisterin Zeichen zu dürfen, und an ihrem Gesicht kann man die Freude ablesen. Hinterher wird die Zeichnung mehrfach fotografiert und ich werde mit fröhlichem winken entlassen. Pierogi habe ich übrigens auch gegessen.
    Read more

  • Lernen und Verbinden

    August 21 in Poland ⋅ ☀️ 16 °C

    Der Tag startet mit einem Vortrag über die Auswirkungen des Zeichnens ( und Schreibens) per Hand auf das Gehirn. Fazit: es führt zu Neuroplastizität, der Bildung von neuen Verbindungen zwischen den grauen Zellen!
    Der Lehrer meines ersten (und leider einzigen Workshops), Fred Lynch, College-Professor aus den Staaten, vertieft das auf einer anderen Ebene: „ Wir Zeichner sehen mehr, wir sehen genauer hin, wir entdecken Dinge, die andere übersehen und machen sie so sichtbar!“ Er ist ein lebhafter, fesselnder Redner und schickt uns „Hunting and Gathering“, jagen und sammeln, gleichartige Dinge finden und in kleinen Sammlungen auf einer Seite zusammen zu stellen. Zunächst sammle ich Sketcher, über die man inzwischen überall stolpert. Unweigerlich gerate ich dabei auf die Seite von Pete Scully aus London, der zeichnet, als sei sein kleines Skizzenbuch an seinen Händen festgewachsen- einfach pausenlos. Nachmittags habe ich eine „Demo“ bei Andrew James aus Neuseeland gebucht. Das ist eine etwas kompaktere Vorführung. Andrew James‘ Thema ist „Divide and Conquer“, teile und siege. Er behandelt, wie man eine komplizierte Szene in kleinere Teile bricht und sich so nach und nach voran arbeitet. Dazu hat er sich ein Buffet mit vielen Flaschen, Kaffeemühlen und anderem Krimskrams ausgesucht und zwar ausgerechnet im Muzeum der Bamberger! So begegnen wir uns noch einmal und die Belegschaft, die extra für uns aufgesperrt und ein reizendes kleines Mädchen als Empfangsdame angeheuert hat, ist entzückt, als ich erzähle, dass ich nicht weit von Bamberg lebe. Ich lasse die Demo zurück und bekomme eine Privatführung in passablem Deutsch vom Vorsitzenden des Vereins. Zwei junge Frauen helfen mir, meine Zeichnung von gestern mit den polnischen Begriffen zu beschriften und erzählen, dass sie sich einmal im Monat treffen, um an Stickereien zu arbeiten und zu schwätzen, was sie neben ihrem anstrengenden Studium sehr entspannend finden. Die prachtvollen Blumenkronen trugen übrigens nur die unverheirateten Frauen. Dann kamen sie, wie in einer Vitrine gezeigt, „unter die Haube“. Obwohl noch ein „Sketchwalk“ und „Drink und Draw“ winken, beschließe ich den Tag hier.
    Read more

  • Wandgemälde

    August 21 in Poland ⋅ ⛅ 22 °C

    Posen hat einen erfrischenden Anteil an schön gestalteten Wandbildern, einige davon von der Stadt selbst in Auftrag gegeben. Das eindrucksvollste ist im Stadtteil Sròdka auf der Kathedraleninsel zu finden: die Trompe-l‘oeil-Malerei verwirrt das Auge sogar, wenn man davor steht.
    Und überall sind die kleinen Periskop-Männchen zu entdecken, sogar in einer Ampel! Sie sind eine Schöpfung des Street Art Künstlers NoriakiNoriaki und inzwischen zum Maskottchen der Stadt und auch unseres Symposiums geworden!
    Read more

  • Warum macht mich dieser Anblick müde?

    Heimwärts

    August 22 in Germany ⋅ ☀️ 16 °C

    Für mich endet das Symposium verfrüht- ich bin unterwegs nach Kloster Triefenstein, wo ein ganz eigenes Kunst-Symposium stattfinden wird und ich einen einwöchigen Workshop zum Thema „Menschen zeichnen“ halten werde. Ich bin sozusagen aufgewärmt.
    Um drei Uhr breche ich Richtung Flughafen auf und staune, dass doch einige Menschen auf der Straße sind und nicht erst im Bus zum Flughafen, den ich nach einem unfreiwilligen Sprint erreiche. Czeszc, Poznan, du warst gut zu mir!
    Read more

    Trip end
    August 22, 2025